Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
während die feindlichen Schiffe kaum Schub geben konnten, wenn sie nicht kurzerhand aus dem Kriegsgebiet geweht werden wollten.
Da irgendein idiotischer Schreibtischtäter auf die Idee gekommen war, die amerikanischen Luftschiffe nach Figuren aus Shakespeare-Stücken zu benennen, durfte Reardon nun die Prospero , die Ariel , die Oberon , die Caliban und die Titania steuern. Auf der Gegenseite waren die Tibeter nicht mehr dazu gekommen, ihre Schiffe umzutaufen, so dass er sich den Namen von fünf Dynastien aus der chinesischen Frühzeit gegenübersah: der Han , der Yuan , der Qing , der Jin und der Ming .
Zu Beginn hielt Reardon seine Schiffe in enger Formation vor den Zuschauerrängen, so dass ihn die Tibeter nicht unter Beschuss nehmen konnten, ohne Ausreißer aus dem Kriegsgebiet und die damit verbundenen Strafgelder zu riskieren. Im Kontrollzentrum in Omaha warf er einen kurzen Blick auf den Schirm, auf dem mittlerweile seine Kontrahenten erschienen waren – er hatte es tatsächlich mit Sung zu tun und auch mit Baartek, einem berühmten Söldner unter Liechtensteiner Flagge, der bei keiner zünftigen Schlacht fehlen wollte. Die anderen drei kannte er nicht; sogar ein Mädchen in traditioneller tibetischer Tracht war dabei. Einen netten Propagandatrick haben sich die Chinesen da ausgedacht, überlegte Reardon. Auf die Goonhogo ist eben Verlass!
In diesem Moment zogen die Chinesen den Groll des Publikums auf sich, indem sie einen Nebelschleier auswarfen. Aber da ihre Luftschiffe immer noch ungeschickt pumpend im Rückwärtsgang gegen den Wind ankämpften, war ihnen praktisch nichts anderes übrig geblieben. Reardon wartete, bis die Nebelwand kurz vor seiner Flotte angekommen war, und sprang nach vorne – er schaltete die Prospero auf Handsteuerung, peilte dreimal über den Daumen und sprang nach vorne.
Als die Prospero dann auf der anderen Seite aus dem Nebel auftauchte, war sie ziemlich am Ende, durchbohrt von zwei Raketen. Reardon bezweifelte, dass die Bergungsmannschaft später noch viel würde retten können.
Aber den Krieg hatte er praktisch gewonnen, denn er hatte die Han und die Ming gerammt. Durch die Augen der Ariel beobachtete er seine beiden Opfer: Die Ming versuchte verzweifelt, ihre Position über dem eiskalten, tiefen Wasser des Südindischen Ozeans zu halten. Wahrscheinlich hatte Baartek das Kommando übernommen, da sie plötzlich das Feuer eröffnete. Als Reardon die Ariel zur Seite riss, ging schon ein Funkenregen hinter ihrem Heck nieder – offenbar hatte der W.K.A. beschlossen, die Raketen zum Schutz der Zuschauermassen mit scharfer Munition abzufangen. Die Lichtblitze wollten kein Ende nehmen, bis auf den Bildschirmen nur noch ein zitterndes, milchiges Weiß zu sehen war. Reardon musste an die vielen Schaulustigen denken, die zu lange auf die Abfangblitze starrten und sich später über Kopfschmerzen beklagen würden, während Baartek offenbar völlig egal war, wie viele Geldbußen seine tibetischen Auftraggeber hinterher zu entrichten hatten. Und trotzdem war die Ariel so leicht davongekommen!
Gleichzeitig hatte die Han noch im Fallen die Caliban angegriffen, die dadurch ihren linken Flügel eingebüßt hatte und nun in die Tiefe trudelte. Reardon strafte den Roboter, der das Schiff für ihn gesteuert hatte, mit einem vorwurfsvollen Blick, entschied sich aber dagegen, auch noch dessen Programmierer zu verfluchen, die mit ihrer Einschätzung des gegnerischen Verhaltens meilenweit danebengelegen hatten. Dafür hatte er jetzt keine Zeit.
Auf sämtlichen Bildschirmen erschien das Gesicht des Schiedsrichters des W.K.A. Seine Stimme war auf allen Kanälen zu hören: »Die Caliban , Amerika. Die Han , Tibet. Beide Schiffe vom Schlachtfeld abziehen. Feuer einstellen und Schiffe abziehen.«
Laut Reglement war Reardon damit um den Sieg gebracht worden. Um zu gewinnen, musste er zwei feindliche Schiffe zerstören und ein eigenes über die gesamte Dauer der Schlacht in der Luft halten. Die Ming , die gerade auf den Schaumkronen aufschlug und zerschellte, war sein erstes Opfer gewesen, die Han hätte das zweite sein sollen. Jetzt musste er wieder von vorne anfangen.
Also stellte er die Ariel auf Robotersteuerung und übernahm die Titania .
Ein feindliches Schiff kroch nahe vor den Zuschauerrängen auf ihn zu, konnte aber nicht feuern, weil sich die Titania praktisch in der Ecke des rechteckigen Kriegsgebiets befand. Und wenn er feuern wollte, musste er ganz hinunter, fast mit dem Rumpf ins
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