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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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und zu glasklarem Eis gefrieren ließ. Halbwüchsige Fans grölten und kreischten, versuchten die Aufmerksamkeit der Spieler auf sich zu ziehen. Diese hatten sich um Coach Dafoe geschart, besprachen die Strategie, um das 2:2-Unentschieden in einen Sieg für Boston zu verwandeln.
    »Er predigt ihnen mal wieder, dass sie Martin den Puck zuspielen sollen«, sagte Genny, während sie die Szene beobachtete. »Er sagt, der Puck geht an Martin, wie auch immer und von wem auch immer.«
    »Du weißt viel über Eishockey.«
    Genny brach in schallendes Gelächter aus. »Nein, das ist sein üblicher Spruch. Den lässt er bei jedem Spiel ab! Martin ist unser Star, aber heute Abend übertrifft er sich selbst. Deinetwegen. Wie fühlt man sich, wenn sich der Ehemann derart ins Zeug legt, um einem zu imponieren?«
    »Nicht schlecht.« May war so glücklich, dass sie nicht aufhören konnte zu lächeln.
    »Aber jetzt!«, rief Genny und trampelte mit den Füßen. »Zeigt es ihnen, Jungs! Raus mit euch, holt euch den Sieg, zeigt diesen Memmen, was eine Harke ist.«
    »Los! Los! Zeigt es ihnen, Bruins!«, fiel May in gleicher Lautstärke ein.
    In diesem Moment näherte sich eine Gruppe junger Frauen der Box, wo May und Genny mit anderen Ehefrauen und Freundinnen der Spieler saßen. Sie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Martin hatte sie vor gehässigen Kommentaren gewarnt und ihr gesagt, sie solle solche Bosheiten von sich abprallen lassen und ignorieren, und bisher war es ihr ganz gut gelungen. Aber die vier Frauen, die nun unbeirrt auf die Box zusteuerten, waren Model-Typen, wie die Blonde, die Martin bei ihrer ersten Begegnung im Flugzeug angesprochen hatte.
    »Hart bleiben. Angriff. Wir schaffen das schon«, murmelte Genny.
    »Entschuldigung«, sagte die größte Blonde und klopfte gegen die Plexiglasscheibe.
    »Ja?« Genny öffnete die Tür einen Spaltbreit, spielte den Wachposten im Schilderhäuschen mit einer Frostigkeit, die May ihr nie zugetraut hätte.
    »May Cartier?«, fragte die Blonde.
    »Die Box ist privat.« Genny postierte sich zwischen May und den ungebetenen Besucherinnen.
    »Ich weiß, entschuldigen Sie.« Die Blonde lächelte verlegen und reichte ihr eine Karte. »Ich wollte ihr nur das da geben. Das ist … ein Gruß von meinen Freundinnen und mir. Wir sind Bruins-Fans, und wir dachten –«
    »Ich gebe sie ihr.« Genny schloss mit Nachdruck die Tür. Sie drehte sich zu May um und reichte ihr den großen weißen Umschlag. May hielt ihn einen Moment lang unschlüssig in der Hand. Sie hatte Herzklopfen und Angst davor, ihn zu öffnen.
    »Ich glaube, das kann warten«, sagte May. Das Spiel würde gleich weitergehen und sie wollte sich nicht den Rest dieses großartigen Tages mit etwas verderben, was sie vielleicht aufregen würde.
    »Mach den Brief doch jetzt auf, dann können wir gemeinsam darüber lachen.«
    May nickte. Sie riss den Umschlag auf und zog eine Grußkarte heraus. Auf der Vorderseite waren goldene Hochzeitsglocken und ein weißer Kirchturm abgebildet, und darunter stand: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zur Hochzeit. Unterschrieben war der Gruß mit Mary Truscott, Doreen O’Malley, Amy Jenckes und Carolina Grannato. Und danach folgte in kleiner, perfekter Handschrift ein P. S.: Liebe Mrs. Cartier, ich habe mich im August verlobt. Da ich las, dass Sie Hochzeiten planen, würde ich gerne Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Als Termin schwebt uns der April vor. Ich werde in Kürze persönlich im Bridal Barn vorbeischauen. Meine Tante hat vor fünfzehn Jahren ihre Hochzeit ebenfalls von Bridal Barn ausrichten lassen. Wie klein die Welt doch ist! Nochmals, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Hochzeit – Und ich drücke den Bruins die Daumen!
    »Wow!«, sagte Genny, die über Mays Schulter mitgelesen hatte.
    »Das war mir wieder einmal eine Lehre«, erwiderte May lächelnd. »Wie heißt es gleich, ›im Zweifelsfall für den Angeklagten‹?«
    »Nein, ich dachte, wow, May ist ein Glückspilz! Sie hat Bridal Barn.«
    »Du meinst einen Beruf«, half May ihr auf die Sprünge.
    »Eigentlich wollte ich sagen, sie hat ›ein eigenes Leben‹, auch wenn das traurig klingt. Vielleicht meinte ich auch ›eine eigene Identität‹. Ich weiß nicht …«
    »Das alles hast du doch auch!«, sagte May, erstaunt über Gennys ernsten Ton.
    Genny blickte angestrengt auf das Eis, wo die Spieler gerade einliefen. Doch ihre Miene war versonnen und geistesabwesend, als wäre sie in Gedanken weit weg vom Fleet Center.

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