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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Decknamens setzte ein Alarmsystem in Gang, dessen Nerven so heiß und schnell waren wie Wolframfäden.
    Als sie sich auf den Weg zur Bar machten, um eine Erfrischung zu sich zu nehmen, hatte Benjacomin schon halb vergessen, dass es sein neuer Bekannter gewesen war, der ihm vorgeschlagen hatte, Olympia allen anderen Planeten vorzuziehen. Zuvor aber musste er Viola Siderea aufsuchen, um sich die Credits für den Flug zu verschaffen – und dann die Welt von Olympia zu erobern.

IV
    Auf seinem Heimatplaneten angelangt, war Bozart der Mittelpunkt einer höflichen, aber sehr aufrichtigen Feier.
    Die Ältesten der Gilde der Diebe hießen ihn willkommen. Sie gratulierten ihm. »Wer sonst hätte tun können, was Sie getan haben? Sie haben den Eröffnungszug einer neuen Schachpartie gemacht. Ein Gambit wie dieses hat es noch nie gegeben. Wir haben einen Namen, wir haben ein Tier. Wir werden es gleich hier überprüfen.«
    Der Rat der Diebe schlug in seiner eigenen Enzyklopädie nach. Zuerst lasen sie unter »Hudson« und fanden dann das Stichwort »Katsen«. Keiner von ihnen wusste, dass jemand eine falsche Spur gelegt hatte – ein Agent, der in ihrer Welt lebte.
    Der Agent seinerseits war vor vielen Jahren verführt, mitten in seiner Karriere vom rechten Weg abgebracht worden, und man hatte ihn zu vorübergehender Ehrlichkeit gezwungen, erpresst und nach Hause geschickt. Während all der Jahre, in denen er auf das gefürchtete Losungswort gewartet hatte – ein Losungswort, von dem er nicht wusste, dass es eine Erfindung des norstrilischen Geheimdienstes war –, hatte er sich nie träumen lassen, dass er seine Schuld gegenüber der äußeren Welt so einfach würde abtragen können. Alles, was man getan hatte, war, ihm eine Seite zu schicken, die er in die Enzyklopädie einfügen sollte. Und das tat er auch und ging dann schwach vor Erschöpfung nach Hause. Die Jahre der Furcht und des Wartens waren fast zu viel für den Dieb gewesen. Er hatte zu trinken begonnen, aus Furcht, sonst womöglich Selbstmord zu begehen. Seitdem waren die Seiten an ihrem Platz geblieben, einschließlich der neuen, die er vorsichtig gefälscht hatte. Die Enzyklopädie hatte die Veränderung wie jeden normalen Zusatz vermerkt, obwohl der Eintrag neu und manipuliert war:
    Dieser Eintrag wurde im 24. Jahr der Zweiten Auflage mit einer Ergänzung versehen.
    Die sogenannten »Katsen« von Norstrilia bedeuten nichts anderes als den Einsatz organischer Mittel zur Erregung einer Krankheit in erdmutierten Schafen, die ihrerseits einen Virus entstehen lässt, aus dem die Santaclara-Droge gewonnen wird. Die Bezeichnung »Katsen« war zeitweise der Name für diese Krankheit wie auch ihrer zerstörenden Wirkung im Fall eines Angriffs von außen. Man vermutet, dass dies in Zusammenhang mit der Laufbahn von Benjamin Hudson steht, der zu den ersten Siedlern von Norstrilia gehört.
    Der Rat der Diebe las den Eintrag, und der Ratsvorsitzende erklärte: »Ich habe Ihre Papiere fertig gemacht. Sie können sie nun haben. Wohin werden Sie sich wenden? Nach Neuhamburg?«
    »Nein«, sagte Benjacomin. »Ich hatte an Olympia gedacht.«
    »Olympia ist in Ordnung«, stimmte der Vorsitzende zu. »Aber überstürzen Sie nichts. Die Chancen für einen Fehlschlag stehen zwar nur eins zu tausend, doch wenn Sie scheitern, werden wir vermutlich dafür bezahlen müssen.« Er lächelte gezwungen und überreichte Benjacomin einen Blankoscheck über die gesamte Arbeitskraft und das gesamte Vermögen von Viola Siderea. »Es wäre verdammt hart für uns, wenn Sie sich auf dem Handelsplaneten so viel leihen müssten, dass uns nichts anderes mehr übrigbleibt, als ehrlich zu werden – und Sie dann alles verlieren würden.«
    »Keine Bange«, beruhigte ihn Benjacomin. »Ich werde es schaffen.«
     
    Es gibt einige Welten, auf denen alle Träume sterben, aber das von viereckigen Wolken bedeckte Olympia gehört nicht dazu. Die Augen der Männer und Frauen Olympias sind hell, denn sie sehen nichts.
    »Helligkeit war die Farbe des Schmerzes«, sagte Nachtigall, »als wir noch sehen konnten. Wenn dein Auge dich quält, dann reiß dich selbst heraus, denn der Fehler liegt nicht im Auge, sondern in der Seele.«
    Derartige Weisheiten gehörten zum täglichen Leben auf Olympia, wo die Siedler schon vor langer Zeit erblindet waren und sich nun den Sehenden als überlegen dünkten. Radardrähte kitzeln ihre lebenden Gehirne; sie können Strahlung ebenso gut wahrnehmen wie Tiermenschen, vor deren

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