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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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Direktor weiß,
worauf es beim Tennisspielen ankommt
. Drei Stunden auf dem Platz, dann eine Stunde konstruktive Kritik.»
    «Und Bobby? Und Linda?»
    «Bobby macht gerade eine kleine kleptomanische Phase durch. Das legt sich natürlich wieder.»
    «Und Linda?» flüsterte Sophie.
    «Großartig! Sie weiß genau, wer sie ist!»
    «Ruth? Mir ist wegen dieses Bruchs so schrecklich zumute.»
    Es folgte ein langes Schweigen. «Sie werden es besser haben», sagte Ruth endlich. «Ich habe immer gemeint, daß an ihrer gegenseitigen Abhängigkeit irgend etwasmerkwürdig war. Sie sind jetzt große Jungen, weißt du, Sophie … darfst sie keine Babys sein lassen. So was kastriert die Männer.»
    «Und du? Geht es dir wirklich ausgezeichnet?» fragte Sophie.
    Es klickte. Eine neue Münze war fällig.
    «Könnten wir nicht mal zusammen Mittag essen gehen?» «Ich mache gerade eine Diät. Ich esse sowieso nichts mehr zu Mittag», sagte Ruth. Und dann sagte sie – oder sagte sie es nicht? – Sophie war sich nicht sicher, was sie wirklich gehört hatte, aber es klang wie: «Geh weg, Sophie.» Wie auch immer – die Verbindung war unterbrochen, und sie hatte keine Münze mehr.
    Als sie nach Hause kam, ging Sophie direkt zum Telefon und rief ihren Arzt an. Er würde bis Dienstag zehn Uhr dreißig nicht in der Praxis sein. Der Anrufdienst konnte ihr keinen Rat geben. Sie konnte natürlich ihre Nummer hinterlassen, und wenn es ein Notfall war … Sophie nahm die Gelben Seiten zur Hand und rief sechs Ärzte in ihrer Umgebung an. Keiner war zu sprechen. Eine Frau riet ihr, einen Polizisten zu fragen.
    Sie schenkte sich reichlich Whisky ein und spülte ihn hinunter. Dann ging sie zur Hintertür. Die graue Katze lag zusammengerollt auf dem Rand der steinernen Schwelle, den Kopf zur Seite gelegt, und schlief.
    Als Otto nach Hause kam, traf er Sophie ganz hinten, in einer Ecke des Wohnzimmers, an, wo sie, mit Licht und Schatten besprenkelt, in einem nur bei feierlichen Anlässen benutzten Sessel saß, den sonst nie jemand benutzte. Ihr Schweigen und der für das Abendessen gedeckte Tisch im Eßzimmer, den er durch die Wohnzimmertüren erspähte, wirkten wie eine effekthaschende Komposition, die man für irgendeinen Zweck arrangiert, aber in der Folge vergessen hatte. Er hatte den Eindruck,daß sie lautlos weinte und daß die Komponenten dieser verzweifelten Szene vielleicht zu seinem Wohl zusammengestellt worden waren, als häusliche Lektion, die ihm eine Entschuldigung entlocken sollte. Er sprach sie schroff an.
    «Warum sitzt du hier herum wie ein von Gott und der Welt verlassenes Kind?»
    Sie hielt ein Buch hoch. «Hier ist eine kleine Notiz am Rand, von dir geschrieben. Du mußt sie vor langer Zeit geschrieben haben. Die Tinte ist verblaßt, und deine Schrift sieht etwas anders aus. Aber ich habe sie erkannt. Sie hat mich daran erinnert, was für ein ernsthafter Mensch du bist. Sie lautet: ‹gesetzliche Grenzen der Haftung›. Hier. Claire hat es zurückgegeben.» Sie stand auf und ging zu ihm, schaltete unterwegs die Lampen ein und legte ihm das Buch in die Hand. Sie weinte nicht, der Eßzimmertisch war für zwei gedeckt, kein Bestandteil eines Bühnendekors, nur ein Detail ihrer Routine. Er dachte über das nach, was er glaubte, gesehen zu haben, den Blick eines Außenstehenden auf ihre Art zu leben, vielleicht ungenau beurteilt, aber eine Sekunde lang war er nicht darin verstrickt, war er nicht unempfänglich gewesen.
    «Essen wir im Wohnzimmer», sagte er.
    «Wenn du möchtest», sagte sie gleichgültig.
    «Wie geht es Claire?»
    «Wie immer», entgegnete sie. «Leon Fischer war da – erinnerst du dich an ihn? Vor langer Zeit mal ihr Mann.»
    «Ich erinnere mich an ihn, diesen gelbhäutigen Mann, der nicht zuhört.»
    «Otto? Die Katze ist wieder da … an der Tür.»
    «Die Katze!» Er rannte durch das Wohnzimmer in das Eßzimmer und zur Hintertür. «Mach sie nicht auf», rief sie. «Bitte nicht!»
    Während Otto sich donnernd näherte, streckte sich die Katze und drückte das Gesicht ungeduldig gegen das Glas.
    «Ich
muß
sie aufmachen», rief er und verwünschte die komplizierte Abfolge von Schritten, die notwendig waren, um die Tür aufzusperren – Haken, Schlüssel, hineinstecken, fassen, wieder umdrehen. Die Katze gähnte und beobachtete ihn, bis er seinen Fuß nach hinten zog, um ihr einen Tritt zu versetzen. Dann stob sie davon, die Treppe hinunter, und verschwand lautlos unten in der Dunkelheit.
    «Otto, nach dem

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