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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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bohren.
    Mutter Hudson hörte ein Gurgeln. Einer der Nerze hatte es geschafft, die Pfote freizubekommen, und offensichtlich damit begonnen, seine eigene Kehle zu zerfleischen. Sie hörte, wie Fell zerriss, Adern aufgeschlitzt wurden. Sie horchte, ob diese eine Stimme abbrechen würde, aber sie war sich nicht sicher. Die anderen machten zu viel Lärm. Ein Nerz weniger.
    Dort, wo sie saß, war sie teilweise von den telepathischen Wellen abgeschirmt, aber nicht von allen. Sie selbst, so alt sie auch war, fühlte, wie ekelerregende, wilde Träume sie überfielen. Sie zitterte vor Hass bei dem Gedanken an die Wesen, die irgendwo dort draußen litten – schrecklich litten, denn sie waren nicht durch die eingebauten Sicherungen des norstrilischen Kommunikationssystems abgeschirmt.
    Sie fühlte das wilde Pochen längst vergangener Lust. Sie hungerte nach Dingen, von denen sie noch nicht einmal mehr wusste, dass sie sie einst gekannt hatte. Sie durchlief die Krämpfe der Furcht, die von den Hunderten von Tieren ausging.
    Unbewusst stellte sich ihrem gesunden Verstand die Frage: Wie lange werde ich das noch ertragen können? Wie lange werde ich es noch ertragen müssen? Gott, sei gut zu deinem Volk hier auf dieser Welt! Sei gut zu mir armem altem Ding.
    Das grüne Licht leuchtete auf.
    Mutter Hudson drückte einen Knopf an der Seite ihres Sessels. Zischend begann Gas zu strömen. Während sie das Bewusstsein verlor, wusste sie, dass auch ihre Katsen augenblicklich betäubt wurden.
    Sie würde vor ihnen erwachen und dann ihre Pflicht tun: Die Lebenden überprüfen, jenen herausnehmen, der sich selbst die Kehle zerfetzt hatte, die anderen, die an Herzanfällen gestorben waren, heraussuchen, die übrigen neu verteilen, ihre Wunden behandeln, sie lebend und schlafend versorgen – schlafend und glücklich, im Schlafe lebend und sich paarend –, bis der nächste Ruf kommen würde, um sie zur Verteidigung der Schätze zu wecken, die Segen und Fluch zugleich für ihre Heimatwelt waren.

VI
    Alles war perfekt verlaufen. Lavender hatte ein illegales Planoform-Schiff aufgetrieben. Das war keine geringe Leistung, denn Planoform-Schiffe wurden sehr streng kontrolliert, und sich auf illegale Weise eines zu verschaffen, war eine Aufgabe, mit der ein ganzer Planet voller Gauner ein ganzes Menschenleben lang beschäftigt gewesen wäre.
    Lavender war mit Geld überschüttet worden – mit Benjacomins Geld.
    Der auf ehrbare Art angesammelte Reichtum des Diebesplaneten war für Fälschungen und hohe Schulden verpfändet worden, imaginäre Transaktionen, die den Computern für Schiffe und Ladungen und Passagiere eingegeben wurden, die fast unentwirrbar in den Handelsbeziehungen zwischen zehntausend Welten aufgehen würden.
    »Soll er doch dafür bezahlen«, sagte Lavender zu einem seiner Kumpane, einem offensichtlichen Kriminellen, der ebenfalls ein norstrilischer Agent war. »Damit gibt er gutes Geld für schlechtes aus. Sie sollten am besten einen Großteil davon verschleudern.«
    Kurz bevor Benjacomin abflog, übermittelte ihm Lavender noch eine Botschaft. Er schickte sie direkt an den Go-Kapitän, der gewöhnlich keine Meldungen übermittelte. Der Go-Kapitän war eigentlich Reservekommandeur der norstrilischen Flotte, aber man hatte ihn sorgfältig angewiesen, sich nicht als solcher zu erkennen zu geben.
    Die Botschaft betraf die Planoform-Zulassung – weitere zwanzig Stroontabletten, die für Viola Siderea eine mehrhundertjährige Belastung bedeuten konnten. Der Kapitän sagte: »Das brauche ich gar nicht durchzugeben. Die Antwort ist ja.«
    Benjacomin betrat den Kontrollraum. Das widersprach zwar den Vorschriften, aber er hatte das Schiff gechartert, um gegen Vorschriften zu verstoßen.
    Der Kapitän sah ihn scharf an. »Sie sind ein Passagier. Verschwinden Sie.«
    »Sie haben meine kleine Jacht an Bord«, erwiderte Benjacomin. »Ich bin, abgesehen von Ihren Leuten, der einzige Mensch an Bord.«
    »Verschwinden Sie. Es ist eine Strafe fällig, wenn man Sie hier erwischt.«
    »Das spielt keine Rolle«, winkte Benjacomin ab. »Ich werde sie bezahlen.«
    »Ach, werden Sie das? Werden Sie das?«, fauchte der Kapitän. »Sie können nicht zwanzig Stroontabletten bezahlen. Das ist albern. Niemand könnte so viel Stroon herbeischaffen.«
    Benjacomin lachte und dachte an die Tausende von Tabletten, die ihm bald gehören würden. Alles, was er zu tun hatte, war, das Planoform-Schiff zu verlassen, einmal zuzuschlagen, an den Katsen

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