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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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gefährliche Mitteilung zu sein. Sie wußte nicht, warum.
    «Er wünscht sich ein neues Leben», sagte Otto und hob seine Aktentasche auf. «Selbst Charlie wünscht sich das.» Dann ging er ganz plötzlich und zog die Tür hinter ihrem Abschiedsgruß zu.
    Seine Worte «
Ein neues Leben
» hatten sie aufgeschreckt. Es war eine jener schwermütigen, ganz beiläufig fallengelassenen Floskeln, zu denen Menschen in einem gewissen Alter neigen. Aber nicht Otto.
    Sie fragte sich, ob Charlie versuchen werde, Otto heute zu sehen, und glaubte, nein. Ohne genau zu wissen, wie sie zu einem solchen Schluß gekommen war, war sie sich jetzt sicher, daß Charlie nicht ernsthaft vorgehabt hatte, Otto zu konfrontieren; er war wie die Bühnengestalt, die aus sicherer Entfernung zu ihrem Widersacher «Auf ihn!» ruft. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie Charlies Anruf wegen ihrer eigenen Enthüllung nicht erwähnt hatte. Warum, in Gottes Namen, hatte sie ihm das erzählt!

8
    An Samstagen wurde die Straße von einem leichten Fieber erfaßt. Hauseigentümer trugen ihre Arbeitskleider; Frauen und Männer mittleren Alters in ausgewaschenen Jeans und farbbeklecksten Hemden pflegten die Erde rund um die zarten jungen Bäume am Gehsteig oder standen herum und sahen mit besorgten Blicken an ihren Häusern hinauf. Einer trug einen Eimer oder einen Schlauch oder einen Pinsel, ein anderer einen Spachtel für die Farbtropfen, mit denen ihre neuen Fenster bespritzt waren, wieder ein anderer eine Leiter, die er gegen die Mauer lehnte, um hinaufzusteigen und eine verwitterte Markise zu reparieren. Beide Seiten der Straße waren von Autos gesäumt, von denen viele klein und im Ausland hergestellt waren und einige ein auffallendes Zeichen trugen, das deutlich machte, daß der Wagen in Deutschland oder Frankreich oder England gekauft worden war.
    Sophie schaute durch die Wohnzimmervorhänge hinaus und sah einen Mann, der einen Abschnitt seines Gehsteigs bei seiner Treppe abspritzte. Mit steifen Armen und strenger Miene hielt er die Düse des Schlauchs nahe ans Pflaster. Während sie ihn beobachtete, ließ er plötzlich den Schlauch fallen und hob von der Erde rund um seinen Ahorn das grüne Flugzeug auf. Er stopfte es in seine Mülltonne, die bereits überquoll, und machte sich wieder ans Abspritzen.
    Auf der Rückseite des Hauses liefen die in kleine Höfe gesperrten Hunde im Kreis herum. Telefonleitungen, elektrische Drähte und einander mehrfach kreuzendeWäscheleinen ließen die Häuser, die Laternenpfähle und die kahlen Bäume wie eine Schattenrißzeichnung, eine fortlaufende Linie erscheinen. Der Hof der Bentwoods war mit Kies bedeckt, durch den sich ein schmaler, mit Ziegelsteinen gepflasterter Weg schlängelte, der zu einer weiß gestrichenen eisernen Bank, einem steinernen Cherub, der ein kaum erkennbares Füllhorn trug, und zum Rand eines kleinen betonierten Bassins abzweigte. Hier und da standen mehrere Eiben, die in Kübeln wuchsen, und es gab kleine Beete mit Lorbeerrosen, die die Bentwoods im Laufe der Zeit von der Route 9 am Jersey-Ufer des Hudson geklaut hatten. Kahle Stellen in der gleichmäßigen Kiesschicht zeugten davon, daß hier Katzen Löcher gegraben hatten.
    Sophie stand einen Augenblick lang an der Hintertür. Eine weißgraue Katze saß auf einem Holzzaun und beobachtete einen Spatz, der regungslos auf dem Zweig eines Götterbaums saß. Sie wußte nicht, worüber sie nachdachte, als sie die Stirn gegen das Glas preßte, aber sie verspürte eine rasche, dunkle Ahnung, als hätte jemand hinter ihr das Zimmer betreten. Das Haus war samstags auf eine besondere Art still; sie ging von Fenster zu Fenster, wünschte, sie sei angezogen und draußen, und starrte doch passiv auf die Straße, als wartete sie auf ein Zeichen.
    Träge stieg sie die Treppe hinauf. Lässig kleidete sie sich an. Aber sobald sie auf dem Gehsteig war, erlebte sie einen plötzlichen Stimmungswandel; während sie die Court Street zur U-Bahn-Station Borough Hall hinaufging, fühlte sie sich in Hochstimmung versetzt. Tatsächlich hatte sie Charlie überhaupt nichts verraten. Francis hatte, was sie anbetraf, wahrscheinlich recht gehabt – sie hatte eine Neigung zum Melodramatischen, und Charlies nächtlicher Besuch hatte diese Neigung hervorgekitzelt.Die Katze war gesund. Sie würde problemlos davonkommen!
    In einem Mantel aus französischem Tweed und in Schuhen aus Florenz wartete sie auf dem Bahnsteig der U-Bahn, ihr wirkliches Leben ebenso verborgen wie das der

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