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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Lord Englok bauen lassen, lange vor meiner Zeit. Aber du kannst hineingehen. Und du wirst es. Hier ist die Tür.«
    Die alte Roboterdame wartete nicht länger. Sie schenkte Elaine ein seltsames, freundliches, gezwungenes Lächeln, halb stolz und halb entschuldigend, und mit festem Druck griff sie Elaine am Ellbogen.
    Sie stiegen einige Stufen hinunter und standen vor der Wand.
    »Hier hinein«, sagte die Lady und versetzte Elaine einen Stoß.
    Elaine fuhr zusammen, als sie die Wand näher kommen sah … und bevor sie wusste, was mit ihr geschah, war sie hindurch. Gerüche schlugen ihr wie der Lärm einer Schlacht entgegen. Die Luft war heiß, das Licht dämmrig. Es wirkte wie ein Bild des Schmerzplaneten, der irgendwo versteckt im All lag. Später versuchten Dichter, Elaine zu beschreiben, wie sie da vor der Tür stand, und ein Vers begann so:
    Es gab Braune und Blaue
Und Weiße und Weißere,
Im verborgenen und verbotenen
Downtown von Clowntown.
Es gab grässliches Grauen
In dem Gang, gelb und braun.
    Die Wahrheit war jedoch viel einfacher.
    Sie, die ausgebildete Hexe, die geborene Hexe, erfasste die Wahrheit unverzüglich. All diese Menschen, zumindest alle, die sie sehen konnte, waren krank. Sie brauchten Hilfe. Sie brauchten sie.
    Aber wieder war sie die Betrogene, denn sie konnte nicht einem einzigen von ihnen helfen. Keiner von ihnen war ein Wahrer Mensch. Sie waren nur Tiere, Dinge in der Gestalt von Menschen. Untermenschen. Dreck.
    Und sie war bis ins Mark hinein konditioniert, ihnen niemals zu helfen.
    Sie wusste nicht, warum die Muskeln ihre Beine zwangen, vorwärtszugehen, aber sie taten es.
    Es gibt viele Bilder von dieser Szene.
    Lady Panc Ashash, mit der sie erst vor wenigen Minuten gesprochen hatte, schien nun sehr weit entfernt. Und die Stadt Kalma, die große neue Stadt, zehn Stockwerke über ihr, schien nie existiert zu haben. Dies hier war die Realität.
    Sie starrte die Untermenschen an.
    Und diesmal, zum ersten Mal in ihrem Leben, erwiderten die Untermenschen ihren Blick. Noch nie zuvor war ihr etwas Derartiges widerfahren.
    Sie fürchteten sich nicht vor ihr; sie überraschten sie. Die Furcht, spürte Elaine, würde später kommen. Vielleicht bald, aber nicht hier und nicht jetzt.

IV
    Etwas, das wie eine Frau mittleren Alters aussah, trat auf Elaine zu und fauchte sie an. »Bist du der Tod?«
    Elaine blinzelte. »Der Tod? Was meinst du damit? Ich bin Elaine.«
    »Verdammt sollst du sein!«, sagte die Tierfrau. »Bist du der Tod?«
    Elaine kannte das Wort »Verdammt« nicht, aber sie war beinahe sicher, dass der »Tod« auch für diese Geschöpfe einfach »Ende des Lebens« bedeutete.
    »Natürlich nicht«, erklärte sie. »Ich bin nur ein Mensch. Gewöhnliche Menschen würden mich eine Hexe nennen. Wir haben nichts mit euch Untermenschen zu tun. Rein gar nichts.« Sie konnte erkennen, dass die Tierfrau ihr weiches schmuddeliges Haar zu einer riesigen Frisur aufgetürmt hatte und ein von Schweiß gerötetes Gesicht und krumme Zähne besaß, die sie beim Lächeln entblößte.
    »Das sagen alle. Sie wissen nie, dass sie der Tod sind. Wie, meinst du, sterben wir, wenn nicht durch mit Krankheiten verseuchte Roboter, die ihr zu uns schickt? Wir sterben allesamt, wenn ihr das tut, und später stoßen dann andere Untermenschen auf diesen Ort, verkriechen sich hier und leben ein paar Generationen, bis die Todesmaschinen, Dinge wie du, über die Stadt herfallen und uns wiederum auslöschen. Dies ist Clowntown, die Stadt der Untermenschen. Hast du nie davon gehört?«
    Elaine versuchte an der Tierfrau vorbeizugehen, aber sie spürte, wie sie am Arm gepackt wurde. So etwas war noch nie geschehen, noch niemals in der Geschichte der Welt – ein Untermensch, der einen Wahren Menschen anfasste!
    »Lass mich los!«, schrie sie.
    Die Tierfrau ließ Elaines Arm los und wandte sich den anderen zu. Ihre Stimme klang jetzt anders. Sie war nicht mehr schrill und aufgeregt, sondern leise und verwirrt. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es wirklich ein Mensch. Ist das nicht ein Witz? Hier drinnen, mit uns zusammen – verloren. Oder vielleicht ist sie doch der Tod. Ich weiß es nicht. Was meinst du dazu, Charley-mein-Liebling?«
    Der Mann, den sie angesprochen hatte, trat einen Schritt nach vorn. Elaine fand, dass zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, dieser Untermensch als attraktives menschliches Wesen durchgegangen wäre. Sein Gesicht war hell vor Intelligenz und Wachsamkeit. Er blickte Elaine offen

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