Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
ihrer Waffen schnarchte. Sie drehte sie um.
Tausend Sterne weiter lächelte Benjacomin Bozart, als er am Strand entlangging.
II
Benjacomin fühlte sich wie ein Tourist. Sein gebräuntes Gesicht war ruhig. Seine stolzen Augen blickten unter schweren Lidern gleichmütig hervor. Sein hübscher Mund behielt auch ohne sein charmantes Lächeln eine Spur Freundlichkeit in den Winkeln. Er wirkte attraktiv, aber ohne besonders aufzufallen. Er ging mit federnden, entspannten Schritten am Strand von Sunvale entlang.
Die Wellen rollten heran, mit gischtweißen Kronen, wie die Brecher auf der Mutter Erde. Die Einwohner Sunvales waren stolz darauf, wie sehr ihre Welt der Menschenheimat ähnelte. Nur wenige von ihnen hatten die Menschenheimat selbst kennengelernt, aber sie kannten sich ein wenig in der Geschichte aus, und die meisten von ihnen verspürten eine vorübergehende Nervosität, wenn sie an die alte Regierung dachten, die noch immer die Tiefen des Weltraums mit ihrer politischen Macht bestimmte. Sie liebten die alte Instrumentalität der Erde nicht, aber sie respektierten und fürchteten sie.
Die Wellen mochten vielleicht an die schöne Seite der Erde erinnern; an die weitaus weniger schöne Seite wollten sie lieber gar nicht denken.
Dieser Mann gehörte zur schönen Seite der Alten Erde; niemand konnte die Macht spüren, die in ihm verborgen lag. Die Einwohner Sunvales lächelten ihn flüchtig an, wenn sie ihm begegneten.
Die Atmosphäre war ruhig und alles um ihn herum heiter. Er wandte das Gesicht der Sonne zu. Er schloss die Augen. Er ließ das warme Sonnenlicht durch seine Lider tropfen, ließ sich mit seiner tröstenden und beruhigenden Berührung erleuchten.
Benjacomin träumte von dem größten Diebstahl, den je ein Mensch geplant hatte. Er träumte davon, einen großen Teil des Wohlstandes zu rauben, den die Menschen des reichsten aller Planeten angesammelt hatten. Er stellte sich vor, wie es sein würde, wenn er dann mit den Reichtümern nach Viola Siderea zurückkehren würde, dem Planeten, von dem er stammte.
Benjacomin wandte sein Gesicht von der Sonne ab und musterte nacheinander die am Strand befindlichen Menschen. Noch waren keine Norstrilier zu sehen. Sie waren leicht zu erkennen: große Menschen mit rötlicher Hautfarbe; hervorragende Athleten und trotzdem auf ihre eigene Art unschuldig, jung und sehr zäh. Für diesen Diebstahl hatte er zweihundert Jahre lang geübt, sein Leben war eigens zu diesem Zweck von der Gilde der Diebe auf Viola Siderea verlängert worden. Er selbst war der Traum seines eigenen Planeten, eines armen Planeten, der einst ein Zentrum des Handels gewesen und nun zu einem unbedeutenden Stützpunkt für Raub und Plünderung herabgesunken war.
Er sah eine norstrilische Frau aus einem Hotel herauskommen und zum Strand hinuntergehen. Er wartete und beobachtete und träumte. Er hatte eine Frage, doch kein erwachsener Australier würde sie ihm beantworten.
Das ist lustig, dachte er, selbst jetzt noch nenne ich sie ›Australier‹. So lautet auch ihre alte, alte irdische Bezeichnung – reiche, mutige, zähe Menschen. Kämpfende Kinder, die die halbe Welt beherrschten … Und nun sind sie die Tyrannen der ganzen Menschheit. Ihnen gehört aller Reichtum. Sie haben Santaclara, Leben und Tod anderer Menschen hängen von dem Handel ab, den sie mit den Norstriliern treiben. Aber ich nicht. Auch meine Leute nicht. Wir sind Menschen, die die Wölfe unter der Menschheit sind.
Benjacomin wartete geduldig. Gebräunt von den Strahlen vieler Sonnen sah er aus wie vierzig, obwohl er hundert war. Er war bequem gekleidet, nach Art der Urlauber. Er hätte ein interkultureller Handelsreisender, ein erfahrener Spieler, ein stellvertretender Raumhafendirektor sein können. Ja, er hätte sogar ein Wirtschaftsdetektiv sein können. Er war es nicht. Er war ein Dieb. Und er war ein so guter Dieb, dass sich die Menschen an ihn wandten und ihm ihr Eigentum anvertrauten, denn er war sympathisch, freundlich, grauäugig, blond.
Benjacomin wartete. Die Frau musterte ihn, und ihr Blick verriet offenes Misstrauen. Was sie sah, musste sie jedoch beruhigt haben. Sie ging weiter und kam an ihm vorbei. Sie rief über die Düne zurück: »Komm her, Johnny, hier können wir hinausschwimmen.« Ein kleiner Junge, der acht oder zehn Jahre alt zu sein schien, lief auf seine Mutter zu.
Benjacomin spannte sich wie eine Kobra. Seine Augen wurden scharf, sie verengten sich zu Schlitzen.
Dies war die Beute. Nicht zu
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