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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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und Tobin.
    Kurz vor zwölf war Martins Zweitwagen beladen, ein weißer Jeep, und um Punkt eins an einem strahlenden Tag im Juni hatten sie Kylie von der Schule abgeholt und fuhren auf dem Massachusetts Turnpike nach Westen.
    »Arme Tante Enid«, sagte Kylie, sobald sich die Aufregung gelegt hatte.
    »Ich denke, sie versteht es.« May blickte skeptisch über ihre Schulter, als sähe sie ihre Tante dort stehen.
    »Hatte sie nie eigene Kinder?«, fragte Martin.
    »Nein. In gewisser Weise bin ich ihr Kind. Sie war nicht verheiratet, hat Black Hall nie verlassen. Wir stehen uns sehr nahe.«
    »Bist du sicher, dass du sie nicht doch dabeihaben möchtest?«
    May nickte. »Es war abgemacht, im kleinen Rahmen. Du, Kylie und ich.«
    »Das ist sehr klein«, meinte Kylie.
    »Meine Mutter pflegte zu sagen, dass die Liebe manchmal eine Urgewalt ist, und so sollte auch das Drumherum über die Bühne gehen: schnell und ohne großes Brimborium.«
    »Wie ein perfekter Schlagschuss im Eishockey«, lachte Martin. »Schnell und ohne großes Brimborium. Der Spruch gefällt mir.«
    Alle lachten, aber May drehte sich trotzdem hin und wieder um, spähte verstohlen durch die Heckscheibe des Jeeps, als könnte jeden Moment eine kleine, buckelige Frau mit weißen Haaren auftauchen, die sie mit wild fuchtelnden Armen einzuholen versuchte.
    Bald waren sie von der idyllischen grünen Hügellandschaft der Berkshires umgeben, mit Tälern, die sich von Norden nach Süden erstreckten, und Seen und Wasserreservoirs, in denen sich der blaue Himmel spiegelte.
    Sie machten in Stoneville Rast, so dass Kylie ihren letzten Imbiss als Erstklässlerin im Red Hawk Inn einnehmen konnte, und Martin kaufte ihr eine Stoffpuppe im Geschenkeladen nebenan. Für May erstand er einen weichen schwarzen Wollschal, weil die Nächte in Kanada eisig waren, wie er sagte, und sie außer ihm noch etwas zum Wärmen brauche.
    Als sie wieder in den Jeep stiegen, ging es nach Norden weiter. Sie fuhren Stunde um Stunde, und Kylie entdeckte die ersten Schilder, die auf Kanada verwiesen, als die Sterne aufgingen. Der Himmel war tiefblau und so weich wie ein Kaschmirmantel. Er wölbte sich über den niedrigen Hügeln, deckte Felder, Scheunen und Wälder zu. Als sie sich der Grenze näherten, verlangsamte Martin das Tempo, dann blieb er stehen. Er holte seinen Ausweis heraus und bat um Mays und Kylies Reisepass.
    »Martin Cartier!«, rief der Grenzbeamte nach einem Blick in den Wagen. Sein Gesicht hellte sich auf wie bei einem kleinen Jungen und seine Reaktion rief seine Kollegen auf den Plan. Sie schoben alle möglichen Papiere in den Wagen, baten Martin um ein Autogramm für ihre Söhne, Brüder, Schwestern und Neffen. Martin kam den Bitten schweigend nach. Die Männer sprachen Französisch und er antwortete in ihrer Sprache.
    May war stolz auf Martin – auf die Art, wie er bescheiden, gelassen, gutmütig und gleichzeitig selbstbewusst Autogramme gab. Das war ihr erster hautnaher Kontakt mit Martins Berühmtheit, abgesehen von dem Abend in Ollie’s Fish House. Sie merkte, dass die Männer in den Wagen lugten und versuchten, einen Blick auf sie zu erhaschen, und sie schenkte ihnen ihr strahlendstes Lächeln.
    »Warum haben sie das gemacht?«, fragte Kylie vom Rücksitz, als sie weiterfuhren.
    »Eishockey ist eine sehr beliebte Sportart in Kanada«, sagte Martin. »Einige von diesen Männern haben mich praktisch von Kindesbeinen an Eishockey spielen sehen.«
    »Warum hast du was für sie aufgeschrieben?«
    »Das nennt man Autogramme geben«, sagte May und drehte sich um. Sie sah, dass Kylie todmüde war und ihre neue Puppe umklammert hielt. »Sie haben Martin darum gebeten, weil sie ihn mögen.«
    »Mickey und Eddie glauben nicht, dass Martin mein Freund ist, weil er so berühmt ist.«
    »Ich bin aber dein Freund.« Martin sah Kylie im Rückspiegel an. »Schick die Burschen zu mir; ich werde es ihnen höchstpersönlich sagen. Und dir werde ich zeigen, wie man sich wehrt, mit einem Hipcheck in die Bande zum Beispiel.«
    »Was ist das?«
    »So was wie anrempeln, mit der Hüfte.«
    »Das würdest du tun?« Kylies Augen funkelten vor Vergnügen.
    » Bien sûr «, versprach Martin. Seit er seine Muttersprache benutzte und in das Land seiner Kindheit zurückfuhr, sah May, dass ein friedvoller, heiterer Ausdruck auf seinem Gesicht lag. Er streckte den Arm zum Beifahrersitz hinüber und ergriff ihre Hand, und May verspürte ebenfalls dieses Gefühl, das ihren Körper durchdrang: Martin

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