Was am Ende bleibt
Schüssel langsam in die Schachtel, murmelte auf die Katze ein, summte sie leise an. «Schau, schau, schau, da ist es, komm, da ist es …» Mit dem raschen, stumpfen Blick einer Ratte legte die Katze den Rest des Weges ins Zimmer zurück.
Die Bentwoods warteten. Die Katze rieb ihren Körper gegen die Schachtel, kratzte wie wild dagegen, miaute kläglich. Dann fing sie an, sich wirklich anzustrengen – stellte sich auf die Hinterbeine, fiel wieder auf die Füße, warf sich gegen die Kartonoberfläche. Ihr Kopf drehte sich unruhig und nervös. Sie schien die Bentwoods nicht wahrzunehmen, die regungslos ein paar Meter entfernt dastanden. Ganz plötzlich, gerade, als Sophie sich fragte, wie sie sie jemals hinausbringen würden, jetzt, da sie frei im Haus herumlief, sprang die Katze in die Schachtel.
«Schnell!» rief Otto.
Sie klappten die Deckel zu. «Halt sie fest, halt sie fest», schrie Sophie. «Oh, mein Gott! Ich kann nicht … Sie drückt sich dagegen –»
Die Schachtel schwankte heftig hin und her. Mit einer freien Hand begann Otto, die Wäscheleine herumzuwickeln, und ließ die Schachtel jedes Mal, wenn er sie umdrehte, dumpf auf den Boden fallen. Die Katze kreischte.
Ein Geruch stieg ihnen in die Nase, bitter, übel, ekelerregend.
«Angst», flüsterte Otto. Sie hockten beide vor der Tür und starrten einander über die Schachtel hinweg an. Dann machte Otto einen Knoten in das starke Seil. Es war geschafft.
Das Tier war verstummt. Nur der Geruch seiner Angst hing immer noch in der Luft. Sophie atmete flach.
«Laß die Tür offen», sagte Otto.
Er trug die Schachtel zur Haustür, zog dann seinen Mantel an. Sie holte ihren. «Nein», sagte er. «Du kommst nicht mit. Es ist nicht weit. Geh um Gottes willen ins Bett und denk an gar nichts.»
Sie sah aus dem Fenster zu, wie Otto mit der Schachtel zum Auto ging. Er stellte sie auf dem Gehsteig ab, öffnete die hintere Tür des Wagens und schob den Karton hinein. Selbst von ihrem Standort aus sah er feucht aus. Vielleicht war es nur der Nebel.
Aber sie wußte, daß es nicht der Nebel war. Der Körper der Katze hatte sich geöffnet, als sei er zerschmettert worden, und hatte sich entleert. Sie blickte auf ihre linke Hand. Die Schwellung war zurückgegangen.
Auf dem Eßzimmertisch fand sie die Packung mit ihrer Medizin. Sie spülte die Kapsel mit Scotch hinunter.
Als Otto eine Stunde später zurückkam, traf er sie in einer Art Straußennest im Bett sitzend an. Sie hatte alles mit Kissen und Zeitschriften und Büchern aufgebaut. Er lachte los.
«Worauf hast du dich denn vorbereitet?»
«Darauf, mich zu amüsieren», sagte sie. «Aber es klappt nicht.»
«Der Mann vom Tierschutzverein, der Nachtdienst hatte, sagte, hier in der Gegend habe es seit dreißig Jahren keinen einzigen Fall von Tollwut gegeben.»
«Was werden sie mit der Katze machen? Werden sie sie umbringen?»
«Ich weiß nicht. Er hat die Schachtel mitgenommen. Die Katze knurrte schon, aber er schien nicht beunruhigt. Er lachte nur.»
«Wann werde ich es erfahren?»
«Montag.»
«Nicht vorher?»
«Der Arzt, derjenige, der die Untersuchung durchführt, kommt dort erst am Montag vorbei. Du brauchst sie nicht anzurufen, genau wie die Krankenschwester gesagt hat. Wenn etwas sein sollte – und das wird nicht der Fall sein –, werden sie dich am Montagvormittag anrufen. Jetzt ist es wirklich vorbei.»
«Aber du hast mir nichts über die Katze erzählt.»
«Sie brauchen sie nicht mehr einzuschläfern», sagte er, dann zögerte er. Er hob eine Zeitschrift auf, die auf den Boden gerutscht war, und ließ sie aufs Bett fallen. «Alles, was man heute benötigt, um festzustellen, ob ein Tier gesund ist, ist anscheinend eine Speichelprobe. Aber als er mich fragte, ob ich die Katze später wiederhaben wollte, habe ich nein gesagt. Dann sagte er, sie würden sie beseitigen.»
«Beseitigen?»
«Genug, Sophie.»
«In Ordnung.»
«Es war schrecklich, oder? Sie in die Schachtel zu hieven?»
«Das war schrecklich.»
«Ich muß meinen Mantel hinunterbringen.»
«Ach, Otto, laß ihn doch auf dem Stuhl.»
«Ich bin müde.»
«Hat sie im Auto irgendwelche Geräusche von sich gegeben?»
«Nein. Nichts, bis ich sie dem Mann überreichte.»
Er blickte unschlüssig auf seinen Mantel. «Ach, ich bringe ihn runter.»
«Es passiert gar nichts, wenn du ihn dieses eine Mal auf dem Stuhl liegen läßt», sagte sie gereizt. Er ließ ihn auf den Stuhl fallen.
«Wir haben Glück», sagte er.
«Ja, wir
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