Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Hochzeitsessens.
    »Hallo?«
    »Was tust du gerade?« Es war Martin.
    »Das Spiel anschauen.« Sie umklammerte den Hörer, während sie zusah, wie die Bruins einer nach dem anderen auf das Spielfeld liefen. »Warum bist du nicht auf dem Eis?«
    »Sie rufen mich. Ich habe noch genau eine Minute.«
    »Oh –« Sie verstummte, als hätte es ihr die Sprache verschlagen.
    »Was ist mit heute Abend?« Er holte tief Luft.
    »Da geht es ums Ganze, ich weiß.«
    »Werden wir gewinnen? Wir gewinnen doch, oder?«
    May lachte nervös, wunderte sich, warum er ihr diese Frage stellte. »Ja«, sagte sie, weil sie wusste, dass er diese Antwort brauchte. Aber sie meinte damit nicht zwangsläufig den Stanley Cup.
    »Das klingt nicht so, als wärst du dir sicher.«
    »Meine Mutter sagte immer, dass es nicht darum geht, zu gewinnen oder zu verlieren, sondern wie man spielt.« Die Worte waren ihr herausgerutscht, bevor sie darüber nachdenken konnte, dass sie an einen Profi-Eishockeyspieler gerichtet waren, der gleich das entscheidende Spiel in den Nationalmeisterschaften bestreiten würde.
    »Den Spruch kenne ich«, lachte Martin. »Aber klein beigeben ist nicht gerade meine starke Seite.«
    »Meine auch nicht«, gestand May. »Ich war neulich Abend ziemlich ekelhaft.«
    »Warum? Weil du herkommen wolltest? Ich wünschte, du wärst jetzt hier.«
    »Wirklich?«
    » Oui. «
    »Martin wird gewinnen, Martin wird gewinnen«, sang Kylie vor sich hin.
    »Du musst raus aufs Eis.« May sah, wie sich die Mannschaft warm lief und Torschüsse übte.
    »Ich habe die Flasche noch, die du mir gegeben hast.«
    »Mit den Rosenblättern?«
    »Psst.« Er lachte. »Lass das ja nicht meine Teamkameraden hören.«
    »Gott behüte!«, lachte May.
    »Ich liebe dich, May.«
    »Martin.« Sie war bestürzt und überrascht.
    »Da wäre noch was.« Er versuchte zu lachen, aber es klang, als wäre seine Kehle trocken.
    »Und was?«
    »Wenn wir gewinnen, werde ich dich bitten, meine Frau zu werden.«
    »Martin, mit so etwas macht man keine Witze!«
    »Denkst du, dazu wäre ich im Stande?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll«, erwiderte sie fassungslos.
    »Doch, du weißt es, May Taylor. Du willst es nur nicht glauben.«
    »Du bist in Boston und hast ein wichtiges Eishockeyspiel vor dir«, flüsterte sie.
    »Was macht das für einen Unterschied, wo ich bin?«
    May dachte an die Rosenblätter, Talisman und Sinnbild der Liebe, und als sie merkte, dass Kylie sie eindringlich musterte, fragte sie sich, ob das alles nur ein Traum war.
    Die Kamera schwenkte über die Zuschauermenge. Sie erspähte eine hübsche Blonde, die ein Schild hochhielt: ›Cartier – Du bist ein Juwel!‹ Zwei Mädchen in ärmellosen Tops standen bibbernd neben dem Eis und schrien: »Martin!« May blinzelte.
    »In Ordnung. Ich höre schon auf. Nicht am Telefon«, sagte er. »Bis später.«
    »Ja.« May starrte immer noch auf den Fernsehschirm, aber sie lächelte nicht mehr. An der Eisbahn ertönte eine Glocke, dann folgte ein Fanfarenstoß.
    Er musste schnell aufgelegt haben, denn plötzlich sah sie ihn auf dem Fernsehschirm, diesen raubeinigen, attraktiven, blauäugigen Muskelprotz. Die Zuschauer im Fleet Center hatten ihn ebenfalls entdeckt, sprangen auf und jubelten ihm zu. May hielt ihre Tochter im Arm, konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Man konnte sehen, dass es kein Gramm überschüssiges Fett an seinem einen Meter achtzig großen, durchtrainierten Körper gab, und sie fragte sich insgeheim, wo er die Rosenblätter verstaut haben mochte.
    »Er meint es ernst, Mommy«, sagte Kylie schlaftrunken.
    »Was?« May schlug eilends die Augen nieder.
    »Was er gesagt hat. Er möchte, dass wir eine Familie sind.«
    May starrte Kylie an. Es war nicht möglich, dass sie Martins Worte gehört hatte. Hatte sie wieder eine ihrer Visionen? Sie holte das Tagebuch heraus, um Kylies Worte zu notieren, doch dann legte sie es beiseite. Es gab Visionen, die zu tiefgründig waren, um sie zu sezieren.

    *

    Der alte Mann hatte den Stanley Cup dreimal gewonnen, für zwei verschiedene NHL–Mannschaften, und deshalb schaute er sich das Spiel mit einer gewissen Wehmut an und hatte seine eigenen Ansichten über das Spiel. Dafoe war ein beschissener Coach. Der alte Mann konnte an seinen Lippen ablesen, dass er immer wieder den gleichen Mist von sich gab: »Konzentration« und »Disziplin«. Was war mit »Tore schießen«, oder »Spielt den Puck Martin zu«?
    »Schießt«, brummte Serge mit

Weitere Kostenlose Bücher