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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Bräute, die ihre Dienste in Anspruch nahmen, dieses unerhörte Glück, aber nicht sie.
    »Ich muss los. Ich rufe dich an, sobald wir wieder in Boston sind, ja?«
    »In der Zwischenzeit behalte ich dich im Auge«, versprach May.
    »Sag deiner Freundin und Kylie bonne nuit .«
    »Mache ich.«
    » Bonne nuit , May.«
    »Gute Nacht, Martin.«
    Danach stand May im Dunkeln und hielt den Hörer in der Hand, wärend sie auf die geisterhaften Schatten der Katzen blickte, die rund um die vom Mond beschienene Scheune auf die Jagd gingen. Sie schloss die Augen, um den Klang seiner Stimme in ihren Gedanken festzuhalten.

    *

    Boston gewann das Eröffnungsspiel, aber erst das Tor in der zweiten Verlängerung von Ray Gardner entschied das zweite Spiel für sie. Das nächste Spiel ging ebenfalls in die Verlängerung, und dieses Mal gewannen die Oilers 2:0, wobei Nils Jorgensen jeden Schuss von Martin erfolgreich abzublocken verstand.
    Zurück in Boston hatte Martin das Gefühl, dass ihn sein Knöchel umbrachte. Eine alte Knieverletzung flammte wieder auf. Die Trainer ließen ihm keine Ruhe, probierten unermüdlich jede in Neuengland bekannte und einige aus dem alten China importierte Behandlungsmethoden bei ihm aus: Eispackungen, Laser, Massage, Akupunktur. Die Oilers verbuchten Spiel vier und fünf für sich, die Bruins holten sich den Sieg im sechsten Spiel, und somit stand es unentschieden in der Serie. Martin dachte an seinen Vater in dem roten Backstein-Gefängnis, der mit Sicherheit jeden seiner Fehler registrierte. Er senkte den Kopf, zuckte zusammen und versuchte, den Gedanken zu vertreiben.
    Coach Dafoe entdeckte ein Foto von Martins Mutter in einem alten Eishockey-Jahrbuch, das er neben einen Schnappschuss von seiner eigenen Mutter klebte und an Martins Spind befestigte. Ray Gardners Frau besuchte jeden Morgen den Gottesdienst, um für den Sieg zu beten, und Jack Delaney erklärte, seine Tochter habe einen Zahn verloren und die Zahnfee nicht um den traditionellen Dollar gebeten, sondern um den Sieg der Bruins.
    Martin sprach nach jedem Spiel mit May. Er hätte sie gerne ins Fleet Center eingeladen, aber die Vorsicht hinderte ihn daran. Er brauchte seine gesamte Konzentrationsfähigkeit, um den Cup zu gewinnen. Alle Gedanken und jedes Quäntchen Stärke galt es, in Kopf und Knochen zu bewahren.
    Als er jünger gewesen war, hatte er oft Frauen zu einem Spiel eingeladen, um ihnen zu zeigen, dass er etwas von seinem Handwerk verstand. Mit May war das anders. Er musste sich nicht vor ihr brüsten, und da seine Sturm- und Drangzeit vorüber war, traute er es sich nicht mehr ganz zu, gleichzeitig an May und den Sieg auf dem Eis zu denken.
    Als Mitternacht vorüber war und er nach der Niederlage gegen die Oilers immer noch keinen Schlaf fand, war sich Martin über seine Einstellung nicht mehr so sicher. Die anderen Jungs verließen sich auf Gebete, Zähne und die Fürbitte ihrer verstorbenen Mütter an allerhöchster Stelle, was also war an Rosenblättern so merkwürdig? Martin zog die Möglichkeit in Betracht, dass er seine Siegeschancen sogar gefährdete, wenn er May von den Spielen fern hielt. Er rief sie an.
    »Ich hätte dich gerne hier. Aber ich habe Angst, dass ich dann abgelenkt sein könnte.«
    »Abgelenkt? Wie das?«, fragte sie enttäuscht.
    »Ich kann es mir nicht leisten, den Puck auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren.«
    »Ich würde dir nicht im Weg stehen.«
    »Trotzdem, ich wüsste ja, dass du da bist.«
    »Schon in Ordnung. Ich verstehe.« Sie klang verletzt.
    »Ich glaube nicht.«
    »Oh doch.« Ihre Stimme war kühl.

    *

    In der Mittagspause ließen May und Tobin Tante Enid mit Braut und Brautmutter des Tages alleine und machten es sich unter einem Baum hinter der Scheune gemütlich. Sie verzehrten ihre belegten Brote im Schatten und lauschten dem Chor der Vögel, die im Geäst zwitscherten.
    »Du bist wütend«, sagte Tobin.
    »Und ob.«
    »Weil er in Boston ist und dich nicht dabeihaben möchte?«
    May nickte und starrte auf ihr Sandwich. »Er sagte, er hätte es gerne, befürchtet aber, ich könnte ihn ablenken. Das erinnert mich an Gordon, der mich auch nie auf seine Geschäftsreisen mitnehmen wollte.«
    »Weil Gordon nicht auf Geschäftsreisen ging, sondern nach Hause, zu Frau und Kindern.«
    »Ich weiß. Er hat mir weisgemacht, er müsse zu Verhandlungen nach Hongkong und London, obwohl er in Wirklichkeit Versöhnung mit seiner Frau gefeiert hat.«
    »Martin belügt dich nicht.«
    »Woher

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