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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Stress habe, bekomme ich Kopfschmerzen und dann sehe ich nicht mehr so gut. Vielleicht brauche ich eine Brille. Ich werde eben langsam alt! Ich bin der Methusalem auf dem Eis, frag die Jungs. Mach dir keine Sorgen, es ist nichts Ernstes.«
    »Du hattest Angst, ich weiß es.«
    »Erinnere mich nicht daran.« Er drückte sie fester an sich. »Ich hatte Wasser in den Augen, das ist alles.«
    »Du hattest Angst, Martin.«
    »Komm. Lass uns endlich nach oben gehen. Kylie merkt nichts; sie ist mit ihrer Puppe beschäftigt, oder womit sie sich auch immer da unten die Zeit vertreibt.«
    »Bitte versprich mir, dass du zum Arzt gehst.«
    »Ich brauche keinen Arzt, nur dich.« Er küsste ihren Hals, streichelte ihre Brust. »Da hilft nur eines, mit dir ins Bett gehen. Komm –«
    Der Tag war wolkenlos. Das Sommerlicht flimmerte über dem See, verlieh ihm einen dunkelgrünen Schimmer. Fliegen summten über den Untiefen und ein Barsch durchbrach die Oberfläche, um nach ihnen zu schnappen. Die konzentrischen Kreise, die er aufwarf, verschmolzen wieder mit dem See, einer nach dem anderen, Ringe um Ringe der Ruhe. Kylie war damit beschäftigt, sich mit ihrer Puppe zu unterhalten.
    »Kommst du jetzt mit?«, flüsterte Martin in Mays Ohr.
    Sie holte tief Luft, rührte sich nicht von der Stelle. Als er merkte, dass er sie auch mit höheren Verführungskünsten nicht vom Thema abzulenken vermochte, stürmte er davon.
    Aber er redete nicht.

    *

    Thunder ergriff am darauf folgenden Tag erneut die Flucht. Sie fanden den durchgekauten Strick, sahen die Spuren, die an der Zufahrt entlangführten. May nahm den Wagen, suchte die Straßen nach dem alten Basset ab. Während sie auf dem Weg zur Tierpension die Wiesen und Hügel mit den Augen absuchte, bemerkte sie ihre innere Anspannung und ihr wurde klar, dass sie versucht hatte, Martin vom Fahren abzuhalten. Sie hatte Angst gehabt, dass er vor ihr am Wagen sein könnte.
    »Glück gehabt?«, fragte er nach ihrer Rückkehr.
    »Nein. Er war nicht in der Tierpension. Dort habe ich nachgesehen.«
    »Wo kann er denn sein?«, fragte Kylie.
    »Irgendwo unterwegs, auf Abenteuer aus«, sagte May, um sie zu beruhigen.
    Als die Post eintraf, enthielt sie auch eine Postkarte, die an Thunder gerichtet war. Kylie hatte sie offenbar aus dem King Edward Hotel geschrieben und mit »Eddy« unterzeichnet. Als May sie Martin zeigen wollte, rang er sich ein Lächeln ab.
    Auch ein blauer, an Martin adressierter Umschlag kam mit der Post. May sah, dass er ihn dicht vor seine Augen hielt, die Handschrift begutachtete und ihn dann ungeöffnet in den Papierkorb warf. Sie wollte den Brief gerade wieder herausklauben, als das Telefon läutete.
    Es war ihr nächster Nachbar, Vincent Dufour: Er hatte gesehen, wie ein Streifenwagen einen streunenden Hund aufgegriffen hatte, der genau wie Thunder aussah; vielleicht hatten sie ihn ins Tierheim gebracht.
    »Man sollte doch meinen, dass in einem so kleinen Ort wie Lac Vert jeder weiß, welcher Hund zu wem gehört«, sagte Martin gereizt.
    »Thunder ist neu in der Gegend«, sagte May. »Bestimmt hätten sie ihn hergebracht, wenn sie gewusst hätten, wem er gehört.«
    »Er ist jetzt also im Tierheim?«
    »Das glaubt Vincent zumindest.«
    »Gib mir das Telefon.« Martin riss May den Hörer aus der Hand.
    Es tat ihr weh, zuzuschauen, wie er sich das Telefonbuch schnappte und versuchte, die Nummer zu finden. Er blätterte wild die Seiten um, zerriss eine. Er beugte sich dicht über die Einträge, um die Namen zu entziffern, fluchte dabei laut vor Wut.
    »Soll ich« –, wollte May sagen, aber Martin hatte bereits die Auskunft angerufen. Erst beim zweiten Versuch hatte er die Nummer richtig eingetippt, die man ihm gegeben hatte. May hörte, wie er tief Luft holte; dann erklärte er dem Teilnehmer am anderen Ende der Leitung, dass sein Hund, ein Basset, verschwunden sei und er Grund zu der Annahme habe, er sei im Tierheim gelandet.
    »Mein Name? Martin Cartier.« Sie sah, wie sich seine Augen vor Wut verengten.
    »Er ist dort.« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Und dieses Weibsbild rückt ihn nicht heraus.«
    »Aber warum?«, fragte May.
    »Thunder hat sie gebissen, als sie ihn in den Käfig gesteckt hat, und morgen bringt sie ihn zum Einschläfern.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Er hat keine Hundemarke, sagte sie, und somit keinen Nachweis, dass er gegen Tollwut geimpft ist.«
    »Er hat sie gebissen? Wie denn, er hat ja nicht einmal Zähne!« May beobachtete Kylie

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