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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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dem Jahr, nachdem Francis nach Locust Valley zurückgegangen war. Damals hatte sie wie jetzt eine lähmende Müdigkeit übermannt. Sie hatte unter leichten,aber anhaltenden Fieberanfällen gelitten. Noel hatte sie mit Vitamin B12 vollgespritzt und unverblümt ein beratendes Gespräch mit einem Kollegen, einem Psychiater, vorgeschlagen. Sie hatte abgelehnt, war aus ihrer Benommenheit lange genug aufgetaucht, um Noel zu sagen, daß sie es nicht ertragen könne, über sich selbst nachzudenken. Sie hatte abgenommen, war abgespannt, lethargisch und gleichgültig geworden. Sie richtete sich ruckartig auf und stieß mit dem Arm gegen die Tür. Sie wollte diese Leere nicht …
    «Was ist los?» fragte Otto.
    «Nichts.»
    Er redete wieder mit ihr, aber sie verstand ihn nicht. Er blickte zu ihr hinüber. «Ich habe gesagt, daß wir vielleicht noch einmal darüber nachdenken sollten, ein Kind zu adoptieren. Hast du mich gehört?»
    «In Ordnung.»
    «
In Ordnung
! Das sind also deine Gefühle?»
    «Du hast kein Recht, mich das zu fragen. Meine Gefühle sind in bezug auf dieses Thema schon lange erschöpft. Als ich es wollte, hast du dich aufgeführt, als hätte ich dich gebeten, mir einen Mähdrescher zu besorgen.»
    «Na gut, jetzt denke ich anders darüber.»
    «Ich glaube nicht, daß du es ernst meinst. Wenn ich glaubte, daß du es ernst meintest …»
    «Was dann?»
    «Ich weiß nicht …»
    «Nimm meine Hand!» forderte er sie plötzlich auf und streckte ihr seine Hand hin. Sie zögerte, dann reichte sie ihm die rechte Hand über ihre Brust hinweg und ergriff seine. Er hielt sie eine Sekunde lang fest.
    «Macht dir der Biß noch zu schaffen? Ich habe gedacht, er sei okay.»
    «Die Stelle ist noch empfindlich.»
    «Hast du deine Tabletten genommen?»
    «Ich habe es vergessen, da draußen.»
    «Das wenigstens ist ausgestanden.»
    «Noch nicht. Wann werden sie die Katze einschläfern?»
    Sie fuhren jetzt durch Queens, aber in der Dunkelheit, in der die Scheinwerfer herumstocherten, lag nur eine Reihe von Straßen.
    «Wenn sie diese Tests mit ihr gemacht haben», sagte er.
    «Sie werden sie nicht behalten – okay, ich weiß, daß sie sie erst untersuchen werden, Otto. Ich meine, behalten sie sie eine Woche oder einen Tag oder zwei Tage lang, für den Fall, daß irgend jemand sie zu sich nehmen will?»
    «Dieses alte Viech? Wer würde das schon nehmen?»
    «Kannst du morgen bis Mittag zu Hause bleiben?»
    «Warum glaubst so beharrlich, daß sie dich anrufen werden?»
    «Es besteht immerhin noch die Möglichkeit, daß sie es tun.»
    «Also, von mir aus!» explodierte er wutentbrannt. «Dann bekommst du eben die Spritzen, vierzehn insgesamt, und sie tun weh, und möglicherweise nützen sie nicht einmal was!»
    Sein Ausbruch gab ihrer Laune erheblichen Auftrieb.
    «Du verstehst nicht», sagte sie, beinahe dankbar. «Was mich beunruhigt, ist das, was dahintersteckt.»
    «Wir haben ein paar üble Tage erlebt. Nichts steckt
hinter
irgend etwas. Was, um Gottes willen, willst du? Willst du, daß Charlie mich umbringt? Wäre es dir lieber, wenn das Ferienhaus abgebrannt wäre? Wäre es dir lieber, wenn dieser Neger uns umgebracht hätte? Und wenn eine Kugel in Mike Holsteins Wand steckengeblieben wäre, statt daß ein Stein auf dem Boden landete?
Willst du die Tollwut haben

    «Aber in gewisser Weise hätte alles, was du sagst, Wirklichkeitwerden können! Noch ein Schritt, noch eine Minute –»
    «Aber es ist nicht passiert!» rief er, fuhr mit einem Ruck weiter und tastete nach dem Schaltknüppel. «O Gott, ich bin bei Rot durchgefahren!»
    «Kannst du dir den Vormittag nicht freinehmen?»
    «Nein», sagte er schroff. «Jetzt schon gar nicht.»
    «Gerade jetzt!»
    «Ich
muß
dasein. Wenn ich jetzt die Zügel schleifen lasse, kommt die Katastrophe. Sophie –» rief er störrisch, «das ist alles, was ich weiß.»
    Nach einer Weile sagte sie: «Mach dir nichts aus dem, was ich sage.»
    «Kann ich nicht», erwiderte er leise. «Tu ich nicht, und kann ich nicht.»
    Sie bereitete das Abendessen für sie beide zu, während er seinen Versicherungsordner durchsah. Nachdem sie gegessen hatten, fertigten sie ein Verzeichnis mit den Reparaturen an, die sie durchführen lassen mußten, und mit allem, was zu ersetzen war. «Was sie mit all den Betten gemacht haben!» sagte Otto. «Warum haben sie die nur alle aufgeschlitzt?» Aber sie würden Haynes weiter als Hausmeister beschäftigen müssen. Wenn sie jemand anderen nehmen würden, würde

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