Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
besuchten.
Das Feuer erlosch.
Elaine sah den schwarzgoldenen Raum einen Monat lang klar und ungestört, bevor der grüne, weißgekrönte Ozean hereinbrach. Das Wasser stürzte über den dreien zusammen, ohne auch nur einen von ihnen zu benetzen. Die grüne Flut umspülte sie ohne Gewalt, ohne sie zu ersticken.
Elaine war der Jäger. Gewaltige Drachen kreisten am Himmel über Fomalhaut III. Sie fühlte, wie sie über einen Hügel wanderte und vor Liebe und Sehnsucht ein Lied sang; sie besaß die Gedanken, die Erinnerungen des Jägers. Die Drachen bemerkten ihn und stürzten herab. Die gewaltigen Reptilienflügel waren schöner als ein Sonnenuntergang, zarter als Orchideen. Ihr Schlag in der Luft war so sanft wie der Atem eines Säuglings. Sie war nicht nur der Jäger, sondern auch ein Drache; sie spürte, wie sich beider Bewusstsein traf und der Drache vor Glück und Freude starb.
Dann war das Wasser verschwunden. Ebenso H’jeanne und der Jäger. Elaine befand sich nicht mehr in dem Raum. Sie war die erschöpfte, müde, sorgenvolle Elaine, die eine namenlose Straße hinabsah, die zu hoffnungslosen Zielen führte. Sie hatte eine Aufgabe, die nie erfüllt werden konnte. Das falsche Ich, die falsche Zeit, der falsche Ort, und ich bin allein, ich bin allein, ich bin allein, schrien ihre Gedanken.
Der Raum existierte wieder – ebenso die Hände des Jägers und des kleinen Mädchens.
Nebel begann aufzusteigen …
Ein weiterer Traum?, dachte Elaine. Sind wir noch nicht fertig?
Aber irgendwo erklang eine andere Stimme, eine Stimme, die schrillte wie eine Säge, die Knochen zerschnitt wie eine defekte Maschine, die mit zerstörerischer Geschwindigkeit weiterlief. Es war eine böse Stimme, eine furchtbringende Stimme.
Vielleicht war dies wirklich der »Tod«, für den die Untermenschen im Tunnel sie irrtümlich gehalten hatten.
Die Hand des Jägers löste sich von ihrer.
Sie ließ H’jeannes Hand los.
In dem Raum befand sich eine fremde Frau. Sie trug das Bandelier einer Vertreterin der Instrumentalität und die Beinkleider einer Reisenden.
Elaine starrte sie an.
»Sie werden bestraft werden«, sagte die schreckliche Stimme, die jetzt aus der Frau kam.
»W-w-was?«, stammelte Elaine.
»Sie formen einen Untermenschen ohne Erlaubnis. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber der Jäger weiß sicher, was zu tun ist. Natürlich wird das Tier sterben.« Die Frau blickte die kleine H’jeanne an.
Der Jäger sagte leise, halb zur Begrüßung der Fremden, halb zu Elaines Information, als ob es nichts Wichtigeres zu sagen gab: »Lady Arabella Underwood.«
Elaine konnte sich nicht vor ihr verbeugen, obwohl sie es wollte.
Das kleine Hundemädchen sorgte für die Überraschung. Ich bin Schwester Jeanne, sagte sie, und für dich kein Tier.
Lady Arabella schienen diese Worte nicht recht zu sein. (Elaine wusste übrigens nicht, ob sie gesprochene Worte gehört oder sie mit ihrem Bewusstsein erfasst hatte.)
Ich bin Jeanne. Und ich liebe dich.
Lady Arabella schüttelte sich, als sei Wasser über sie geschüttet worden. »Natürlich bist du Jeanne. Du liebst mich. Und ich liebe dich.«
Menschen und Untermenschen treffen sich unter dem Zeichen der Liebe.
»Liebe. Liebe, natürlich. Du bist ein gutes kleines Mädchen. Und du hast ja so Recht.«
Du wirst mich vergessen, sagte Jeanne, bis wir uns wiedersehen und einander lieben werden.
»Ja, Liebes. Bis dahin – Lebewohl.«
Schließlich benutzte H’jeanne Worte. Sie wandte sich an den Jäger und Elaine und erklärte: »Es ist getan. Ich weiß, wer ich bin und was ich tun muss. Elaine wird am besten mit mir mitgehen. Wir werden dich bald wiedersehen, Jäger – falls wir am Leben bleiben.«
Elaine sah Lady Arabella an, die stocksteif dastand und wie eine Blinde blicklos vor sich hin starrte. Der Jäger nickte Elaine mit seinem weisen, freundlichen, wehmütigen Lächeln zu.
Dann führte das kleine Mädchen Elaine nach unten, unten, unten, zu der Tür, durch die es in den Tunnel von Englok ging. Gerade als sie durch die Messingtür traten, hörte Elaine die Stimme Lady Arabellas den Jäger etwas fragen.
»Was machen Sie hier so ganz allein? Der Raum riecht merkwürdig. Haben Sie hier Tiere gehalten? Haben Sie welche getötet?«
»Ja, Ma’am«, antwortete der Jäger, als H’jeanne und Elaine über die Schwelle traten.
»Was?«, rief Lady Arabella.
Der Jäger musste seine Stimme zu einem durchdringenden Schreien gesteigert haben, weil er wollte, dass die beiden
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