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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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ausweisen, besaß ein ausreichendes Vermögen, und es war in Sunvale nicht Brauch, Gästen zu widersprechen. Benjacomin ging an Bord des Schiffes, und als er die Kabine aufsuchte, um sich für einige Stunden auszuruhen, folgte ihm ein Mann. Ein jung wirkender Mann mit einem Mittelscheitel, von gedrungener Gestalt und grauen Augen.
    Dieser Mann war der Agent der norstrilischen Geheimpolizei.
    Benjacomin, obwohl ein ausgebildeter Dieb, durchschaute den Polizisten nicht. Es war ihm niemals in den Sinn gekommen, dass die Bibliothek auch überwacht wurde und dass das Wort »Katsen« in der besonderen norstrilischen Schreibweise ein Alarmsignal war. Als er diesen Begriff nachgeschlagen hatte, war ein kleiner Alarm ausgelöst worden. Er hatte den Stolperdraht berührt.
    Der Fremde nickte ihm zu. Benjacomin nickte zurück. »Ich bin Handelsreisender und gerade dabei, die Zeit bis zum nächsten Abschluss zu überbrücken. Die Geschäfte gehen nicht gut. Und wie ist es bei Ihnen?«
    »Über Geschäfte brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Ich verdiene kein Geld, ich bin Techniker. Liverant ist mein Name.«
    Benjacomin musterte ihn aufmerksam. Der Mann schien tatsächlich Techniker zu sein. Höflich schüttelten sie sich die Hände. Liverant sagte: »Treffen wir uns doch später in der Bar. Ich denke, ich werde vorher noch ein wenig schlafen. «
    Sie legten sich beide hin und wechselten nur wenige Worte miteinander, während der kurze Blitz des Planoformens das Schiff durchzuckte. Der Blitz verging wieder. Aus Büchern und Unterrichtsstunden wussten sie, dass das Schiff durch zwei Dimensionen sprang, während die Wut des Weltraums auf die eine oder andere Weise den Computern eingegeben wurde, und dass diese wiederum der Go-Kapitän überwachte, der das Schiff steuerte.
    Sie wussten diese Dinge, aber sie spürten nichts davon. Alles, was sie empfanden, war der Stich eines leichten Schmerzes. Das Sedativ war der Atemluft beigemischt, in das Luftversorgungssystem gespritzt worden. Beide erwarteten, ein wenig betrunken davon zu werden.
    Der Dieb Benjacomin Bozart war darin geübt, Vergiftungen und Überraschungen zu neutralisieren. Schon das leiseste Anzeichen, dass ein Telepath versuchte, seine Gedanken zu lesen, hätte seinen wütenden animalischen Widerstand hervorgerufen, der seinem Unterbewusstsein während der ersten Ausbildungsjahre einprogrammiert worden war. Bozart war aber nicht auf die Täuschung durch einen Techniker vorbereitet; niemals wäre es der Diebesgilde von Viola Siderea in den Sinn gekommen, dass es einmal für ihre eigenen Leute notwendig werden könnte, mit Betrügern fertig zu werden. Liverant stand bereits mit Norstrilia in Verbindung – mit Norstrilia, das hunderttausend Welten wegen der bloßen Vermutung einer Übertretung in Alarmbereitschaft versetzt hatte.
    Liverant begann zu plaudern. »Ich wünschte, ich könnte weiter reisen. Ich würde gerne Olympia besuchen. Auf Olympia kann man alles kaufen.«
    »Ich habe davon gehört«, nickte Bozart. »Er ist einer der komischen Handelsplaneten, auf denen Geschäftsleute wenig Chancen haben, nicht wahr?«
    Liverant lachte, und sein Lachen war fröhlich und echt. »Handel? Sie handeln nicht. Sie tauschen. Sie übernehmen das Diebesgut von tausend Welten und verkaufen es weiter, und sie verändern und bemalen und kennzeichnen es. Das ist ihre Art, Geschäfte zu machen. Die Leute sind blind. Es ist eine seltsame Welt, und alles, was man tun muss, ist sie zu betreten, und man kann alles bekommen, was man haben will. Mann, was könnte ich in einem Jahr an einem solchen Ort alles anstellen! Jeder außer mir wäre blind, wenn man von einem Haufen Touristen absieht. All die Dinge, von denen die Leute meinen, sie hätten sie irgendwo verlegt, die Hälfte aller verschollenen Schiffe, die aufgegebenen Kolonien – sie sind alle geplündert worden –, ruckzuck landet alles auf Olympia.«
    Olympia war in Wirklichkeit gar nicht so eindrucksvoll, und Liverant wusste eigentlich nicht, warum es seine Aufgabe war, den Mörder dorthin zu führen. Alles, was er wusste, war, dass er eine Pflicht hatte – und diese Pflicht lautete, den Frevler dorthin zu lenken.
    Viele Jahre, bevor einer der beiden Männer geboren worden war, war das Kodewort in Nachschlagewerken, in Büchern, auf Verpackungsmaterial und Rechnungen angebracht worden: Katsen , in der falschen Schreibweise. Dies war der Deckname für den äußeren Mond von Norstrilias Verteidigungssystem. Die Benutzung des

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