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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Augen kleine Aquarien hängen. Ihre Bilder sind scharf, und sie verlangen Schärfe. Ihre Gebäude ragen in unmöglichen Winkeln empor. Ihre blinden Kinder singen Lieder, während das maßgeschneiderte Klima seinen festgelegten Fortgang nimmt, so geometrisch wie ein Kaleidoskop.
    Dorthin ging Benjacomin Bozart. Unter den Blinden mehrten sich seine Träume, und er bezahlte mit Geld für Informationen, die vor ihm noch nie ein lebender Mensch erhalten hatte.
    Mit scharfkantigen Wolken und wässrigen Himmeln schwamm Olympia an ihm vorbei wie die Träume eines anderen Menschen. Er hatte nicht vor, dort längere Zeit zu verweilen, denn er hatte ein Rendezvous mit dem Tod in dem stickigen, glänzenden Weltraum um Norstrilia.
    Als Benjacomin Olympia erreicht hatte, machte er sich an die Vorbereitungen für seinen Angriff auf Altnordaustralien. An seinem zweiten Tag auf dem Planeten hatte er sehr großes Glück. Er begegnete einem Mann namens Lavender, und er war sicher, den Namen schon einmal gehört zu haben. Er war zwar kein Mitglied seiner eigenen Diebesgilde, aber dafür ein wagemutiger Schurke von schlechtem Ruf in den Sternenwelten.
    Es war kein Zufall, dass er Lavender getroffen hatte. Sein Kopfkissen hatte ihm während der letzten Wochen im Schlaf Lavenders Geschichte fünfzehnmal erzählt. Und immer, wenn er träumte, träumte er Träume, die von der norstrilischen Gegenspionage in sein Bewusstsein eingepflanzt worden waren. Sie hatten Olympia vor ihm erreicht, und sie waren darauf vorbereitet, ihm genau das zu geben, was er verdient hatte. Die norstrilische Polizei war nicht grausam, aber sie war entschlossen, ihre Welt zu beschützen. Und sie war entschlossen, den Mord an einem Kind zu sühnen.
    Das letzte Gespräch, das Benjacomin mit Lavender führte, um von diesem die Zustimmung für den geplanten Handel einzuholen, verlief dramatisch.
    Lavender weigerte sich, mitzumachen. »Ich werde nirgendwo aufspringen. Ich werde nirgendwo etwas rauben. Ich werde überhaupt nichts mehr stehlen. Ich war ein Gangster, ja, das war ich. Aber ich werde mich nicht umbringen lassen, und genau das verlangen Sie von mir.«
    »Denken Sie daran, wie viel uns das einbringen wird. Diese Reichtümer! Ich sage Ihnen, da steckt mehr Geld drin, als irgendjemand je erbeutet hat.«
    Lavender lachte. »Sie meinen wohl, ich hätte so etwas noch nie gehört, wie? Sie sind ein Gauner, und ich bin ein Gauner. Derartige Spekulationen liegen mir nicht. Ich bin ein Schläger, und Sie sind ein Dieb, und ich werde Sie nicht fragen, was Sie vorhaben … Aber zuerst will ich mein Geld haben.«
    »Ich habe es noch nicht bekommen«, gab Benjacomin zu.
    Lavender erhob sich. »Dann hätten Sie nicht mit mir reden sollen. Denn es wird Sie Geld kosten, mein Schweigen zu erkaufen, ob Sie mich nun engagieren oder nicht.«
    Das Feilschen begann.
    Lavender war in der Tat ein hässlicher Mann. Er war ein sanfter, normaler Mensch, der sich viel Mühe gegeben hatte, böse zu werden. Sünde bedeutet sehr viel Arbeit – allein die Anstrengung, die sie erfordert, verrät sich oft im menschlichen Gesicht.
    Bozart starrte ihn an, leicht lächelnd und nicht einmal verächtlich. »Legen Sie auf mich an, denn ich muss etwas aus meiner Tasche holen.«
    Lavender kam der Aufforderung nicht nach. Er zog keine Waffe. Sein linker Daumen strich langsam über die Handkante.
    Benjacomin bemerkte das Zeichen, aber er reagierte nicht darauf. »Schauen Sie«, sagte er. »Ein planetarischer Kreditbrief.«
    Lavender lachte. »Auch davon habe ich gehört.«
    »Nehmen Sie ihn.«
    Der Abenteurer nahm die lamellierte Karte an sich. Seine Augen wurden groß. »Sie ist echt«, keuchte er. »Sie ist echt.« Er blickte auf, ungleich freundlicher als zuvor. »Ich habe noch nie eines von diesen Dingern gesehen. Was sind Ihre Bedingungen?«
    In der Zwischenzeit liefen helle, lebhafte Olympier vor und hinter ihnen vorbei. Sie alle trugen Kleider in dramatisch kontrastierendem Schwarz und Weiß; unglaubliche geometrische Muster glühten auf ihren Gewändern und Hüten. Die beiden Feilschenden ignorierten die Eingeborenen. Sie konzentrierten sich auf ihre Verhandlungen.
    Benjacomin fühlte sich sehr sicher. Er verpfändete die Dienste des gesamten Planeten Viola Siderea für ein ganzes Jahr im Austausch gegen die volle und uneingeschränkte Unterstützung des Kapitäns Lavender, einst Mitglied der internen Weltraumpatrouille der Imperialen Flotte. Er überreichte den Schuldschein. Die einjährige

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