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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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Stockwerke reichende Wohnzimmer, die Eichentreppe, die zu den Schlafzimmern auf der Galerie oben führte, den marmornen Kamin mit seinem viktorianischen Gitter und das massive, schäbige Mobiliar betrachtete. Claire nannte es den Quatsch aus den dreißiger Jahren. Sophie fühlte, daß in seiner tiefen Bekundung von Gleichgültigkeit gegenüber Planung und Ausstattung ein Element lag, das ihrem eigenen Ordnungssinn zuwider war: Aus demselben Grund begehrtesie es. Auf jeder freien Fläche hatte Claire ihre Sammlungen von Muscheln und Steinen, getrocknetem Seegras, Blättern, Glasscherben und Trockenblumen aufgestapelt. Der Gesamteindruck war der eines besessenen Versuchs, die natürliche Welt en miniature neu zu erschaffen, aber ohne jeden Plan. Es war eine Anhäufung, keine Ausstellung.
    «Claire?» fragte Sophie.
    «Herein!» lautete die Antwort.
    Sophie ging in die Küche unterhalb der Galerie. Hier reduzierte sich die Wohnung auf Schäbigkeit. Die Küche war gräßlich; ganze Karawanen von Schaben zogen über Arbeitsflächen und Wände, und die Geräte hätten sich genauso gut auf der Müllkippe der City befinden können. Claire beugte sich über einen Eimer beim Herd.
    «Was machst du da? Was hast du da?»
    «Schau dir das an!» sagte Claire, ohne ihre Haltung zu verändern oder aufzublicken. Sophie stand neben ihr und sah in den Eimer hinein. «Da oben drauf, das ist Maismehl», erklärte Claire. «Die Venusmuscheln am Boden steigen deswegen nach oben, siehst du, und streifen dabei den Sand aus ihrem Magen. Ist das nicht genial? Von mir, nicht von den Muscheln. Hast du schon Leon begrüßt?»
    «Ich wußte gar nicht, daß er da ist», entgegnete Sophie.
    Claire richtete sich auf und hielt Sophie ihr ernstes Gesicht mit den vielen Runzeln entgegen. Ihre Augen waren strahlend blau, die Augäpfel leicht blutunterlaufen. Ein ganzes Netzwerk dünner roter Äderchen strahlte vom Mittelpunkt ihrer kurzen stumpfen Nase aus. Wenn sie lächelte, wie sie es jetzt tat, als sie Sophie mit einem Finger auf die Schulter tippte, sah Sophie das matte Rosa in ihrem Mund und kleine Einsprengsel von Gold dort, wo ihre Zähne überkront waren. Ihr kurzgeschnittenesergrautes Haar stand vom ganzen Kopf ab. Sie fuhr sich oft mit der Hand durch dieses Dickicht, als wollte sie sich versichern, daß es noch da war. Obwohl sie eine schwergewichtige Frau war, sah sie nicht mollig aus – eher stämmig. Gewöhnlich stand sie breitbeinig da und blickte oft nach unten, auf den Boden, als mißtraue sie seiner Stabilität. Sie trug ein Männerhemd, einen Rock aus einer indischen Baumwolldecke, weiße Socken und
alpargatas
; die Hanfsohle der einen hatte sich schon teilweise aufgelöst. Ein Tuch war um ihre Mitte gebunden und zusammengeknotet.
    «Er hat sich wahrscheinlich oben hingelegt», sagte sie jetzt. «Er ist entsetzlich müde. Ich glaube, seine Frau macht ihn fertig.»
    «Ich wußte gar nicht, daß er wieder geheiratet hat», sagte Sophie.
    «Er hat eine seiner Absolventinnen vom letzten Frühjahr geheiratet, ein stinklangweiliges Mädchen, das davon überzeugt ist, ein Wesen von ungehemmter Sinneslust zu sein. Das jedenfalls erzählt er mir. Möchtest du Gin oder Whisky?»
    «Gin.»
    «Er erzählt mir viel mehr, als ich über diese Dinge hören möchte. Möchtest du Wermut oder Tonic oder was anderes? Es gefällt ihm, mich lieber wie seine Putzfrau als wie seine erste Frau zu behandeln. Doch er ist wie die meisten von ihnen – leidenschaftliche Selbstlosigkeit, bis er dich wie der alte Affe, der er nun mal ist, anspringt.»
    «Tonic. Warum sagst du ihm nicht, er solle es für sich behalten?»
    «Das würde seine Gefühle verletzen. Er sagt, sie habe ihn dadurch hereingelegt, daß sie eine sehr gute Dissertation über Henry James schrieb … mit irgendeinembesonderen Blick auf seine Beziehung zu seinem Bruder … Ich weiß nicht. Er war überschwenglich mit seinem Lob – ich würde sagen, daß er für seine Verhältnisse großzügig war –, und als nächstes erfuhr er, daß sie schwor, es gebe zwischen ihnen mehr als eine dumme alte Dissertation über den dummen alten Henry. Bei ihm ist die Liebe immer durch das Gehirn gegangen; er schwört, er würde eine Frau nur dann anrühren, wenn sie ein kluges Köpfchen hat. Na ja, jedenfalls ist sie absolut plemplem. Er geht höchst ungern abends nach Hause, hält sich in der Universitätsbibliothek versteckt. Sie wartet immer hinter der Tür auf ihn, splitternackt, befreit von intellektuellen

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