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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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er. «Und wurde in einen Streit hineingezogen.» Sophie stolperte, und er ließ sofort ihren Arm los, als habe sie mit ihrem Stolpern das Recht auf seine Unterstützung verwirkt. Sie überquerten die Livingston und gingen in Richtung Adams Street weiter. «Ein Mann stand neben dem Hocker, auf dem ich saß», fuhr er fort. «Auf dem Hocker vor ihm saß eine Nutte, und er schnitt gewaltig auf, erzählte ihr was von einem Boot. Sie lächelte auf damenhafte Art, straffte aber den Rücken, um ihren Busen besser zur Geltung zu bringen. Er sagte, er habe gerade eine neun Meter lange Schlup gekauft und werde sie ‹Nigger› taufen. Den Namen des Bootes werde er in schwarzen gotischen Lettern draufmalen und es dann direkt im Hafen vertäuen, dort, wo alle diese reichen Farbigen den Sommer verbringen. Andererseits, sagte er, denke er daran, das Boot ‹Nigger-Päderast› zu nennen und damit in der Great South Bay, nahe Fire Island, herumzuschippern. Da stellte ich mich also ihm und der Dame vor – sie trank Ryewhisky und Ginger-ale mit einem Strohhalm – und sagte, ich hätte einen besserenVorschlag für den Namen seines Bootes. Er sagte mir, ich solle abhauen, und ich sagte ihm, er solle es ‹Amerikanisches Arschloch› nennen. Sie meinte, das sei ein reizender Name, und lachte so sehr, daß sie auf die Theke fiel, aber er drehte sich um und wollte mich erschlagen. Ich verdrehte ihm den Arm hinter seinem fetten Rücken, und dann wurde ich offiziell aufgefordert, das Lokal zu verlassen.»
    Sie kamen zur Adams Street. Weit vor sich sah Sophie den Bogen der Brücke über den East River. Rundum standen Amtsgebäude mit dem seltsam bedrohlichen Aussehen von großen fleischfressenden Säugetieren, die nur für einen Augenblick eingeschlafen waren.
    «Da ist das Familiengericht», sagte Charlie und deutete die Straße hinauf. «Dein Mann würde dort keinen Fuß hineinsetzen. Zu niederes Volk. Die Hälfte meiner Mandantinnen verbringt den größten Teil ihrer Zeit in diesen nach Urin stinkenden Räumen, sitzt auf kaputten Klappstühlen und versucht, pro Woche sieben zusätzliche Dollar aus irgendeinem armen farbigen Teufel für ihre zehn Kinder herauszuholen, die er verlassen hat, weil der Lebensunterhalt für sie das Budget auffrißt, das er fürs Trinken braucht, und ohne das würde er seine gleichermaßen erbärmlich lebenden Nachbarn mit einem Beil zerhacken.
Warte nur ab

    «Was meinst du?»
    «Ach, … nicht du. Ich habe nicht dich gemeint, Sophie. Ich weiß nicht, was ich gemeint habe.»
    Aber sie glaubte, er wisse es. Er verstellte sich – auf seine Weise.
    «Weißt du, Otto und ich waren zusammen auf der Columbia University. Wir waren sogar zusammen in der Armee. Den größten Teil des Lebens sind wir zusammen gewesen. Weißt du, was er heute morgen zu mir gesagthat, als ich wegging? Er sagte: ‹Viel Glück, Kumpel!› Und dann erbrach er dieses gräßliche kleine Kichern, das er in den letzten zehn Jahren perfektioniert hat. Ich wandte mich ab, und er drückte auf einen Knopf, und seine Sekretärin kam herein, um ein Diktat aufzunehmen. Da stand ich und fühlte mich wie damals als Achtjähriger, an meinem ersten Tag im Lager, als ich in die Hosen gemacht hatte, weil irgendein kleiner, naturliebender Sadist mir eine Schlange um den Hals gelegt hatte.»
    Er machte eine Pause und sah an ihr herunter. «Hast du gesagt, daß dich eine Katze gebissen hat?»
    «Wir gehen am besten hier rüber. Ja. Habe ich gesagt.»
    «Ich wußte gar nicht, daß ihr eine Katze habt. Was für eine ist es? Eines von diesen orientalischen Rasseviechern, die 700 Dollar kosten?»
    «Du hörst dich an wie ein Korkenzieher», sagte sie.
    «Was ist das Ding da drüben?»
    «Eine neue Kooperative, die sie aufbauen.»
    «Also, was ist mit dieser Katze?»
    «Sie streunte herum, und ich beschloß, sie zu füttern. Und sie hat mich gebissen, stand auf den Hinterbeinen und fiel auf mich drauf. Ich bekomme noch jetzt eine Gänsehaut, wenn ich bloß dran denke.»
    «Bist du beim Arzt gewesen?»
    «Nein.»
    «Du bist verrückt, Sophie. Wann hast du zum letzten Mal eine Tetanusspritze bekommen?»
    «Das ist noch nicht so lange her. Ich habe mir letzten Sommer einen Spreißel in den Fuß gezogen, und da hat man mir eine gegeben.»
    «Aber darum geht es weniger. Die andere Sache …»
    «Nicht der Rede wert. Die Katze war gesund.»
    «Tollwut kann bis zu fünf Jahre Inkubationszeit haben.»
    «DIE KATZE WAR NICHT KRANK!» schrie sie. «Hier!» und sie hielt

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