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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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ein Exempel statuieren. Begreifst du das?«
    »Femtiosex«, rief Jeanne, ließ den Titel fort, »du tust mir sehr leid. Denn ich liebe auch dich.«
    Bei diesen Worten verdüsterte sich sein Gesicht wieder vor Zorn. Mit einer heftigen Bewegung seiner Hand schnitt er durch die Luft.
    Fisi wiederholte die Geste und die Männer machten sich an dem Ölfass und dem Sprühgerät zu schaffen und richteten einen zischenden Ölstrahl auf Jeanne. Zwei Wächter hatten sie an einen Lampenmast gefesselt, mit einer improvisierten Kette aus Handschellen, um sicherzustellen, dass sie aufrecht stehen blieb und von jedem in der Menge gesehen werden konnte.
    »Feuer«, befahl Femtiosex.
    Elaine spürte, wie sich neben ihr der Körper des Jägers heftig verkrampfte. Er schien unter ungeheurer Anspannung zu stehen. Sie selbst fühlte sich wie damals, als man sie auftaute und aus der adiabatischen Kapsel holte, in der sie die Reise auf der Erde angetreten hatte – ihr war sterbensübel, Verwirrung trübte ihren Sinn, sie wurde von ihren Gefühlen hin und her gebeutelt.
    »Ich habe versucht«, flüsterte der Jäger ihr zu, »Jeannes Geist zu erreichen, um ihr das Sterben zu erleichtern. Aber ein anderer war vor mir da. Ich … weiß nicht, wer es ist.«
    Elaine riss die Augen auf.
    Das Feuer wurde gebracht. Als es das Öl berührte, flammte Jeanne auf wie eine menschliche Fackel.

X
    Die Verbrennung H’jeannes auf Fomalhaut III nahm sehr wenig Zeit in Anspruch, aber die künftigen Zeitalter sollten das Ereignis nie vergessen.
    Femtiosex hatte den grausamsten Schritt von allen unternommen.
    Mit einem telepathischen Überfall hatte er ihren menschlichen Verstand unterdrückt, so dass nur das primitive Hundewesen übrig blieb.
    Jeanne stand nicht still wie eine gemarterte Königin. Sie wehrte sich gegen die Flammen, die um sie herum tanzten und an ihr hochzüngelten. Sie heulte und kreischte wie ein schmerzgepeinigter Hund, wie ein Tier, dessen Verstand – so gut er auch sein mochte – die Sinnlosigkeit menschlicher Grausamkeit nicht begreifen kann.
    Das Ergebnis war jedoch das genaue Gegenteil dessen, was Lord Femtiosex hatte erreichen wollen.
    Die Menschenmenge rückte langsam näher, nicht aus Sensationslust, sondern aus Mitleid. Sie machten einen Bogen um die Untermenschen, die da, wo sie getötet worden waren, auf der Straße lagen, manche in ihrem Blut, manche von Roboterhänden zermalmt, manche als Häufchen aus Eiskristallen. Sie stiegen über die Toten hinweg, um nach den Sterbenden zu sehen, aber ihre Neugier war nicht die hirnlose Langeweile von Menschen, die nie ein derartiges Spektakel beobachtet hatten, es war das Mitgefühl lebender Wesen, eine tiefe, instinktive Empfindung angesichts der Bedrohung und Vernichtung eines anderen lebenden Wesens.
    Selbst der Wächter, der Elaine und den Jäger an den Armen festhielt, machte unwillkürlich einige Schritte nach vorn. Elaine bemerkte, dass sie in der ersten Zuschauerreihe stand, der scharfe, fremdartige Geruch brennenden Öls stach ihr in die Nase, das Geheul des sterbenden Hundemädchens bohrte sich durch die Trommelfelle in ihr Gehirn. Jeanne wand und krümmte sich in den Flammen, versuchte dem Feuer zu entgehen, das sie jetzt enger als ein Kleid umhüllte. Ein widerlicher, sonderbarer Geruch erreichte die Menge. Nur wenige kannten den Gestank brennenden Fleisches.
    Jeanne keuchte.
    Und in den folgenden Sekunden der Stille hörte Elaine etwas, das sie noch niemals gehört hatte – das Weinen eines erwachsenen menschlichen Wesens. Männer und Frauen standen schluchzend da und wussten nicht, warum sie es taten.
    Femtiosex saß hoch über der Menge, fassungslos über den Fehlschlag seiner Demonstration. Er wusste nicht, dass der Jäger, der tausend Tötungen hinter sich hatte, sich des Verbrechens schuldig machte, die Gedanken eines Lords der Instrumentalität zu lesen.
    »In einer Minute«, flüsterte der Jäger Elaine zu, »werde ich es versuchen. Sie hat etwas Besseres verdient als das …«
    Elaine fragte nicht, was. Auch sie weinte.
    Die Menge hörte, dass ein Soldat etwas rief. Sie brauchten mehrere Sekunden, um die Augen von der brennenden, sterbenden Jeanne abzuwenden.
    Es war ein gewöhnlicher Soldat. Vielleicht war es jener, der nicht in der Lage gewesen war, Jeanne mit Stricken zu fesseln, als die Lords vor wenigen Minuten entschieden hatten, sie zu verbrennen. Er schrie jetzt, rasend vor Zorn und Wut, und reckte drohend Lord Femtiosex seine Faust

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