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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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verrücktesten Nerzen, die jemals die Menschenheimat verlassen hatten. Aus diesen Nerzen hatten sie neue Lebewesen erschaffen, um die anderen Raubtiere abzuwehren, die die Schafe bedrohten, auf denen das Stroon wuchs.
    Aber diese Nerze waren schon wahnsinnig zur Welt gekommen. Generationen waren so gezüchtet worden, dass sie schon von Geburt an psychotisch waren. Sie lebten nur, um zu sterben, und sie starben, um am Leben zu bleiben. Dies waren die Katsen von Norstrilia. Tiere, in denen Furcht, Wut, Hunger und Sex unlösbar miteinander verbunden waren; die sich selbst oder einander auffressen konnten; die ihre Jungen oder Menschen oder alles fressen konnten, was organisch war; Tiere, die vor Mordlust kreischten, wenn sie Liebe empfanden; Tiere, geboren, um sich selbst mit einem wahnwitzigen, rasenden Hass zu verabscheuen, die nur überlebten, weil sie ihre wachen Momente auf einer Couch verbrachten, fest angeschnallt, Klaue an Klaue, so dass sie nicht die anderen oder sich selbst verletzten. Mutter Hudson ließ sie nur für einige Augenblicke in ihrem Leben erwachen. Sie vermehrten sich und töteten. Sie weckte immer nur zwei zur selben Zeit auf.
    Den ganzen Nachmittag ging sie von Käfig zu Käfig. Die Tiere schliefen fest. Die Nahrung wurde direkt in den Blutkreislauf injiziert; manchmal lebten sie jahrelang, ohne aufzuwachen. Sie ließ sie sich paaren, indem sie die Männchen nur teilweise aufweckte und die Weibchen nur insoweit, um veterinäre Behandlungen vorzunehmen. Sie selbst musste die Jungen von ihren Müttern trennen, nachdem die schlafenden Mütter geworfen hatten. Dann fütterte sie die Jungen einige wenige glückliche Wochen lang, bis sich die Natur erwachsener Tiere zeigte, ihre Augen rot vor Wahnsinn und Zorn wurden und sich ihre Gefühle in den schrillen, schrecklichen kleinen Schreien zeigten, die fürchterlich durch das Gebäude hallten; und ihre feinen, pelzigen Gesichter verzerrten sich, sie rollten mit ihren verrückten, glänzenden Augen und krümmten ihre scharfen, scharfen Klauen.
    Diesmal weckte sie keines der Tiere. Stattdessen schnallte sie die Haltegurte fester. Sie entzog ihnen die Nahrung. Sie verabreichte ihnen stimulierende Medikamente mit verzögerter Wirkung, die sie, wenn sie geweckt wurden, unverzüglich hellwach machen und die anfängliche Benommenheit ausschalten würden.
    Schließlich nahm sie selbst ein starkes Sedativ, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und wartete auf den Ruf.
    Wenn der Schock kam und der Ruf sie erreichte, würde sie tun müssen, was sie schon tausendmal zuvor getan hatte.
    Sie würde einen unerträglich lauten Ton durch das ganze Laboratorium hallen lassen.
    Hunderte mutierter Nerze würden dann erwachen. Und wach würden sie sich voll Hunger, Hass, Wut und Sex ins Leben stürzen, an ihren Gurten reißen und versuchen, einander, ihre Jungen, sich selbst, sie zu töten. Sie würden gegen alles und überall kämpfen und alles tun, was in ihrer Macht lag, um so weiterzuleben.
    Mutter Hudson wusste das.
    Mitten im Raum befand sich ein Verstärker. Der Verstärker war ein direktes, empathisches Relais, das in der Lage war, die einfacheren telepathischen Ausstrahlungen aufzufangen. In diesen Verstärker wurden die konzentrierten Emotionen der klainen Katsen von Mutter Hudson geleitet.
    Der Zorn, der Hass, der Hunger, der Sex – all das wurde bis weit über das Maß des Erträglichen verstärkt und angereichert. Und dann wurde das Wellenband, auf dem diese telepathischen Emissionen ausgesandt wurden, gleich hinter dem Studio, auf den hohen Türmen, die den Bergrücken säumten, noch einmal verstärkt. Und der Mond der Mutter Hudson, der sich geometrisch drehte, strahlte die Wellen kugelförmig ab.
    Von dem facettierten Mond aus erreichten sie die Satelliten  – sechzehn an der Zahl, die ein Teil des Wetterkontrollsystems zu sein schienen. Diese deckten nicht nur den Raum, sondern auch den nahen Subraum ab. Die Norstrilier hatten an alles gedacht.
    Die kurzen Stöße des Alarms drangen aus Mutter Hudsons Transmittertafel.
    Der Ruf ertönte. Ihr Daumen wurde taub.
    Das Geräusch kreischte. Die Nerze erwachten.
    Unvermittelt war der Raum von Geschnatter, Gekratze, Gezische, Geknurre und Geheule erfüllt.
    Inmitten des Lärms der Tierstimmen war noch ein anderes Geräusch zu hören: ein kratzender, schnappender Ton wie von Hagel, der auf einen zugefrorenen See fällt. Es waren die Klauen von Hunderten von Nerzen, die versuchten, sich durch Metallplatten zu

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