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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Solitär gespielt, und das Haus in Boston war dunkel und leer.
    Martin war einer Panik nahe. Er brannte darauf, mit ihr zu reden. Diese wahnwitzige Trennung musste ein Ende haben. In letzter Zeit kreisten seine Gedanken ständig um den Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, im Flugzeug nach Boston, mit Kylie. Er erinnerte sich wieder, wie sie sich schützend über Kylie gebeugt und ihn argwöhnisch angeblickt hatte, als ahnte sie, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte und sie ihr Kind vor ihm beschützen musste.
    Welche Art Mann würde seine Familie einfach so sang- und klanglos verlassen?
    Martin hatte es sogar zweimal fertig gebracht. Anscheinend war Mays Intuition bei ihrer ersten Begegnung richtig gewesen. Sie wusste, wie man liebte, Martin kannte jedoch nur Wut und Hass. Als er seinen Wagen am Beacon Hill geparkt hatte, starrte er zu dem leeren Haus hinauf, prüfte erneut seine Sehschärfe. Wo mochte sie sein, wenn nicht hier und nicht im Bridal Barn? Morgen war Kylies Geburtstag. Hatten sie die Geburtstagsparty im Eisstadion abgesagt, um weit wegzufahren und irgendwo anders zu feiern?

17
    D as Back-Bay-Eisstadion hallte von Gelächter und Musik wider. Viele Kinder nahmen hier freitags abends am Eislaufunterricht teil und hatten ihren eigenen Spind, in der sie ihre Ausrüstung verwahrten. An diesem Sonntag im Mai, dem Tag ihrer Geburtstagsparty, stand Kylie hinter der halbhohen Trennwand und sah zu, wie die Mädchen in ihren kurzen Eislaufröckchen anmutig auf ihren weißen Schlittschuhen über die Eisbahn glitten, während die Jungen in eng anliegenden Stretchhosen auf schwarzen Schlittschuhen über das Eis fegten.
    Kylie wünschte, sie wäre unsichtbar.
    Martin war aus ihrem Leben verschwunden. Er wohnte nicht mehr bei ihnen und kam auch nicht zu ihrer Party. Er war ›weg‹, musste Eishockey spielen. Das hatten ihr Mommy und Genny erzählt, damit sie denken sollte, er wäre gekommen, wenn er gekonnt hätte.
    »Hallo Kylie, los, versuch’s doch auch!«, rief der Trainer, der die Party auf dem Eis betreute.
    »Alles Gute zum Geburtstag!«, rief sein Assistent.
    Kylie nickte und winkte. Ihre Mutter stand abseits, an der Seite, und unterhielt sich mit dem Mann, der die Geburtstagspartys organisierte. Kylie hatte Bauchweh vor Angst. Sobald sie das Eis betrat, würde sie mit Sicherheit hinfallen, genau wie bei Ellens Party.
    »Martin Cartier ist nicht hier?«, fragte Jimmy Vance und kam mit einer eleganten Drehung direkt vor ihr zum Stehen.
    Kylie schüttelte den Kopf. Alle hatten ihr wegen Martin Löcher in den Bauch gefragt, letzte Woche hatten ihr Mitschüler sogar Süßigkeiten, Kaugummi und Pokémon-Karten geschenkt, in der Hoffnung, zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen zu werden, damit sie Martin treffen und mit ihm Schlittschuh laufen konnten.
    »Dachte ich mir schon«, sagte Jimmy.
    »Er hat ein Eishockeyspiel …«
    »Sie haben vor zwei Tagen gewonnen«, sagte Jimmy ihr. »Die Bruins haben gestern Abend nicht gespielt, und heute spielen sie tagsüber auch nicht. Erst wieder heute Abend . Er könnte also hier sein, wenn er wollte .«
    »Oh.« Kylie ließ die Schultern hängen.
    »Sie hat uns weisgemacht, dass er hier ist, damit wir alle kommen«, sagte Ellen und wirbelte vorbei. »Heute wäre ich normalerweise reiten gegangen. Ich könnte längst in Chestnut Hill sein und auf Silver Star sitzen, wenn ich nicht zu der Geburtstagsparty gekommen wäre.«
    »Sie hat nicht mal ihre Schlittschuhe an«, sagte Jimmy, der über das Geländer auf Kylies Straßenschuhe spähte.
    »Meine Mutter bringt sie her. Sie muss mir beim Anziehen helfen.«
    Kylies Herz klopfte wie verrückt und sie wünschte, sie hätte Fieber, damit Natalie käme. Wenn nur die Party schon vorbei wäre, damit sie nicht vor den anderen Kindern Schlittschuh laufen musste. Sie würden sich darüber lustig machen, dass sie nicht einmal alleine aufstehen konnte, und dass Martin nicht da war.
    Kylie schloss die Augen. Manchmal wurden Wünsche wahr, wie sie wusste. Sie hatte sich einen Vater gewünscht und Martin war in Mommys und ihr Leben getreten. Aber nun war er weg und sie fragte sich dauernd, was sie getan hatte, um ihn aus dem Haus zu treiben.
    Ihre Mutter sah immer so traurig aus. Sie wurde zusehends dünner, weil sie nichts aß, und statt zu schlafen las sie die ganze Nacht. Kylie hatte sie dabei ertappt. Sie war aus dem Bett gestiegen und auf Zehenspitzen den Gang entlanggeschlichen, dann hatte sie vor dem Schlafzimmer ihrer

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