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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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Quogue zu Mittag essen. Wir gehen ein bißchen spazieren und denken an etwas anderes. Es wird dir guttun.»
    Sophie schaltete eine Lampe ein. «Wenn sie zurückkommt …»
    «Sie wird zurückkommen.»
    «Vielleicht habe ich sie ja endgültig verscheucht», sagte sie und ging zur Hintertür.
    «Weil sie dich attackiert hat?»
    «Hm – sie wußte, daß
etwas
passiert ist.»
    «So ein wildes Wesen ist doch den ganzen Tag auf Futtersuche. Es
weiß
gar nichts, nur, wo Futter zu finden ist.»
    Sie spähte durch die Tür. Der Garten lag im Dunkeln mit Ausnahme eines Streifens Licht aus einem Fenster jenseits des Weges, der auf der feuchten Oberfläche eines Zauns glänzte. Otto kam aus der Küche herein und hielt eine Schüssel in der Hand.
    «Schau. Die Hühnerleber. Wenn sie das nicht zurücklockt … Haben wir irgendwo eine Schachtel? Aus guter, starker Pappe?»
    «Müssen wir haben. Du bewahrst doch immer alles auf.»
    «Schau oben nach, ja? Ich stelle inzwischen die Schüssel hinaus.»
    «Mach das nicht, Otto. Irgendeine andere Katze wird kommen und sich mit der Leber davonschleichen.» Sie sah ihn an, während er mit der Schüssel vor ihr stand, die er wie eine Opfergabe in den Händen hielt. Er war vollkommen gefangen von einem Vorhaben, das sie für grotesk hielt. Vielleicht war es die Art dieses Vorhabens, die sie denken ließ, daß sie beide Narren seien. Wie rasch wurde die Hülse des Erwachsenenlebens, seine
Wichtigkeit
, durch den Stoß von etwas zertrümmert, was ganz plötzlich wirklich und dringend und absurd war.
    «Keine Chance», sagte er, «weil ich hier bleibe und Wache halte.» Er öffnete die Tür und stellte die Schüssel genau unterhalb des Simses ab, dann ging er ins Wohnzimmer und holte sich einen Stuhl und seine Aktentasche. Ganz von seiner Absicht erfüllt, lächelte er sie zuversichtlich an und packte eine Zigarre aus. Vielleicht hatte er recht, recht, so zu sein, wie er war.
    «Ich bin bereit», sagte er. «Hol die Schachtel, Sophie. Komm, jetzt …»
    Bis elf Uhr war die Katze noch nicht aufgetaucht. Otto brachte die Schüssel mit der Leber herein und stellte sie neben den Pappkarton, den Sophie im Abstellraum gefunden hatte. Er bewegte sich so entschlossen, als wollte er ihr beweisen, daß alles nach Plan verlaufen werde. «Sie wird am Morgen zurücksein», sagte er in bestimmtem Ton.
    «Um Gottes willen – sei doch ein bißchen
unsicher

    Er ignorierte sie. Er wollte seine Zigarrenasche in der Küche wegkippen, brachte den Stuhl ins Wohnzimmer zurück und überprüfte die Haustür.
    «Wir sollten um neun losfahren. Wir können mittags in Flynders sein.»
    «Ich warte hier. Ich
muß
», sagte sie.
    Er sah sie kurz an. «Deine Augen sind rot. Besser, du liest heute nacht nichts.»
    «Ich kann sowieso nicht.»
    «Ich schalte die Lampen in der Küche aus.»
    Während er weg war, erschien die Katze.
    «Otto!»
    Er rannte zurück ins Eßzimmer. «Mach die Tür noch nicht auf. Warte … Ich muß die Leber in die Schachtel tun. Warte einen Moment.»
    «Du mußt ein Stück draußen lassen, damit sie es riechen kann.»
    «Paß auf! Ich öffne die Tür.»
    «Stell sie auf den Sims …»
    «Ich weiß, was ich zu tun habe. Fertig?»
    «Noch nicht.» Sie lief zum Kleiderschrank und holte zwei Paar von Ottos Handschuhen. Ziemlich befangen gab sie ihm die neuen aus Schaffell und steckte ihre Hände in sein altes Gamslederpaar. «Ich bin gebissen worden», sagte sie. Die Katze beobachtete sie still, nur ihr Schwanz bewegte sich leicht.
    «Jetzt!» sagte sie.
    Er öffnete die Tür. Die Katze miaute leise. Otto warf eine Hühnerleber auf die Veranda. Sie fiel der Katze auf den Rücken und rutschte dann herunter. Das Tier fraß sie rasend schnell auf, vor Freude ächzend, und blickte dann in Erwartung von mehr nach oben.
    «Auf dem Sims, auf dem Sims …», wisperte sie hastig.
    Er ließ etwas Fleisch fallen. Die Katze spießte es auf eine Kralle, zog es mit der anderen Pfote herunter, würgte und drehte direkt am Rand der Tür aufgeregte Kreise.
    «Die Schüssel!»
    «
Wirst du wohl den Mund halten
!» zischte er sie an. Er hielt die Schüssel einen halben Meter über den Boden. Die Katze glitt über den Sims; ihre beiden Vorderfüßestanden auf dem Eßzimmerboden, und ihr Kopf schwankte hin und her, während sie in der Luft schnupperte. Sophie durchzuckte ein tiefer Schauer. Otto hielt die Schüssel genau so, daß das Tier sie nicht erreichen konnte. Die graue Gestalt streckte sich. Otto stellte die

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