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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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geblieben war.
    »Was ist los?« Rays Augen verengten sich und Martin starrte ihn an. Ray war dunkel für einen Kanadier. Seine Augenbrauen waren dicht und wirkten bedrohlich, und wenn er sich konzentrierte, dann sah er so aus, als wollte er einem gleich ein Messer in den Leib rammen. Doch immer wenn Martin sein Gesicht betrachtete, sah er den Jungen vor sich, mit dem er schon als Kind Schlittschuh gelaufen war.
    »Hast du es jemals in Betracht gezogen, dir die Augenbrauen zu rasieren? Du siehst ziemlich furchteinflößend aus.«
    »Wirkt sich auf dem Eis zu meinem Vorteil aus.«
    »Da draußen schaut sicher niemand in dein Gesicht, mein Freund.«
    »Nein, die sind dank meiner sagenhaften Stocktechnik damit beschäftigt, zu erraten, wie ich sie als Nächstes austrickse. Ich muss doppelt so hart arbeiten, damit du eine gute Figur machen kannst.«
    »Spar dir deine Kräfte, Bruder.« Martin grinste und schlug Ray auf die Schulter. »Das kann ich schon alleine.«
    »Werden wir ja sehen. Schließlich muss ich jetzt May Rede und Antwort stehen.«
    »Ach ja, sie hat mir das da für dich mitgegeben.« Martin reichte Ray einen kleinen Lederbeutel mit Rosenblättern. Er sah, wie Ray ihn in seinem Hosenbund verstaute, und Martin tat das Gleiche mit seinem eigenen Beutel. Andere Bruins kamen an ihnen vorüber, und wortlos reichte Martin ihnen die Glücksbringer, die May für jeden einzelnen Spieler gemacht hatte. Er hatte wohl wieder den Kopf geschüttelt, denn Ray trat näher.
    »Hast du Kopfschmerzen?«
    »Nein. Nur Hummeln im Hintern. Und jetzt hör auf mich zu nerven und lass uns den Stanley Cup gewinnen. D’accord? «
    » D’accord. « Sie boxten sich gegenseitig in die Schulter.
    »Was ist denn das?«, fragte Coach Dafoe, der den Lederbeutel in Rays Hand gesehen hatte.
    »Ein Talisman«, antwortete Ray.
    »Von deiner Frau?« Der Coach blickte Martin mit funkelnden Augen an.
    »Ja.« Martin spannte seinen Bizeps an. In dem hautengen Trikot war jeder Muskel seines Körpers zu sehen, und falls Dafoe auf die Idee kommen sollte, ihn zu provozieren, würde er sein blaues Wunder erleben.
    »Rosenblätter, hieß es in den Zeitungen.« Coach Dafoe lächelte spöttisch. »Rosenblätter von der Farm, wo sie Hochzeiten plant. Ist das euer Talisman? Ein kleiner Lederbeutel mit Rosenblättern?«
    »May hat ihn gemacht«, sagte Martin.
    »Sie hat welche für die ganze Mannschaft gemacht«, sprang Ray in die Bresche. »Das nennt man Solidarität, Coach.«
    »Aha. Und wo ist meiner?«
    Martins Kopf pochte, aber er grinste. Er griff in seinen Matchsack und holte einen weiteren Glücksbringer hervor. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie auch einen wollen.«
    »Das nennt man Solidarität«, erwiderte Coach Dafoe mit strenger Miene und steckte den Beutel in seine Brusttasche, als er davonging.
    *

    Mit großer Spannung und heimlichem Bangen traten die Boston Bruins in den Stanley Cup Finals gegen die Oilers an, bereit, die Niederlage im siebten Spiel des vergangenen Jahres wettzumachen. May und Genny saßen mit den Kindern in ihrer Box und konzentrierten sich auf jeden Schachzug, als wären sie Coachs und nicht die Ehefrauen.
    Nach einem torlosen ersten Drittel konnte May kaum noch stillsitzen. Sie fühlte sich Martin nach der schrecklichen Trennung enger verbunden als je zuvor. Sie konnte seinen Unmut spüren, jedes Mal, wenn Jorgensen einen seiner Schüsse abblockte.
    »Die alte Rivalität ist noch quicklebendig.« Genny sah, wie Jorgensen eine obszöne Geste machte, als Martin wieder nicht zum Zuge kam.
    »Sie hassen sich«, sagte May. »Schau dir nur ihre Blicke an.« Es war erschreckend zu sehen, wie Martin das Tor angriff und dabei seinen Erzfeind mit funkelnden Augen ins Visier nahm.
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Genny ihr bei und feuerte Martin an, der gerade vorbeifuhr.
    »Schieß, Schatz, schieß!«, brüllte May.
    Die Zuschauer schrien nach einem Tor und Martin tat ihnen den Gefallen mit einem atemberaubenden Schuss, aber Jorgensen blockte ihn mit einem blitzschnellen Tiefschlag ab. Die Fans buhten und Martin fluchte.
    »Glaubst du, dass mit Martin alles in Ordnung ist?«, fragte May.
    »Er ist nervös. Genau wie Ray. Es spielt keine Rolle, wie oft sie schon in den Finals waren. Sie behaupten zwar, es ginge ihnen glänzend und sie wären in Topform, aber sie haben jedes Mal Schmetterlinge im Bauch.«
    »Ich frage mich, ob er eine Grippe ausbrütet.« May beobachtete, wie ihr Mann sich mit dem Handschuhrücken den

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