Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

als er mich sah. Ich kenne mich mit hysterischer Erschöpfung aus, genau wie Sie, meine Brüder, darum habe ich ihm für die Nacht Condamin gegeben. Viertens schlage ich vor, dass wir unseren Mann in Ruhe lassen. Es wird noch genug Vernehmungen und Prozesse geben – der Weltraum weiß, wann all diese Geschehnisse aufgeklärt sind.«
     
    Vomact hatte Recht.
    Wie gewöhnlich.
    Die Prozesse folgten tatsächlich.
     
    Es war ein Glück, dass auf der Alten Erde keine Zeitungen oder Fernsehnachrichten mehr erlaubt waren. Unter der Bevölkerung hätte es Aufruhr und Entsetzen ausgelöst, wäre jemals bekannt geworden, was sich im Alten Zentralkrankenhaus westlich von Meeya Meefla ereignet hatte.

X
    Einundzwanzig Tage später wurden Vomact, Timofeyev und Grosbeck zum Prozess gegen Lord Crudelta geladen. Ein aus sieben Lords der Instrumentalität bestehendes Gremium hatte sich versammelt, um Lord Crudelta ausreichend Gelegenheit zur Rechtfertigung zu geben und ihn, falls erforderlich, auf der Stelle zu töten. Die Ärzte hatte man als behandelnde Ärzte von Elizabeth und Rambo und als Zeugen des Untersuchenden Lords hergebeten.
    Elizabeth, eben von den Toten auferstanden, sah so frisch aus wie ein neugeborenes Baby, doch natürlich auf eine köstliche, erwachsene, weibliche Weise. Rambo konnte seine Augen nicht von ihr abwenden, aber jedes Mal, wenn sie ihm ein freundliches, gelassenes, leises Lächeln schenkte, glitt ein verwirrter Ausdruck über sein Gesicht. (Man hatte ihr gesagt, dass sie sein Mädchen sei, und sie wollte es gern glauben, obwohl sie sich weder an ihn noch an Dinge erinnerte, die mehr als sechzig Stunden zurücklagen, als man ihrem Bewusstsein die Sprache wiedergegeben hatte; und er für seinen Teil war noch immer nicht seiner Stimme mächtig und Belastungen ausgesetzt, die den Ärzten weiterhin rätselhaft waren.)
    Der Untersuchende Lord war ein Mann namens Starmount.
    Er forderte das Gremium auf, sich zu erheben.
    Seiner Bitte wurde entsprochen.
    Dann sah er mit großem Ernst Lord Crudelta an. »Man erwartet von Ihnen, Mylord Crudelta, dass Sie vor diesem Gericht alle Fragen schnell und klar beantworten.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte Crudelta.
    »Wir besitzen die Autorität, Sie zu verurteilen.«
    »Das erkenne ich an.«
    »Sie werden die Wahrheit sprechen, oder Sie werden lügen.«
    »Ich werde die Wahrheit sprechen, oder ich werde lügen.«
    »Sie mögen lügen, falls Ihnen der Sinn danach steht, was Fakten und Meinungen angeht, aber unter keinen Umständen werden Sie bei den Punkten lügen, die menschliche Beziehungen betreffen. Wenn Sie dennoch lügen, werden Sie darum bitten, dass man Ihren Namen auf die Liste der Unehrenhaften setzt.«
    »Ich akzeptiere das Gericht und die Rechte des Gerichts. Ich werde lügen, falls mir der Sinn danach steht, obwohl ich bezweifle, dass es nötig sein wird« – an dieser Stelle ließ Crudelta ein müdes, intelligentes Lächeln aufblitzen – »aber ich werde nicht bei den Punkten lügen, die menschliche Beziehungen betreffen. Falls doch, werde ich um Entehrung bitten.«
    »Sie sind ausgebildet als Lord der Instrumentalität?«
    »Ich bin ausgebildet worden, und ich liebe die Instrumentalität. Um es genau zu sagen, ich selbst bin die Instrumentalität, genau wie Sie und wie die Ehrenwerten Lords an Ihrer Seite. Ich werde mich gut betragen, gleichgültig, ob ich diesen Nachmittag überlebe oder nicht.«
    »Vertrauen Sie ihm, meine Lords?«, fragte Starmount.
    Die Mitglieder des Gerichtes neigten zustimmend die mit einer Mitra bedeckten Köpfe; für die Verhandlung hatten sie die zeremonielle Kleidung angelegt.
    »Besteht zwischen Ihnen und Frau Elizabeth eine Beziehung?«
    Die Mitglieder des Gerichtshofes hielten den Atem an, als sie sahen, wie Crudelta erbleichte. »Meine Lords!«, rief er, um dann zu verstummen.
    »Es ist Brauch«, erklärte Starmount hart, »dass Sie sofort antworten oder gleich sterben müssen.«
    Lord Crudelta gewann die Fassung wieder. »Ich antworte. Ich wusste nicht, wer sie war, abgesehen von der Tatsache, dass Rambo sie liebte. Ich schickte sie von der Erde Vier, wo ich mich damals aufhielt, zur Erde. Dann erzählte ich Rambo, dass sie schwer verletzt sei und sich verzweifelt nach seiner Hilfe sehne, um zu den grünen Gärten des Lebens zurückzukehren.«
    »War das die Wahrheit?«, fragte Starmount.
    »Mylord und Mylords, es war eine Lüge.«
    »Warum haben Sie es dann behauptet?«
    »Um Rambos Zorn zu wecken und ihm einen