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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Mäuse, sind bei den Reparaturen geizig, bringen schnell Junge zur Welt und sterben früh. Andere, wie wir, investieren viel in die Reparaturen, leben fast ein Jahrhundert lang und haben ein Dutzend Kinder (wenn es sich um eine Hutterer-Frau handelt) oder auch über tausend Nachkommen (wie der Kaiser Ismail der Blutrünstige). Unsere jährliche Babyproduktion ist geringer als die der Mäuse (selbst wenn man Ismail ist), aber dafür haben wir mehr Jahre, in denen wir sie aufrechterhalten können.
    Als wichtiger Faktor, der in der Evolution über die biologische Investition in die Reparaturen bestimmt – und damit auch über die Lebensdauer unter den bestmöglichen Umständen –, stellt sich die Todesgefahr durch Unfälle und schlechte Bedingungen heraus. Man steckt nicht viel Geld in die Wartung seines Taxis, wenn man in Teheran Taxifahrer ist, wo selbst der vorsichtigste Autofahrer sich alle paar Wochen eine Beule im Kotflügel holt. Statt dessen spart man sich lieber das Geld und kauftdas nächste Taxi, wenn es sich nicht mehr vermeiden läßt. Ganz ähnlich ergeht es auch Tieren, deren Lebensweise in hohem Maße das Risiko des Unfalltodes birgt: Sie sind von der Evolution darauf programmiert, die Reparaturen hintanzustellen und schnell zu altern, auch wenn sie in der satten Sicherheit eines Laborkäfigs zu Hause sind. Mäuse, die in freier Wildbahn häufig natürlichen Feinden zum Opfer fallen, sind entwicklungsgeschichtlich dazu bestimmt, wenig in Reparaturen zu investieren und schneller zu altern als ähnlich große, in Käfigen lebende Vögel, die ihren Feinden in freier Wildbahn fliegend entkommen können. Schildkröten, die in der Natur durch ihren Panzer geschützt sind, altern aufgrund ihrer Programmierung noch langsamer als andere Reptilien, und Stachelschweine mit ihren schützenden Stacheln altern nicht so schnell wie andere Säugetiere von vergleichbarer Größe.
    Dieses allgemeine Prinzip gilt auch für uns und unsere Verwandten, die Menschenaffen. Für Menschen der Frühzeit, die meist auf dem Erdboden gingen und sich mit Speeren oder Feuer verteidigten, war die Lebensgefahr durch Raubtiere oder Stürze geringer als bei den auf Bäumen lebenden Affen. Die Auswirkungen dieser entwicklungsgeschichtlichen Programmierung bemerken wir noch heute: Wir leben mehrere Jahrzehnte länger als Menschenaffen im Zoo, deren Sicherheits-, Gesundheits- und Ernährungsstandards unseren eigenen ähneln. Wir müssen in den letzten sieben Millionen Jahren bessere Reparaturmechanismen und eine langsamere Alterung entwickelt haben, also seit jener Zeit, als wir uns von den Menschenaffen abspalteten, von den Bäumen herabstiegen und uns mit Speeren, Steinen und Feuer verteidigten.
    Ähnliche Überlegungen gelten auch für die schmerzliche Erfahrung, daß mit zunehmendem Alter alles in unserem Körper verfällt. Leider ist diese traurige Tatsache der Evolution die kosteneffi zienteste Lösung. Einen Teil unseres Körpers ständig so gut zu reparieren, daß er alle anderen Teile und damit die voraussichtliche Lebensspanne überdauert, wäre eine Vergeudung von Biosyntheseenergie, die sonst in die Produktion von Nachkommen fließen könnte. Am effi zientesten ist ein Organismus konstruiert, wenn alle Teile ungefähr zur gleichen Zeit verschlissen sind.
    Die gleiche Gesetzmäßigkeit gilt natürlich auch für vom Menschen gebaute Maschinen. Ein schönes Beispiel findet sich in einer Geschichte über Henry Ford, das Genie der kostengünstigen Automobilproduktion. Er schickte eines Tages ein paar Angestellte auf Schrottplätze mit der Anweisung, den Zustand der in verschrotteten Wagen verbliebenen Teile des Modells T zu untersuchen. Die Arbeiter kamen mit der scheinbar enttäuschenden Nachricht zurück, an fast allen Bauteilen seien Anzeichen des Verschleißes zu erkennen. Es gab nur eine Ausnahme: Die Achsbolzen waren praktisch überhaupt nicht abgenutzt. Zur Überraschung der Mitarbeiter zeigte Henry Ford sich keineswegs stolz auf die gut gefertigten Achsbolzen, sondern er erklärte, diese Teile seien zu gut konstruiert, und man solle sie in Zukunft billiger herstellen. Fords Schlußfolgerung verletzt vielleicht unser Ideal vom Handwerk, auf das man stolz sein kann, aber wirtschaftlich ist sie sinnvoll: Er hatte tatsächlich Geld für langlebige Achsbolzen verschwendet, die länger hielten als die Autos, in denen sie eingebaut waren.
    Auch die Konstruktion unseres Körpers, die sich durch natürliche Selektion entwickelt hat,

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