Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
ist unverheiratet.« Tasco erinnerte sich an die heiße Eifersucht, die ihn bei der Erwähnung von Vomacts Namen durchströmt hatte. Jetzt konnte ihn erst recht nichts mehr von seinem Vorhaben abbringen. Die Ankündigung, dass er sich auf die Suche nach dem Knoten machen würde, hatte so viel Aufsehen erregt, dass es längst kein Zurück mehr gab. Offensichtlich hatte ihm sein Vorgesetzter seine Gefühle angesehen, denn er setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und sagte: »Nun, wenn überhaupt jemand den Knoten finden kann, dann Sie. Aber lassen Sie Ihre Braut aus dem Spiel. Wenn es unbedingt sein muss, können Sie sie später immer noch nachholen. Aber nicht jetzt.« Doch Tasco erinnerte sich auch an das Gefühl von Ditas weichem, kätzchengleichem Körper, als sie sich an ihn geschmiegt hatte, ihm in die Augen blickte und murmelte: »Du hast es versprochen, Liebling …«
Ja, er war gewarnt worden, aber war ihr Schicksal deshalb weniger tragisch? Ja, er hätte sie zu Hause lassen können, aber hätte ihre Ehe nicht schon vom allerersten Tag an unter dieser Kränkung gelitten? Und hätte er sich selbst noch in die Augen sehen können, wenn er Vomact den Vortritt gelassen hätte? Und was hätte Dita von ihm gehalten? Er durfte sich nichts vormachen – sie liebte ihn, sie liebte ihn von ganzem Herzen, aber sie kannte ihn nur als Helden. Hätte sie ihn ebenso geliebt, wenn er kein strahlender Held gewesen wäre? Die Antwort auf diese Frage wollte er nicht wissen – er liebte sie so sehr.
Jetzt musste einer von ihnen gehen, für immer hinaus ins Nichts zwischen Raum und Zeit. Tasco blickte sie an. Seine Geliebte. Ich habe dich schon immer geliebt, dachte er. Eine ganze Ewigkeit, aber in unserem Fall war die Ewigkeit nur drei Erdentage lang. Werde ich dich weiterhin lieben können, draußen in Raum und Zeitlosigkeit? Um den endgültigen Abschied noch ein paar Minuten hinauszuzögern, gab er vor, ein weiteres überflüssiges Instrument durch die Luke nach draußen zu befördern, während er tatsächlich die Hälfte der noch verbliebenen Nährstoffrationen abwarf. Damit war die Entscheidung gefallen.
Dita stellte sich neben ihn. »Reicht es jetzt, Tasco? Ist das Schiff jetzt leicht genug, um dem Knoten zu entkommen?«
Tasco drückte sie schweigend an sich. Ich habe getan, was ich tun musste. Dita, meine Dita. Dass ich dich nie wieder umarmen werde … Vorsichtig strich er ihr über den Kopf, um den mondblassen Bogen ihres Haars nicht zu zerstören, und ließ sie los.
»Jetzt musst du übernehmen, Dita. Ich könnte niemals deinen Tod wollen, meine Liebste, denn wir würden beide hier in dem Zeitknoten sterben, weil das Schiff nur einen von uns tragen kann. Du musst es nach Hause schaffen, du musst das Schiff und die ganzen Daten nach Hause bringen, die wir mit den Instrumenten erfasst haben. Jetzt geht es nicht mehr um dich oder mich oder uns. Wir sind Diener der Instrumentalität. Verstehst du das? Du musst …«
Sie bog sich in seinen Armen so weit zurück, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihre Lippen zitterten, ihre Augen glänzten vor Liebe und Angst. Sie war anbetungswürdig – und, nun ja, leider absolut unfähig. Aber sie würde es schaffen, sie musste es schaffen. Zuerst sagte sie überhaupt nichts, sondern versuchte nur, die Tränen zu unterdrücken. Und als sie schließlich antwortete, gab sie von allen Antworten diejenige, die ihn am meisten erboste: »Nein, Liebling, bitte nicht. Ich halte das nicht aus … Bitte lass mich nicht allein.«
Seine Reaktion geschah aus dem Affekt heraus. Er schlug zu. Seine Hand traf voll ihre Wange.
In ihren Augen, um ihren Mund flammte Wut auf, doch sie hatte sich gleich wieder unter Kontrolle und flehte ihn weiter an. »Bitte, Tasco, sei mir nicht böse. Es macht mir nichts aus, mit dir zu sterben. Aber lass mich nicht allein, bitte lass mich nicht allein. Ich mache dir auch keinen Vorwurf …«
Ich mache dir keinen Vorwurf !, dachte Tasco. Beim Großen Vergessenen, das ist nicht schlecht! Doch er antwortete beherrscht und leise: »Ich habe es dir doch erklärt. Irgendwer muss das Schiff zurückbringen, zurück in unsere Raumzeit. Wir haben den Knoten gefunden. Wir befinden uns im Zeitknoten. Schau doch mal.« Er deutete auf das Merochron, das träge hin und her schwang, von + 1.000.000 : 1 bis – 500.000 : 1. »Schau genau hin: Zwanzig Jahre pro Minute plus bis zehn Jahre pro Minute minus. Wenn wir die Last noch ein bisschen verringern, kannst
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