Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
schließlich das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte. Erst dann, sehr spät also, fanden die Behörden heraus, dass er Telepath war, und erteilten ihm trotz seines hohen Alters die Genehmigung, die Laufbahn eines Lichtstechers einzuschlagen. Er verstand sein Geschäft, aber er war wirklich unglaublich alt für diese Art Arbeit.
Father Moontree musterte den mürrischen Woodley und den in Gedanken versunkenen Underhill. »Na, wie geht’s unserem hoffnungsvollen Nachwuchs heute? Seid ihr bereit für einen hübschen Kampf?«
»Father Moontree denkt nur ans Kämpfen«, kicherte das kleine Mädchen West. Sie war wirklich ein winzig kleines Mädchen. Ihr Kichern klang hoch und kindlich. Niemand, der sie sah, wäre auf den Gedanken gekommen, dass ausgerechnet sie an einem rauen, scharfen Lichtstech-Duell teilnehmen würde.
Underhill hatte eines Tages vergnügt festgestellt, dass es einen der trägen Partner sehr glücklich gemacht hatte, mit dem Bewusstsein des Mädchens West verbunden gewesen zu sein.
Gewöhnlich war es den Partnern gleich, mit welchem menschlichen Verstand sie für die Reise gekoppelt wurden; die Partner schienen zu glauben, dass jeder menschliche Geist so komplex und verworren war, dass es überhaupt keine Rolle spielte. Niemals hatte ein Partner die Überlegenheit des menschlichen Geistes in Frage gestellt, obwohl nur sehr wenige Partner sich von dieser Überlegenheit beeindrucken ließen.
Die Partner mochten die Menschen. Sie waren bereit, mit ihnen zu kämpfen. Sie waren sogar bereit, für sie zu sterben. Aber wenn ein Partner einen bestimmten Menschen mochte, auf eine Art, wie zum Beispiel Kapitän Wow oder Lady May Underhill mochten, dann hatte diese Zuneigung nichts mit dem Intellekt zu tun – es war eine reine Sache des Temperaments, des Gefühls.
Underhill wusste sehr gut, dass Kapitän Wow sein, Underhills, Gehirn für beschränkt hielt. Was Kapitän Wow gefiel, das war Underhills freundliche emotionale Struktur, die Fröhlichkeit und das Glitzern schalkhaften Vergnügens, das durch Underhills unterbewusste Gedankenmuster schoss, und die Unbekümmertheit, mit der Underhill der Gefahr ins Auge sah. Worte dagegen, Geschichtsbücher, Ideen, Wissenschaft – Underhill fühlte in seinem Geist, der sich im Geist von Kapitän Wow spiegelte, dass all diese Dinge völliger Unsinn waren.
West sah Underhill an. »Ich wette, du hast die Würfel mit Leim bestrichen.«
»Das habe ich nicht!«
Underhill spürte, wie er vor Verlegenheit rote Ohren bekam. Während seiner Lehrzeit hatte er einmal versucht, bei der Auslosung zu schwindeln, weil er sich zu einem Partner besonders hingezogen gefühlt hatte, einer lieblichen jungen Mutter namens Murr. Es war so viel einfacher, mit Murr zusammenzuarbeiten, und sie war so zärtlich zu ihm, dass er vergaß, was für eine harte Arbeit Lichtstechen war und dass es nicht seine Aufgabe war, mit dem Partner eine schöne Zeit zu verbringen. Sie beide waren ausgewählt und darauf vorbereitet, gemeinsam in eine gefährliche Schlacht zu ziehen.
Einmal schwindeln war genug gewesen. Man hatte ihn dabei erwischt und noch nach Jahren über ihn gelacht.
Father Moontree griff nach dem Kunstlederbecher und schüttelte die steinernen Würfel durcheinander, die ihnen ihre Partner für die Reise zuweisen würden. Das Recht des Ältesten gestattete ihm den ersten Wurf.
Er schnitt eine Grimasse. Er hatte einen gierigen alten Kerl gewürfelt, einen streitsüchtigen verbiesterten Partner, dessen Verstand voll sabbernder Gedanken an Essen erfüllt war, vorzugsweise ganze Ozeane halbverdorbener Fische. Father Moontree hatte einmal erzählt, dass er noch wochenlang nach der Zusammenarbeit mit diesem einzigartigen Vielfraß den Geschmack von Lebertran in seinem Mund spürte, so stark hatte sich ihm das telepathische Bild der Fische eingeprägt. Doch dieser Vielfraß gierte nach Gefahren ebenso sehr wie nach Fisch. Er hatte dreiundsechzig Drachen getötet, mehr als jeder andere Partner in ihren Diensten, und er war buchstäblich sein Gewicht in Gold wert.
Das kleine Mädchen West war die Nächste. Sie warf Kapitän Wow. Als sie sah, wen sie bekommen hatte, begann sie selig zu lächeln. »Ich mag ihn«, erklärte sie. »Es macht so viel Spaß, mit ihm zu kämpfen. Er fühlt sich in meinem Geist so hübsch und kuschelig an.«
»Kuschelig? Dass ich nicht lache!«, sagte Woodley. »Ich war ebenfalls in seinem Geist. Er ist der mit Abstand lüsternste Kerl auf diesem Schiff.«
»Du
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