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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Antwort auf dieses Problem. Ich habe von etwas gehört, das nicht so schlimm ist wie der Planet Shayol, sich aber ebenso gut für ein Exempel in der zivilisierten Welt eignet. Sie da!« Er wandte sich wieder an Fisi, den Chef der Vögel. »Schaffen Sie Öl und einen Sprühapparat herbei. Unverzüglich.«
    Jeanne blickte den Lord voll Mitgefühl und Sehnsucht an, aber sie sagte nichts. Sie ahnte, was er vorhatte. Als Mädchen, als Hund, empfand sie Abscheu davor; als Revolutionärin sehnte sie es als Vollendung ihrer Mission herbei.
    Lord Femtiosex hob die rechte Hand. Er krümmte den Ringfinger und den kleinen Finger und legte den Daumen darüber. Die anderen beiden Finger blieben ausgestreckt. Damals bedeutete dieses Zeichen, mit dem sich die Lords untereinander verständigten: »Geheimkanäle, telepathisch, sofort.« Von diesem Zeitpunkt an übernahmen es die Untermenschen als ihr Symbol für politische Einigkeit.
    Die vier Lords verfielen in einen tranceartigen Zustand und verständigten sich über das Urteil.
    Jeanne begann zu singen, ein leises, protestierendes, hundeartiges Geheul, dessen Basis der disharmonische Choral war, den die Untermenschen kurz vor der Stunde der Entscheidung gesungen hatten, als sie aus dem Tunnelgang hinausgetreten waren. Ihre Worte bedeuteten nichts Besonderes, sie wiederholte nur immer wieder: »Menschen, liebe Menschen, ich liebe euch«, was sie auch seit ihrem Erscheinen auf der Oberfläche von Kalma erklärt hatte. Aber die Art, in der sie sang, ist in den Jahrhunderten danach niemals wiederholt worden. Es gibt Tausende Liedertexte und Melodien, die sich Das Lied von Jeanne nennen, aber keines davon erreicht das herzzerreißende Pathos der Originalaufnahme. Der Gesang war, wie ihre Persönlichkeit, einzigartig.
    Die Wirkung war erheblich. Selbst die Wahren Menschen versuchten ihr zuzuhören, wandten ihre Augen ab von den vier unbeweglich dasitzenden Lords der Instrumentalität und blickten das braunäugige singende Mädchen an. Einige vermochten es nicht zu ertragen. Auf die typische Art der Wahren Menschen vergaßen sie, warum sie gekommen waren, und gingen nach Hause zum Mittagessen.
    Plötzlich verstummte Jeanne.
    Und mit einer Stimme, die klar und hell über die Menge hallte, rief sie: »Das Ende ist nah, liebe Menschen. Das Ende ist nah.«
    Aller Augen richteten sich auf die beiden Lords und die beiden Ladies der Instrumentalität. Lady Arabella Underwood sah nach dem Ende der telepathischen Konferenz grimmig drein. Lady Goroke wirkte erschöpft von wortlosem Kummer.
    Es war Lord Femtiosex, der das Wort ergriff: »Wir haben über dich Gericht gehalten, Tier. Dein Vergehen ist schwerwiegend. Du hast illegal gelebt. Die Strafe dafür ist der Tod. Du hast auf eine Art, die wir nicht verstehen, die Roboter gestört. Für dieses völlig neue Verbrechen muss mehr als der Tod als Strafe verhängt werden. Ich habe deshalb eine Bestrafung vorgeschlagen, die auf einem Planeten des Violetten Sterns üblich war. Außerdem hast du sehr viele ungesetzliche und ungerechte Dinge von dir gegeben, die das Wohlergehen und die Sicherheit der Menschheit gefährden. Dafür lautet die Strafe Umerziehung – aber da du bereits zweimal zum Tode verurteilt worden bist, spielt das keine Rolle mehr. Hast du irgendetwas zu sagen, bevor ich das Urteil verkünde?«
    »Wenn du heute ein Feuer entzündest, Mylord, dann wird es in den Herzen der Menschen niemals wieder verlöschen. Ihr könnt mich vernichten. Ihr könnt meine Liebe zurückweisen. Aber ihr könnt nicht das Gute in euch selbst vernichten, wie sehr euch auch das Gute erzürnen mag …«
    »Halt den Mund!«, brüllte Lord Femtiosex. »Ich habe dich um ein Schlusswort gebeten, nicht um eine Rede. Du wirst im Feuer sterben, hier und jetzt. Was hast du dazu zu sagen?«
    »Ich liebe euch, ihr lieben Menschen.«
    Femtiosex nickte den Männern des Chefs der Vögel zu, die ein Ölfass und ein Sprühgerät über die Straße geschleift und vor Jeanne aufgestellt hatten. »Bindet sie an diesen Pfahl«, befahl er. »Besprüht sie. Zündet sie an. Sind die Kameras eingestellt? Wir wollen, dass das aufgezeichnet wird, um als Mahnung zu dienen. Wenn die Untermenschen wieder auszubrechen versuchen, werden sie begreifen, dass die Menschheit die Welten beherrscht.« Er sah Jeanne an, und seine Augen schienen zu verschwimmen. Mit ungewohnter Stimme sagte er: »Ich bin kein schlechter Mensch, kleines Hundemädchen, aber du bist ein schlechtes Tier und wir müssen

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