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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Rückenlehne des Sofas bedeckten kleine Kissen mit Motiven in Petit-point-Stickerei und Kreuzstichen, eine Handarbeit seiner Mutter: Eishockeyschläger, eine Szene auf dem See, ein kleines Kaninchen und der Pavillon. May betrachtete das Haus, als sei es ein Museum, als könnten ihr die Gegenstände, die es enthielt, mehr über den Mann erzählen, den sie liebte.
    »Kylie«, rief Martin, als alle angezogen waren. Er stand im Türrahmen, eine Tüte mit Brot in der Hand, die er aus dem Gefrierfach genommen hatte.
    »Wofür ist das?«, fragte sie.
    »Frühstück für die Schwäne.«
    »Mommy und ich füttern manchmal Schwäne am Firefly Beach«, sagte sie mit glänzenden Augen.
    »Na dann komm. Wir gehen runter und füttern unsere eigenen. Die Schwäne vom Lac Vert. Damit sie wissen, dass wir zu Hause sind.« Er hob Kylie hoch, setzte sie auf seine Schultern. May ging das Herz beim Anblick des Ausdrucks in den Augen ihrer Tochter auf, als sie die Tüte mit dem Brot entgegennahm, die er ihr reichte.
    »Und wenn wir fertig sind, fahren wir in die Stadt«, fügte er hinzu und zog May an sich. »Vielleicht finde ich ja jemanden, der uns heute noch traut.«
    »Gibt es da nicht Vorschriften? Ständiger Wohnsitz? Blutuntersuchungen?«
    Martins Augen funkelten mutwillig, er sah sie mit dem verführerischen Anflug eines Lächelns an, das ihr zum ersten Mal im Flugzeug aufgefallen war. »Könnte sei, dass sie beide Augen zudrücken, was die Vorschriften angeht. Weil mein Großvater Bürgermeister war und weil es, eh bien, hin und wieder nicht schadet, Martin Cartier zu heißen.«
    May brach in schallendes Gelächter aus und Martin grinste verlegen.
    »Ich kann nichts dafür. So läuft das nun mal in Kanada, und wir lieben Eishockey über alles.«
    »Die Schwäne haben Hunger«, erinnerte Kylie ihn und zupfte ihn an den Ohren.
    Er nickte. Und der berühmte kanadische Eishockeystar Martin Cartier stapfte den mit blauem Sandstein gepflasterten Weg und die sanfte Böschung des Lac Vert hinunter, das Hemd über der Hose und die Tasche seiner Jeans an einer Stelle abgerissen, um Kylie Taylor zu zeigen, wo genau man Position beziehen musste: nah genug am See, damit die Jungen hinter den großen Schwänen auch noch ein paar Brotkrumen erhaschten, aber weit genug entfernt, um nicht ins Wasser zu fallen.
    May blickte ihnen nach; sie wünschte sich, Tante Enid wäre hier und könnte die beiden sehen.

    *

    Martin arrangierte fast alles im Alleingang. In diesem Teil Kanadas sprachen die Leute mehrheitlich Französisch und da Mays Französischkenntnisse eingerostet waren, gingen die bürokratischen Einzelheiten einer Heirat über ihre sprachlichen Fähigkeiten hinaus. Während Martin die Genehmigungen und einen Geistlichen besorgte, der die Trauung vornehmen sollte, machten sich May und Kylie daran, die Hochzeitstorte zu backen und den Pavillon zu schmücken.
    Kylie, die Blumen streuen sollte, nahm ihre Aufgabe sehr ernst. Am Morgen der Hochzeit – der Samstag nach ihrer Ankunft in LaSalle – ging sie durch den Garten neben dem Haus und pflückte jede Blume, die ihr unter die Finger kam. Gänseblümchen, Butterblumen, Enzian und die Ranken der Schwarzäugigen Susanne wanderten in den Korb, der an ihrem Arm hing. May stand am Küchenfenster, rührte die Buttercreme zum Verzieren und sah ihrer Tochter zu, während der köstliche Duft der goldgelben Torte mit der leichten Brise, die draußen ging, durch die Küche zog.
    Später saßen sie auf dem Steg und flochten Kränze aus Gänseblümchen, für jede einen. Sie banden Veilchen und Maiglöckchen zu Sträußen, die sie an den Querhölzern des Pavillons aufhängten. Martin war mit seinem Jeep zu einer geheimnisvollen Besorgung aufgebrochen, was May nur recht war: Auch wenn es sich um eine Zeremonie im kleinsten Kreis handelte, bei der man auf alle Konventionen pfiff, glaubte sie fest daran, dass es Unglück brachte, wenn der Bräutigam die Braut am Morgen vor der Hochzeit sah.
    »Mommy?«
    »Was ist, Liebes?«
    »Ist das eine richtige Hochzeit, auch wenn sie nicht in der Kirche stattfindet?«
    »Ja.« May lächelte. »Machst du dir deswegen Sorgen?«
    Kylie zuckte die Schultern, als wäre der Gedanke völlig abwegig, doch dann nickte sie. »Ich möchte, dass es eine richtige Hochzeit ist.«
    »Es wird eine richtige Hochzeit werden, Kylie.«
    »Ich mag ihn, Mommy. Du auch, oder?«
    »Ich liebe ihn.«
    »Das sieht man. Wenn du mit Martin beisammen bist, lächelst du so oft.«
    »Habe ich das

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