Warum Sex Spass macht
entspricht Fords Achsbolzenprinzip bis auf eine einzige Ausnahme: Praktisch alle seine Teile sind zur gleichen Zeit abgenutzt. Die Gesetzmäßigkeit gilt sogar für die Fortpflanzungsorgane der Männer; sie werden zwar nicht plötzlich funktionsunfähig, aber allmählich schleichen sich – von Mann zu Mann in unterschiedlichem Ausmaß – immer mehr Störungen ein, zum Beispiel die Prostatavergrößerung und die abnehmende Zahl der Samenzellen. Ebenso gilt das Achsbolzenprinzip für den Körper der Tiere. Fängt man sie in freier Wildbahn, findet man kaum Anzeichen für altersbedingten Verfall, denn ein Wildtier stirbt meist durch natürliche Feinde oder Unfälle, bevor sein Organismus merklich geschädigt ist. In Zoos und Laborkäfigen dagegen zeigen Tiere ebenso an allen Körperteilen den altersbedingten Verfall wie wir.
Diese traurige Erkenntnis erstreckt sich auch auf die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane der Tiere. Bei Rhesusaffenweibchen ist um das dreißigste Lebensjahr herum der Vorrat an funktionsfähigen Eizellen aufgebraucht; bei älteren Kaninchen funktioniert die Befruchtung nicht mehr zuverlässig; alternde Kaninchen-, Hamster- und Mäuseweibchen besitzen einen zunehmenden Anteil anormaler Eizellen, und ebenso führt bei Hamstern, Mäusen und Kaninchen auch die Alterung der Gebärmutter zu immer mehr nicht lebensfähigen Embryonen. Die weiblichen Fortpflanzungsorgane der Tiere sind also ein Mikrokosmos des ganzen Körpers: Alles, was mit den Jahren schiefgehen kann, geht vielleicht auch tatsächlich schief – bei einzelnen Individuen in unterschiedlichem Alter.
Die krasse Ausnahme vom Achsbolzenprinzip sind die Wechseljahre der Menschen. Bei allen Frauen vollziehen sie sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne schon Jahrzehnte vor dem voraussichtlichen Todeszeitpunkt, sogar bei vielen Frauen in Kulturen von Jägern und Sammlern. Die banale physiologische Ursache – die Erschöpfung des Eizellenvorrats – wäre durch eine einzige Mutation zu beseitigen, welche die Eizellen langsamer absterben oder nicht so schnell unempfindlich für Hormone werden läßt. Die Wechseljahre waren offensichtlich keine physiologische Zwangsläufigkeit, und auch im Hinblick auf die Säugetiere im allgemeinen hatte ihre Evolution nichts Unvermeidliches. Statt dessen wurden die Frauen – aber nicht die Männer – während der letzten paar Millionen Jahre von der natürlichen Selektion gezielt darauf programmiert, die Fortpflanzung frühzeitig einzustellen. Diese vorzeitige Alterung überrascht vor allem deshalb, weil sie einem übermächtigen Trend widerspricht: In anderer Hinsicht hat sich bei uns Menschen keine vorzeitige, sondern eine verzögerte Alterung entwickelt.
Jede Theorie über die entwicklungsgeschichtlichen Grundlagen der weiblichen Wechseljahre muß erklären, warum die scheinbar kontraproduktive Strategie, weniger Babys hervorzubringen, letztlich zur Produktion von mehr Babys führt. Wenn eine Frau älter wird, kann sie offenbar die Anzahl der Menschen, die ihre Gene tragen, besser steigern, wenn sie sich den vorhandenen Kindern, den potentiellen Enkelkindern und anderen Verwandten widmet, statt selbst noch ein weiteres Kind zur Welt zu bringen.
Der evolutionsbezogene Gedankengang geht von mehreren grausamen Tatsachen aus. Unter anderem sind Menschenkinder viel länger von den Eltern abhängig als die Jungen aller anderen Tierarten. Ein kleiner Schimpanse sammelt seine erste eigene Nahrung, sobald er von der Mutter nicht mehr gestillt wird, und greift sie meist mit den eigenen Händen. (Daß Schimpansen Werkzeuge für die Nahrungssuche benutzen und beispielsweise mit Grashalmen nach Termiten stochern oder Nüsse mit Steinen knacken, ist für die Wissenschaft von großem Interesse, aber für die Ernährung der Schimpansen hat es nur eine untergeordnete Bedeutung.) Auch zur Zubereitung der Nahrung benutzt das Schimpansenjunge seine Hände. Menschliche Jäger und Sammler dagegen beschaffen sich ihre Nahrung zum größten Teil mit Werkzeugen, beispielsweise mit Grabstöcken, Netzen, Speeren und Körben. Auch die Zubereitung – Schälen, Mahlen, Kleinschneiden und so weiter – erfolgt bei Menschen meist mit Hilfsmitteln, und gegart wird die Nahrung über dem Feuer. Gegen Raubtiere schützen wir uns nicht wie andere Beutetiere mit unseren Zähnen und kräftigen Muskeln, sondern ebenfalls mit unseren Werkzeugen. Schon die Handhabung solcher Gerätschaften liegt völlig jenseits aller
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