Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Passagiere in Sicherheit?«
»Die Passagiere sind in Sicherheit, gezählt, zufrieden und bereit, Sir und Gebieter.«
Dann stellte der Go-Kapitän die letzte und wichtigste Frage: »Haben meine Lichtstecher ihre Stechgeräte erwärmt und sind sie bereit zum Kampf?«
»Sie sind bereit zum Kampf, Sir und Gebieter.« Nach diesen Worten entfernte sich der Stop-Kapitän.
Magno Taliano lächelte seinen Lichtstechern zu. Jedem von ihnen ging derselbe Gedanke durch den Kopf:
Wie ist es nur möglich, dass ein Mann von seinem Zuschnitt seit all den vielen Jahren mit solch einer Vogelscheuche wie Dolores Oh verheiratet ist? War diese Hexe, diese schreckliche Alte wirklich jemals eine Schönheit? Kann es denn sein, dass diese Vettel tatsächlich jemals eine Frau war, noch dazu die göttliche und strahlende Dolores Oh, deren Bild wir hin und wieder in Vier-D zu sehen bekommen?
Denn er war immer noch ein stattlicher Mann, mochte er auch noch so lange mit Dolores Oh verheiratet sein. Ihre Einsamkeit und ihre Gier saugten an ihm wie ein Alptraum, aber seine Kraft war groß genug für zwei.
Während die Lichtstecher ihm noch sein Begrüßungslächeln zurückgaben, drückte seine Rechte bereits den goldenen Zeremonialhebel des Schiffes nach unten. Dies war das einzige mechanische Instrument; alle anderen Geräte des Schiffes wurden schon seit langem auf elektronischem oder telepathischem Weg bedient.
Im Planoformraum wurden die schwarzen Himmel sichtbar, und das Gewebe des Weltraums wölbte sich ringsum wie kochend schäumendes Wasser am Fuß eines Wasserfalls. Außerhalb dieses Raumes bummelten die Passagiere noch immer gelassen über duftenden Rasen.
Als er aufrecht in dem Sitz des Go-Kapitäns saß, registrierte Magno Taliano, wie sich von der gegenüberliegenden Wand aus ein telepathisches Muster bildete, das ihm in drei- oder vierhundert Millisekunden sagen würde, wo sie sich befanden und welchen Kurs sie als Nächstes einschlagen mussten.
Er bewegte das Schiff mit den Impulsen seines Gehirns, zu dem die Wand die optimale Ergänzung darstellte.
Die Wand war ein lebendes Mosaik aus Deckplatten, laminaren Karten, hunderttausend Stück pro Quadratzentimeter, und sie war vorgefertigt und vor dem Einbau getestet worden, um allen erdenklichen Notfällen der Fahrten gewachsen zu sein, die das Schiff jedes Mal aufs Neue durch halb unbekannte Unendlichkeiten von Raum und Zeit führten.
Das Schiff sprang, wie es zuvor gesprungen war.
Der neue Stern gewann an Schärfe.
Magno Taliano wartete, dass ihm die Wand ihren Aufenthaltsort zeigen würde, um dann (in Zusammenarbeit mit der Wand) das Schiff wieder in die Muster des stellaren Raumes einzufügen und es durch gewaltige Sprünge vom Startort bis zum Bestimmungsort zu bringen.
Diesmal geschah nichts.
Nichts?
Zum ersten Mal seit hundert Jahren wusste er wieder, was Panik war.
Es war unmöglich, dass nichts geschah. Einfach nichts . Irgendetwas musste doch fokussiert werden. Die Deckplatten holten immer etwas in den Brennpunkt.
Sein Bewusstsein griff nach den Deckplatten und er erkannte mit einer Verzweiflung, die alle Grenzen menschlichen Kummers sprengte, dass sie verloren waren wie niemals ein Schiff zuvor. Aufgrund eines Fehlers, der sich in der Geschichte der Menschheit noch nie ereignet hatte, bestand die gesamte Wand aus Duplikaten von ein und derselben Deckplatte.
Und das Schlimmste war, dass sie auch nicht über eine Deckplatte zu einer Notrückkehr verfügten. Sie befanden sich inmitten von Sternen, die ihnen völlig unbekannt waren, vielleicht nur fünfhundert Millionen Meilen, vielleicht aber auch vierzig Parsek von ihrem Ziel entfernt.
Und die Deckplatte war verschwunden.
Und sie würden sterben.
Sobald die Energieversorgung des Schiffes ausfiel, würden Kälte und Schwärze und der Tod sie binnen weniger Stunden überwältigen. Es würde dann das Ende sein, das Ende der Wu-Feinstein , das Ende von Dolores Oh.
III
Das Geheimnis des alten dunklen Gehirns
Außerhalb des Planoformraums der Wu-Feinstein gab es für die Passagiere keinen Hinweis darauf, dass sie im Nichts-alsdas-Nichts gestrandet waren.
Dolores Oh schaukelte in einem antiken Schaukelstuhl vor und zurück. Ihr runzliges Gesicht betrachtete ohne den mindesten Anschein von Vergnügen den imaginären Strom, der am Rande der Rasens dahinfloss. Dita von dem Großen Südhaus saß auf einem Kissen zu Füßen ihrer Tante.
Dolores erzählte von einer Reise, die sie unternommen hatte, als sie noch jung
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