Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
hörte Woodleys telepathische Mitteilung. »Ihr braucht euch nicht mehr darum zu kümmern. Der alte Haudegen und ich werden jetzt für eine Weile übernehmen.«
Zweimal noch der Stich, der Sprung.
Underhill wusste nicht, wo er sich befand, bis unter ihm die Lichter des Raumhafens von Caledonia zu sehen waren.
Mit einer Müdigkeit, die außerhalb jeder Vorstellungskraft lag, verband er seinen Geist wieder mit dem Stechgerät und dirigierte das Projektil mit Lady May vorsichtig und präzise in die Katapultröhre zurück.
Sie war halb tot vor Erschöpfung, aber er konnte ihren Herzschlag spüren, ihr Keuchen hören, und er empfing den Hauch eines frohen »Dankeschöns«, das von ihrem Bewusstsein in seine Gedanken wehte.
V
Das Zählen
Sie brachten ihn in das Krankenhaus von Caledonia.
Der Arzt war freundlich, aber bestimmt. »Dieser Drache hat Sie tatsächlich gestreift. So knapp wie Sie ist noch niemand mit dem Leben davongekommen. Es ist alles so schnell gegangen, dass es noch lange dauern wird, bis wir den Vorfall wissenschaftlich geklärt haben, aber ich glaube, dass Sie reif für die Psychiatrie wären, wenn der Kontakt auch nur einige Zehntel einer Millisekunde länger gedauert hätte. Was für eine Art Katze hatten Sie denn dabei?«
Underhill spürte, wie die Worte langsam aus ihm herauskamen. Worte waren so lästig im Vergleich zu der Geschwindigkeit und dem Vergnügen der Gedanken, die flink und scharf und klar von einem Bewusstsein zum anderen sprangen! Aber Worte waren alles, mit dem man normale Menschen wie diesen Arzt erreichen konnte.
Sein Mund bewegte sich schwerfällig, als er seine Sätze formte. »Sagen Sie nicht Katzen zu unseren Partnern. Der richtige Ausdruck für sie ist Partner. Sie kämpfen gemeinsam mit uns. Sie sollten wissen, dass wir sie Partner und nicht Katzen nennen. Wie geht es meiner Partnerin?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Arzt verlegen. »Wir können uns für Sie erkundigen. In der Zwischenzeit, mein Freund, tragen Sie es mit Fassung. Nur Ruhe kann Ihnen jetzt helfen. Können Sie von allein einschlafen, oder sollen wir Ihnen ein Sedativum geben?«
»Ich kann einschlafen«, erklärte Underhill. »Ich will nur wissen, wie es Lady May geht.«
Eine Schwester mischte sich ein. Etwas wie Feindseligkeit ging von ihr aus. »Möchten Sie nicht wissen, wie es den anderen Menschen geht?«
»Mit ihnen ist alles in Ordnung«, wies Underhill sie zurecht. »Das wusste ich bereits, bevor man mich hierhin brachte.« Er streckte die Arme aus und seufzte und lächelte sie an. Er erkannte, dass sie erleichtert waren und in ihm allmählich nicht nur einen Patienten, sondern einen Menschen sahen. »Ich bin in Ordnung«, sagte er. »Ich möchte jetzt aber endlich erfahren, wann ich meine Partnerin sehen kann.« Ein Verdacht keimte in ihm auf. Ängstlich starrte er den Arzt an. »Man hat sie doch nicht mit dem Schiff weiterfahren lassen, oder?«
»Ich werde der Angelegenheit gleich nachgehen«, beruhigte ihn der Arzt. Er drückte aufmunternd Underhills Schulter und verließ den Raum.
Die Schwester entfernte eine Serviette von einem Krug mit eisgekühltem Fruchtsaft.
Underhill versuchte ihr zuzulächeln. Irgendetwas schien mit dem Mädchen nicht zu stimmen. Er wünschte, sie würde ihn endlich allein lassen. Zu Beginn hatte sie sich bemüht, freundlich zu ihm zu sein, doch jetzt gab sie sich wieder ganz zurückhaltend. Es ist ein Kreuz, ein Telepath zu sein, dachte er. Man versucht immer, jemanden zu erreichen, auch wenn man keinen Kontakt bekommt.
Plötzlich drehte sich die Schwester zu ihm um.
»Ihr Lichtstecher! Ihr und eure verdammten Katzen!«
In dem Moment, als sie hinausrauschte, brach er in ihr Bewusstsein ein. Er sah sich selbst als einen strahlenden Helden, bekleidet mit seiner eleganten Wildlederuniform, die Krone des Stechgerätes gleißte wie ein antikes Diadem auf seinem Kopf. Er sah sein eigenes Gesicht, stattlich und männlich, wie es in ihren Gedanken leuchtete. Er sah sich in weiter Ferne und sah sich zu, während sie ihn hasste.
Sie hasste ihn insgeheim mit all ihrer Kraft. Sie hasste ihn, weil er – wie sie glaubte – stolz und fremd und reich war, besser und schöner als Menschen ihrer eigenen Art.
Er kappte die Verbindung zu ihrem Bewusstsein, und als er seinen Kopf im Kissen vergrub, stieg in ihm ein Bild von Lady May auf.
Sie ist eine Katze, dachte er. Das ist alles, was sie ist – eine Katze!
Aber in seinem Geist, da sah er sie anders – so
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