Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Ekel«, wies ihn das kleine Mädchen zurecht. Es klang nur wie eine Feststellung, nicht wie ein Vorwurf.
Underhill sah sie an und fröstelte. Er verstand nicht, wie sie Kapitän Wow so gelassen hinnehmen konnte. Kapitän Wows Geist war lüstern. Wenn Kapitän Wow mitten im Kampfgetümmel von Vergnügen überwältigt wurde, dann wirbelten in seinem Bewusstsein Bilder von Drachen, tödlichen Ratten und zerwühlten Betten und auch der Geruch von Fisch wild durcheinander, so dass sein eigener Geist und der von Kapitän Wow, verbunden durch das Stechgerät, sich in eine fantastische Mischung aus den Gedanken eines Menschen und einer Angorakatze verwandelten.
Dies war das Problem, wenn man mit Katzen zusammenarbeitete, dachte Underhill. Es war eine Schande, dass niemand sonst als Partner geeignet war. Mit Katzen kam man gut zurecht, sobald man telepathisch Kontakt mit ihnen aufgenommen hatte. Sie waren geschickt genug, um den Anforderungen des Fluges gerecht zu werden, aber ihre Antriebe und Wünsche unterschieden sich doch sehr von denen der Menschen.
Sie waren umgänglich, solange man ihnen greifbare Bilder zudachte, doch ihr Bewusstsein kapselte sich sofort ab und begann vor sich hinzudämmern, wenn man Shakespeare oder Colegrove rezitierte oder wenn man ihnen zu erklären versuchte, was der Weltraum war.
Die Vorstellung war einfach verrückt, dass die Partner hier draußen im All grimmig und umsichtig kämpften und dass sie dieselben niedlichen kleinen Tiere sein sollten, die auf der Erde seit Tausenden von Jahren als Haustiere gehalten wurden. Underhill hatte sich schon mehr als einmal blamiert, als er auf der Erde ganz gewöhnliche, nichttelepathische Katzen gegrüßt hatte, weil ihm in dem Moment entfallen war, dass sie nicht zu den Partnern gehörten.
Er griff nach dem Becher und würfelte.
Er hatte Glück – hatte Lady May geworfen.
Lady May war die klügste Partnerin, der er jemals begegnet war. In ihr hatte der Geist einer reinrassigen Angorakatze die höchste Entwicklungsstufe erreicht. Sie war komplizierter als jede menschliche Frau, aber ihre Kompliziertheit beruhte allein auf Gefühl, Erinnerung, Hoffnung und zahllosen Erfahrungen – Erfahrungen, die ohne die Hilfe von Worten verarbeitet worden waren.
Als er zum ersten Mal mit ihrem Bewusstsein Kontakt aufgenommen hatte, war er bestürzt über dessen Klarheit gewesen. Mit ihr zusammen erinnerte er sich an ihre Kätzchenzeit. Er erinnerte sich an jedes Paarungserlebnis, das sie gehabt hatte. Er sah in einer halb verschwommen erkennbaren Galerie all die anderen Lichtstecher, mit denen sie schon im Kampf zusammengekoppelt gewesen war. Und er sah sich selbst als strahlenden, fröhlichen und begehrenswerten Menschen.
Ja, er glaubte sogar, einen Hauch erotischen Verlangens bemerkt zu haben …
Und einen sehr schmeichelhaften und sehnsuchtsvollen Gedanken: Was für eine Schande, dass er kein Kater ist.
Woodley würfelte als Letzter. Er bekam, was er verdiente – einen mürrischen, narbenübersäten alten Kater, der nichts von dem Feuer des Kapitän Wow an sich hatte. Woodleys Partner hatte von allen Katzen an Bord des Schiffes den tierischsten Charakter. Er war ein stumpfsinniger, viehischer Typ mit einem trägen Geist. Nicht einmal die Telepathie hatte seinen Charakter verfeinern können. Seine Ohren waren halb zerfetzt von den ersten Kämpfen, die er zu bestehen hatte. Er war ein passabler Kämpfer, mehr aber nicht.
Woodley grunzte.
Underhill musterte ihn mit einem eigentümlichen Blick. Gab Woodley eigentlich nie etwas anderes als dieses Gegrunze von sich?
Father Moontree sah die anderen drei an. »Ihr könnt euch ebenso gut jetzt schon zu euren Partnern begeben. Ich sage dem Go-Kapitän Bescheid, dass wir fertig sind zum Start ins Auf-und-Hinaus.«
III
Der Deal
Underhill öffnete das Kombinationsschloss von Lady Mays Käfig. Behutsam weckte er sie, nahm sie auf den Arm und setzte sie auf den Boden. Sie machte einen Buckel, streckte sich genüsslich, fuhr ihre Krallen aus, begann zu schnurren, besann sich dann eines Besseren und fuhr ihm stattdessen mit der Zunge über das Handgelenk. Er hatte das Stechgerät noch nicht eingeschaltet, so dass ihre Gedanken einander noch nicht berührten, aber an der Stellung ihrer Schnurrhaare und den Bewegungen ihrer Ohren erkannte er, wie zufrieden sie war, ihn als Partner zu bekommen.
Er redete mit ihr, obwohl seine Worte der Katze nichts bedeuten konnten, solange das Stechgerät noch nicht
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