Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
einander. Und brauchen keine fantastischen Floridas.«
Rambo blinzelte bei diesen Worten, die ihn an die Vergangenheit erinnerten, aber er sagte nichts. Ein Mann, der im Weltraum 3 gewesen ist, verlangt sehr wenig vom Leben – außer niemals wieder dorthin zurückkehren zu müssen. Manchmal träumte er, wieder die Rakete zu sein, die alte Rakete, die zu einer unglaublichen Reise aufbrach. Sollen andere meinem Beispiel folgen, dachte er. Sollen andere hinausziehen! Ich habe Elizabeth, und ich bin hier.
Die klainen Katsen von Mutter Hudson
Schlechte Kommunikation fordert Diebe heraus;
gute Kommunikation schreckt Diebe ab;
perfekte Kommunikation setzt Diebe matt.
– Van Braam
I
Der Mond drehte sich. Die Frau wachte. Einundzwanzig Facetten waren am Mondäquator poliert worden. Aufgabe der Frau war es, ihn zu bewaffnen. Sie war Mutter Hudson, die Waffenmeisterin von Altnordaustralien.
Sie war eine rotgesichtige, frohgelaunte Blondine unbestimmten Alters. Ihre Augen waren blau, ihr Busen schwer, ihre Arme stark. Sie sah aus wie eine Mutter, aber das einzige Kind, das sie zur Welt gebracht hatte, war schon vor vielen Generationen gestorben. Nun war sie die Mutter eines Planeten, nicht die eines Menschen; die Norstrilier schliefen tief und fest, denn sie wussten, dass Mutter Hudson wachte. Die Waffen schliefen ihren langen, sehnsuchtsvollen Schlaf.
Zum zweihundertsten Mal in dieser Nacht blickte Mutter Hudson zu der Warntafel hinüber. Die Tafel war ruhig. Keine der Gefahrenlampen leuchtete. Trotzdem spürte sie irgendwo dort draußen im Universum die Gegenwart eines Feindes – eines Feindes, der darauf wartete, sie und ihre Welt anzugreifen und nach dem unermesslichen Reichtum der Norstrilier zu greifen –, und sie schnaubte vor Ungeduld. Komm schon, kleiner Mensch, dachte sie. Komm schon, kleiner Mensch, und stirb. Lass mich nicht warten.
Sie lächelte, als ihr die Absurdität ihrer Gedanken bewusst wurde.
Sie wartete auf ihn.
Und er wusste es nicht.
Er, der Räuber, war ganz entspannt. Er hieß Benjacomin Bozart, und er war hervorragend geübt in der Kunst der Entspannung.
Niemand in Sunvale, hier auf Ttiollé, würde ahnen, dass er der Zunftmeister der Gilde der Diebe war, aufgewachsen unter dem Licht des hellvioletten Sterns. Niemand würde an ihm den Geruch von Viola Siderea wahrnehmen. »Viola Siderea«, hatte Lady Ru gesagt, »war einst die schönste aller Welten, und nun ist sie die verkommenste. Ihre Menschen waren einst Vorbilder für die Menschheit, und nun sind sie Diebe, Lügner und Mörder. Man kann ihre Seelen am helllichten Tage riechen.« Lady Ru war vor langer Zeit gestorben, und man brachte ihr großen Respekt entgegen, aber sie hatte sich geirrt: Die anderen Leute konnten den Räuber in ihm nicht im Geringsten riechen. Und er wusste das. Er verriet sich ebenso wenig wie ein Hai, der sich einem Kabeljauschwarm nähert. Die Natur des Lebens ist es, zu leben, und er lebte, wie er leben musste – vom Beutefang.
Wie sollte er sonst leben? Viola Siderea war schon vor langer Zeit Bankrott gegangen, als die Photonensegel aus dem Weltraum verschwunden waren und die Planoformschiffe begannen, ihren Weg zu den Sternen zu flüstern. Seine Vorfahren waren auf einem abgelegenen Planeten zum Sterben zurückgelassen worden. Sie hatten sich geweigert zu sterben. Ihre Ökologie wandelte sich, und sie wurden zu Raubtieren unter den Menschen, von der Zeit und durch genetische Veränderungen ihrer tödlichen Aufgabe angepasst. Und er, der Räuber, war der Beste seines Volkes – der Beste der Besten.
Er war Benjacomin Bozart.
Er hatte geschworen, Altnordaustralien zu berauben oder bei dem Versuch zu sterben, und er hatte noch nicht vor, sein Leben zu beenden.
Der Strand von Sunvale war warm und lieblich. Ttiollé war ein freier, offener Transitplanet. Bozarts Waffen und er selbst waren sein Glück; er plante, beides gut einzusetzen.
Die Norstrilier konnten töten.
Wie er auch.
In diesem Augenblick, an diesem Ort war er ein fröhlicher Tourist an einem lieblichen Strand. An anderen Orten, zu anderen Zeiten konnte er zum Frettchen unter den Kaninchen, zum Falken unter den Tauben werden.
Benjacomin Bozart, Dieb und Zunftmeister. Er wusste nicht, dass jemand auf ihn wartete. Jemand, der seinen Namen nicht kannte, war vorbereitet, den Tod speziell für ihn zu wecken. Er war noch gelassen.
Mutter Hudson war nicht gelassen. Sie spürte ihn schwach, konnte ihn aber noch nicht genau orten.
Eine
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