Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
an, als ob er sie nie zuvor gesehen hätte, was tatsächlich der Fall war, aber er sah sie weiter an, mit einem Blick, der so scharf, so seltsam war, dass ihr unbehaglich zumute wurde. Als er sprach, klang seine Stimme frisch, hoch, klar, freundlich; doch an diesem tragischen Ort war sie die Karikatur einer Stimme, als ob das Tier nach den Gewohnheiten eines Menschen programmiert worden war, eines berufsmäßigen Überredungskünstlers, wie man sie gewöhnlich in den Geschichtenwürfeln sehen konnte, wo sie den Menschen Dinge erzählten, die weder gut noch wichtig, sondern vor allem clever waren. Sein gutes Aussehen war eher eine Missgestaltung. Elaine fragte sich, ob er von Ziegen abstammte.
»Willkommen, junge Lady«, sagte Charley-mein-Liebling. »Nun, da Sie hier sind, sollten Sie sich Gedanken machen, wie Sie wieder hinausgelangen … Wenn wir ihr den Kopf umdrehen würden, Mabel«, wandte er sich an die Unterfrau, die Elaine als Erste begrüßt hatte, »wenn wir ihn acht- bis zehnmal herumdrehen würden, wäre er ab. Dann könnten wir einige Wochen oder Monate weiter leben, bevor uns unsere Herren und Schöpfer finden und uns alle töten … Was meinen Sie dazu, junge Lady? Sollen wir Sie töten?«
»Töten? Du meinst, mein Leben beenden? Das kannst du nicht. Es ist gegen das Gesetz. Selbst die Instrumentalität hat nicht das Recht, so etwas ohne einen Gerichtsbeschluss zu tun. Du darfst es nicht. Du bist nur ein Untermensch.«
»Aber wir werden sterben, wenn Sie durch diese Tür hinausgehen.« Charley-mein-Liebling ließ plötzlich ein intelligentes Lächeln aufblitzen. »Die Polizei wird in Ihren Gedanken das Bild des braunen und gelben Gangs sehen, und dann wird sie uns mit Gift auslöschen oder Krankheiten unter uns verbreiten, so dass wir und unsere Kinder sterben müssen.«
Elaine starrte ihn an. Der leidenschaftliche Zorn verzerrte weder sein Lächeln noch seinen verbindlichen Ton, aber die Muskeln seiner Augen und seiner Stirn verrieten die schreckliche Anspannung. Das Ergebnis war ein Ausdruck, den Elaine noch nie zuvor gesehen hatte, eine Art Selbstbeherrschung, die über die Grenzen des Wahnsinns hinausging.
Er erwiderte ihren Blick.
Sie fürchtete sich nicht vor ihm – Untermenschen konnten Wahren Menschen nicht den Kopf abreißen. Da kam ihr ein Gedanke: Vielleicht galten die Vorschriften nicht an einem Ort wie diesem, wo illegale Tiere ständig auf ihren plötzlichen Tod warteten. Das Wesen, das ihr gegenüberstand, war stark genug, um ihren Kopf im oder gegen den Uhrzeigersinn zehnmal herumzudrehen, und aufgrund ihrer Anatomiestunden war sie überzeugt, dass ihr Kopf irgendwann im Lauf der Prozedur tatsächlich abgedreht sein würde. Interessiert blickte sie ihn an. Gegen Furcht vom animalischen Typ war sie konditioniert worden, aber sie hatte, so stellte sie fest, eine ausgesprochene Abneigung dagegen, ihr Leben unter auffälligen Umständen zu beenden. Vielleicht würde ihr ihre »Hexen«-Ausbildung helfen. Sie versuchte so zu tun, als sei er tatsächlich ein Mensch. Die Diagnose »Hypertension: chronische Aggressivität, jetzt frustriert, was zu Überreizung und Neurose führt: schlechter Ernährungsstand: Hormonstörung wahrscheinlich« ging ihr durch den Kopf.
Sie versuchte es auf eine andere Art. »Ich bin kleiner als du«, sagte sie, »und du kannst mich ebenso gut später noch töten. Wir können uns stattdessen vielleicht bekanntmachen. Ich bin Elaine und wurde von der Menschenheimat Erde hierhin geschickt.«
Die Wirkung war außerordentlich.
Charley-mein-Liebling wich zurück. Mabels Mund stand offen. Die anderen starrten Elaine verblüfft an. Einer oder zwei, die rascher wieder zu sich gefunden hatten als der Rest, flüsterten mit ihren Nachbarn.
Schließlich ergriff Charley-mein-Liebling das Wort: »Willkommen, Mylady. Darf ich dich Mylady nennen? Ich glaube nicht. Willkommen, Elaine. Wir sind deine Diener. Wir werden alles tun, was du uns befiehlst. Natürlich kannst du hereinkommen. Lady Panc Ashash hat dich geschickt. Seit hundert Jahren sagt sie uns, dass jemand von der Erde kommen wird, ein Wahrer Mensch mit dem Namen eines Tieres, nicht mit einer Nummer, und dass wir ein Kind namens H’jeanne bereithalten sollen, um die Fäden des Schicksals aufzunehmen. Bitte, bitte setz dich. Möchtest du ein Glas Wasser? Leider haben wir kein sauberes Gefäß. Wir alle hier sind Untermenschen, und wir haben alles hier schon einmal benutzt, so dass es für Wahre Menschen
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