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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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befindet, falls mir diese Ehre überhaupt jemals zuteil wird. Außerdem habe ich noch lange nicht vor, mich zur Ruhe zu setzen.«
    »Steht der Name von deinem Vater hier?«, fragte Kylie plötzlich.
    »Ja.« Martin wandte sich zum Gehen.
    »Wo denn?«, hakte Kylie nach.
    Ohne hinzuschauen deutete Martin auf eine Plakette in der Mitte.
    »Serge Cartier«, las Kylie.
    »Es wurde gemunkelt, dass man ihn hochkant rausschmeißen würde.« Martin blickte den langen Gang hinunter. »Wäre auch besser gewesen.«
    »Warst du auch mal mit ihm hier?«
    »Ein- oder zweimal. Wir hatten Natalie dabei, als sie noch klein war. Sie stand genau hier, an dieser Stelle.« Er starrte auf den Boden, als könnte er ihre kleinen Fußabdrücke erkennen.
    »Ihr wart alle zusammen hier?«, fragte Kylie.
    »Ja.«
    »Komisch«, bemerkte Kylie. »Der Stanley Cup wurde 1893 von dem kanadischen Generalgouverneur Lord Stanley gestiftet, und der hat sich kein einziges Cup-Spiel angeschaut.«
    »Das klingt ja wie aus dem Lexikon; woher weißt du das?«, fragte May lachend.
    »Ich habe davon geträumt, als Martin im Endspiel war. Jemand hat es mir in meinem Traum erzählt.«
    »Und wer war das?«, fragte May, aber Kylie schüttelte den Kopf.
    »Interessierte sich Lord Stanley nicht für Eishockey?«, hakte May nach.
    »Nein«, sagte Martin. Wie es schien, kannte er die Geschichte.
    »Aber seine Söhne«, sagte Kylie. »Er hat den Stanley Cup gestiftet, weil er seine Söhne liebte.«
    »So ist es.« Martin warf ihr einen raschen Blick zu. »Wer hat dir die Geschichte erzählt, Kylie? Es gibt nicht viele Leute, die sie kennen.«
    »Manche Leute schon.«
    »Aha …«
    »Du weißt, wer die Geschichte am liebsten mochte. Dein Vater hat sie ihr erzählt, als ihr alle hier wart, an dieser Stelle.«
    »Natalie …« Martin starrte Kylie an, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen.
    *

    Für den letzten Ausflug vor der Rückkehr zum Lac Vert hatte sich Ray eine Überraschung ausgedacht und einen Minivan gemietet.
    »Wir fahren zu den Niagara Falls«, verkündete er, als die Cartiers ins King Edward zurückkehrten. »Holt eure Kameras und beeilt euch, der Bus geht in zehn Minuten.«
    Die Fahrt selbst dauerte eineinhalb Stunden und das Ganze hatte mehr Ähnlichkeit mit einer Pilgerreise als mit einem Tagesausflug. Überall machten sie Station: im Butterfly Conservatory, weil Charlotte Schmetterlinge liebte; in Kurtz Orchards, damit Genny Erkundigungen über alternative Obstlieferanten für ihre Marmeladen einziehen konnte; in Inniskillin Winery, da Ray ein paar Flaschen Wein aus erster Hand kaufen wollte; und im Marine Land, weil Kylie Fische und Seegetier liebte.
    An den Niagara Falls angekommen, wollte Martin mit May und Kylie die Besichtigungstour »Journey Behind the Falls« machen: Dabei ging es mit dem Aufzug im Table Rock House nach unten, hinter die Wasserfälle. Es war die letzte Fahrt, bevor der Aufzug den Betrieb für diesen Tag einstellte, und somit ihre letzte Chance, das Spektakel zu sehen. Die untergehende Sonne glitt langsam in die tief hängenden, purpurfarbenen Wolken über dem Horizont. Sie tauchte Felsen und Brüstungen, Gebäude und die Wasserfälle selbst in goldgelbes Licht.
    Martin schob seine Familie durch die Absperrung. Während der rasanten Fahrt, fünfzig Meter den Felsen abwärts, lachte Kylie über den Druck in ihren Ohren. Sie konnte nicht fassen, dass es einen Aufzug im Inneren der Erde gab, und May staunte nicht minder. Martin freute sich, ihnen etwas Unvergleichliches zeigen zu können, spürte ihre Aufregung. Er wollte die Schmerzen in seinen Augen vergessen, und den Schock, als Kylie beinahe wörtlich die Unterhaltung wiederholte, die er vor vielen Jahren mit seinem Vater und Nat geführt hatte.
    »Fertig?«, fragte er.
    May und Kylie nickten und sie zogen die gelben Regenmäntel an, die ihnen der Ordner gegeben hatte. Gemeinsam traten sie auf die Aussichtsplattform. Eine Wasserwand umschloss sie, und Martin hielt den Atem an.
    »Wir stehen mitten in den Niagara-Fällen!«, staunte May.
    »Wie in einer Welle«, erklärte Kylie.
    Das Wasser toste ringsum, ihre Gesichter und Haare waren nass von der Gischt. Martin kniff die Augen zusammen, um wieder klar zu sehen. Es waren nur noch wenige Besucher da, die meisten waren schon wieder nach oben gefahren.
    »Was ist los?«, fragte May.
    »Ich weiß, es ist nicht Kylies Schuld, aber diese Geschichte von Lord Stanley, die mein Vater Natalie und mir erzählt hat … Als wäre sie

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