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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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früher nicht getan?«
    »Nicht genug«, gestand Kylie leise. »Würdest du Martin auch heiraten, wenn ich nicht da wäre?«
    »Wenn du nicht da wärst?« Der See war im Frühnebel verborgen gewesen, aber plötzlich brach die Sonne durch und verlieh dem Wasser einen blau-goldenen Schimmer. May blinzelte, schirmte die Augen mit der Hand ab. »Was meinst du damit?«
    »Ich habe euch doch zusammengebracht.« Kylies Stimme war kaum hörbar. »Ich wollte unbedingt einen Vater, Mommy. Ich habe ihn mir so sehr gewünscht, und als ich Martin sah, habe ich mir ihn gewünscht. Ich habe mir Martin auf dem Flug ausgesucht und ihn um Hilfe gebeten.«
    May hörte auf, die Gänseblümchen-Stängel zum Kranz zu winden. Die Erinnerung wurde mit einem Schlag wieder lebendig: Kylie, die vor Martin stehen blieb und mit ihm sprach, der Rauch im Flugzeug, Martin, der zu ihren Sitzplätzen eilte.
    »Woher wusstest du, dass wir Hilfe brauchen würden?«
    »Sie hat es mir gesagt.«
    »Kylie …«
    »Ich kann nichts dafür. Ich schwindle nicht. Du hast mich gefragt und ich sage dir die Wahrheit. Der Engel, von dem ich dir erzählte habe, der so aussah wie ein kleines Mädchen.«
    »Bist du sicher, dass du sie gesehen hast, Kylie?« May hatte sich immer eine einfache Erklärung dafür gewünscht, dass Kylies magische Kräfte eine völlig andere Richtung nahmen als in ihrer Familie üblich. »Es war also nicht das Bild?«
    »Was für ein Bild?«
    »Das Foto in Martins Brieftasche.«
    Kylie starrte May an. Sie wollte antworten, doch dann zuckte sie die Achseln. »Kann sein.«
    May ließ die Blumen auf den Steg fallen und schloss Kylie in ihre Arme. Kylie klammerte sich an sie wie ein kleines Baumäffchen. May fühlte sich überwältigt, wie jedes Mal, wenn sie den Duft einatmete, den die Haare ihrer Tochter verströmten, und sie ihre Arme um den Hals spürte. »Kylie, du musst mir nicht sagen, was ich gerne hören möchte.«
    »Ich weiß.«
    »Das machst du manchmal mit den Ärzten, stimmt’s? Du bist klug, kennst die Antworten oft schon, bevor sie die Frage zu Ende gestellt haben.«
    »Ich will nicht mehr zu den Ärzten.«
    »Ich weiß.« May sah es an ihren Augen, die unfähig waren, ihr etwas vorzumachen.
    »Wie soll ich ihn nach der Hochzeit nennen?«, fragte Kylie, rasch das Thema wechselnd.
    »Nun …«
    »Martin? Oder anders?«
    »Zum Beispiel« –, begann May, aber Kylie sprang von ihrem Schoß auf, als sei sie plötzlich befangen.
    »Mommy, ich habe eine Puppe im Schrank gefunden.«
    »Liebes, man schnüffelt nicht in Sachen, die einem nicht gehören.«
    »Ich habe nicht geschnüffelt. Ich wollte nur nachsehen, ob ein Gespenst im Schrank ist, war es aber nicht. Nur eine kleine Puppe mit gelben Haaren. Sie ist alt, oder wenigstens nicht neu. Auf ihrem Kleid ist ein Marmeladefleck und sie hat Glitzerzeug im Gesicht. Und ein Schuh fehlt. Wem gehört sie?«
    »Martins Tochter«, erwiderte May ruhig und beobachtete besorgt Kylies Reaktion.
    Sie setzte sich neben May, die Hände auf den Knien, und blickte ihr in die Augen.
    »Sie ist tot«, sagte Kylie.
    »Ja, sie ist gestorben.«
    Kylie legte den Kopf schief. Sie wirkte eher nachdenklich als überrascht, und alles andere als beunruhigt. »Wären wir Schwestern?«
    »Stiefschwestern.«
    »Schwestern«, sagte Kylie mit Nachdruck.
    »So gut wie«, räumte May ein, da sie nicht zu sehr in die technischen Einzelheiten gehen wollte.
    »Wie Tobin und du.«
    »Ihr Name war Natalie.«
    »Natalie.« Kylie nahm eine Hand voll Gänseblümchen. »Können wir auch für sie einen Kranz machen? Ihre Puppe kann ihn tragen –«
    May musterte ihre Tochter. Ihre Begegnungen mit dem Tod waren bisher ziemlich beunruhigend verlaufen. Kylie war untröstlich gewesen, als Mays Großmutter starb. Und dann hatten sie bei ihrer Wanderung im Lovecraft-Naturschutzpark die Leiche von Richard Perry gefunden. Einer der Forscher hatte die Meinung geäußert, Kylie habe möglicherweise das zweite Gesicht, aber May glaubte nicht an solche Dinge. Sie wollte Kylie so weit wie möglich von allem fern halten, was mit Tod zu tun hatte.
    »Ich denke nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich weiß, dass Martin Natalie sehr vermisst.« May wünschte sich, sie könnte es dabei belassen. »Möglicherweise ist er traurig, wenn er sieht, wie du mit ihrer Puppe spielst.«
    »Bitte, Mommy, ich spiele nicht mit ihr; wir machen ihr nur den Kranz, damit sie es weiß.«
    »Damit die Puppe was weiß?«
    »Nicht die Puppe, sondern Natalie.

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