Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
nächste Tor ging auf Martins Konto. Als der Puck an Jorgensen vorbei mit mörderischer Geschwindigkeit im Kasten landete, riss Martin siegestrunken die Arme über den Kopf und die Zuschauer spielten verrückt.
    Er sah, dass May und Kylie aufgesprungen waren und winkten, als er an ihnen vorbeifuhr. Grinsend tippte Martin gegen die Schutzscheibe aus Plexiglas. Kylie versuchte, seine Finger zu berühren. Aber es blieb keine Zeit, das Spiel ging weiter. Ein Meute Oilers kesselte Martin ein, provozierte ihn, und als er mit dem Stock nach ihnen schlug, wurde eine Zwei-Minuten-Strafe gegen ihn verhängt.
    Edmonton nutzte die Chance und erzielte kurz darauf ein Tor gegen Boston; am Ende des ersten Drittels lagen die Bruins mit 2:1 vorne.
    Martins Herz hämmerte. Er hörte den Tumult in den Reihen der Zuschauer, erinnerte sich an das letzte Jahr um diese Zeit, als die Bruins eine Siegeschance im Cup gehabt hatten. Martin hatte jede Gelegenheit genutzt und Tore wie ein Champion geschossen, aber zuletzt trotzdem kläglich versagt. Dieses Mal waren May und Kylie dabei, und das änderte alles. Als er an ihrer Box vorbeifuhr, konnte er ihre Zurufe hören, die alle anderen Stimmen im Stadion übertönten.
    »Los Martin!«
    »Los, Daddy, los!«
    Beim Face-off, dem Einwurf im zweiten Drittel, erwischte Ray die Scheibe und spielte sie Martin in dem Augenblick zu, als dieser die blaue Linie überquerte. Martin nahm den Puck an, schoss und traf. Als er um das Tor herumkam, sah er wieder Schatten: Jeder einzelne Spieler auf dem Eis hatte einen Doppelgänger hinter sich.
    » Merde«, fluchte Martin, senkte den Kopf und bedeckte seine Augen. Edmonton nutzte die Gunst des Augenblickes: Der Mittelstürmer holte sich die Scheibe und raste auf den Slot am anderen Ende des Spielfeld zu. Ray versuchte, ihn mit seinem Schläger am Torschuss zu hindern, aber die Mühe war vergebens und Ray wurde auf die Strafbank verdonnert.
    Ein Raunen ging durch das Stadion. Martin hörte es, konnte sich vorstellen, wie sich alle fragten, ob Cartier eingeschlafen sei, und Coach Dafoe verlor keine Zeit, ihn auszuwechseln.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Ein kurzer Schwindelanfall.«
    »Was für ein Schwindelanfall? Hierher, Doc!«
    Der Lautsprecher dröhnte, als angesagt wurde, dass Edmonton gerade mit 3:3 ein Unentschieden erzielt hatte. Die Zuschauer buhten, warfen Gegenstände aufs Eis. Sicherheitsbeamte mit Schutzschild und Schlagstöcken bildeten einen Ring um die Box mit den Spielerbänken. Martin blinzelte, in der Hoffnung, wieder klar zu sehen. Der Doktor versuchte, mit einer schmalen Lampe seine Augen zu begutachten, aber Martin konnte nicht mehr stillsitzen.
    »Wechseln Sie mich wieder ein, Coach!«
    »Nicht, wenn dir schwindlig ist.«
    »Schwindlig, Blödsinn. War nur ein kurzer Moment. Das ganze Jahr liegen Sie mir mit den Finals in den Ohren. Jetzt sind wir drin, das ist unser letztes Spiel. Wechseln Sie mich wieder ein.«
    Das letzte Drittel begann und die Zeit wurde knapp. Martin raste über das Eis, nutzte jede Torchance, doch Nils Jorgensen wehrte mit vollem Körpereinsatz ab, jedes Mal. Die Schatten waren verschwunden, so dass Martin es nicht auf seine Augen schieben konnte. Der Verteidiger kämpfte verbissen, als ginge es um Leben oder Tod. Beide Männer hatten innerlich und äußerlich Narben von ihren zahlreichen Duellen davongetragen.
    Die Spannung stieg ins Unerträgliche. Die Uhr tickte unerbittlich und jedes Mal, wenn Edmonton in den Besitz des Pucks gelangte, lief Martin ein eisiger Schauer über den Rücken. Dann nahm ihnen Ray den Puck ab, brachte ihn in die Angriffszone und hielt ihn dort, während Edmonton zu jedem Trick griff, ihm die Scheibe wieder abzuluchsen.
    Die Zeit wurde knapp. Die Edmonton-Fans hatten Sprechchöre angestimmt: »CARTIER-FLUCH, CARTIER-FLUCH …« Das Spiel würde mit großer Wahrscheinlichkeit in die Verlängerung gehen, und wieder dachte Martin an das letzte Jahr. Was ist dieses Mal anders , fragte er sich, um noch einmal alles aus sich herauszuholen. Ich bin ein Jahr älter und müder geworden. Aber dieses Jahr habe ich May. Wir schaffen es, gemeinsam, wir sind zusammen, sie liebt mich. Er spürte seinen Ehering unter dem Handschuh, dachte an die Rosenblätter in seinem Hosenbund.
    May und Kylie waren aufgesprungen, feuerten ihn aus Leibeskräften an. Martin fuhr dicht an ihrer Box vorbei, sah die Liebe in ihren Augen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum, er

Weitere Kostenlose Bücher