Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
deutlich hervor.
Der Schatten eines Mannes fiel über sie.
Benjacomin, alarmiert, bereit herumzuwirbeln und zu töten oder zu rennen, kniete sich neben dem Kind auf den Boden und sagte: »Das ist ein hübsches Rätsel. Es ist wirklich gut. Mach doch weiter.« Er lächelte zu dem vorbeigehenden Erwachsenen hinauf. Der Mann war ein Fremder. Der Fremde schenkte ihm einen sehr neugierigen Blick, der gleich darauf freundlich wirkte, als er Benjacomins vertrauenerweckendes Gesicht sah.
Die Finger zeichneten noch immer Buchstaben in den Sand.
Dann war das Rätsel fertig: DIE KLAINEN KATSEN VON MUTTER HUDSON.
Die Frau kam aus dem Meer zurück, die Mutter, die Fragen stellen würde. Benjacomin fuhr mit der Hand unter seinen Ärmel und holte die zweite Spritze hervor, die mit einem flüchtigen Gift gefüllt war, für dessen Nachweis man Tage oder Wochen im Labor brauchen würde. Er stieß sie direkt in das Gehirn des Jungen, bohrte die Nadel schräg von oben in die Haut nahe dem Haaransatz. Das Haar verdeckte den winzigen Einstich. Die unglaublich scharfe Nadel drang unter dem Schädelrand ein. Das Kind war tot.
Der Mord war geschehen. Gelassen wischte Benjacomin über das Rätsel im Sand. Die Frau näherte sich. Er rief ihr zu, und seine Stimme war voller Besorgnis: »Ma’am, kommen Sie, ich glaube, Ihr Sohn hat einen Sonnenstich.«
Er reichte der Mutter den Leichnam ihres Sohnes. Ihr Gesichtsausdruck wechselte zu Bestürzung. Sie wirkte erschrocken und argwöhnisch.
Für einen schrecklichen Moment blickte sie in seine Augen.
Zweihundert Jahre Ausbildung taten nun ihre Wirkung … Sie entdeckte nichts. Der Mörder verriet mit keinem Anzeichen, dass er einen Mord begangen hatte. Der Falke war unter der Taube verborgen. Das Herz wurde von dem trainierten Gesicht versteckt.
Benjacomin zeigte professionelle Selbstsicherheit. Er war darauf vorbereitet, auch sie zu töten, obwohl er sich nicht sicher war, ob er eine erwachsene, weibliche Norstilierin überhaupt töten konnte. Sehr hilfsbereit bot er sich an: »Bleiben Sie hier bei ihm. Ich werde zum Hotel laufen und Hilfe holen. Ich beeile mich.«
Er drehte sich um und rannte. Ein Strandwächter bemerkte ihn und lief auf ihn zu. »Das Kind ist krank«, rief er.
Er kam noch rechtzeitig zu der Mutter zurück, um den Ausdruck dumpfen, verständnislosen Entsetzens auf ihrem Gesicht zu sehen, und ihr Entsetzen war irgendwie mit einem anderen Gefühl vermischt: Zweifel.
»Er ist nicht krank«, sagte sie. »Er ist tot.«
»Das ist unmöglich.« Benjacomin wirkte besorgt. Er war besorgt. Er zwang sich, mit seiner Haltung, mit allen kleinen Muskeln seines Gesichtes Mitleid auszudrücken. »Er kann nicht tot sein. Noch vor einer Minute habe ich mit ihm gesprochen. Wir haben kleine Rätsel in den Sand geschrieben.«
Die Mutter sprach mit hohler, gebrochener Stimme, die klang, als würde sie niemals wieder die normale Tonlage der menschlichen Stimme zurückgewinnen, sondern für immer die verzerrte Flachheit unerwarteten Kummers ausdrücken. »Er ist tot. Sie sahen ihn sterben, und ich glaube, auch ich sah ihn sterben. Ich weiß nicht, wie es geschehen ist. Das Kind war voller Santaclara. Es hatte tausend Jahre Leben vor sich, aber nun ist es tot. Wie heißen Sie?«
»Eldon«, erwiderte Benjacomin. »Eldon, der Handelsreisende, Ma’am. Ich bin sehr oft hier.«
III
Die klainen Katsen von Mutter Hudson. Die klainen Katsen von Mutter Hudson.
Der alberne Satz wirbelte in seinen Gedanken. Wer war Mutter Hudson? Wessen Mutter war sie? Was waren Katsen ? War das ein Schreibfehler für »Katzen«? Kleine Katzen? Oder waren sie etwas anderes?
Hatte er einen Narren getötet, nur um die Antwort eines Narren zu bekommen?
Wie viele Tage musste er noch hier bei der misstrauischen, fassungslosen Mutter bleiben? Wie viele Tage musste er noch vorsichtig sein und warten? Er wollte nach Viola Siderea zurückkehren, um das Geheimnis, so verwirrend es auch war, zusammen mit seinem Volk zu lösen. Wer war Mutter Hudson?
Er zwang sich, das Zimmer zu verlassen und nach unten zu gehen. Die angenehme Eintönigkeit des großen Hotels sorgte dafür, dass die anderen Gäste ihn neugierig ansahen. Er war der Mann, der dabei gewesen war, als das Kind am Strand starb.
Einige Giftmischer, die ihr Leben offenbar in der Hotelhalle fristeten, hatten verbreitet, dass er das Kind getötet hatte. Andere wiederum hielten diese Version für unwahr und wiesen darauf hin, dass sie Eldon genau kannten. Er war
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