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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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noch ein wenig. M’sieu Macht, was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass ich, Maximilien Macht, mit einem braunhaarigen Mädchen leben oder sterben würde, das bereits verlobt ist.« Er lächelte wehmütig. »Und ich weiß nicht einmal, was ›verlobt‹ überhaupt bedeutet.«
    »Wir werden es herausfinden«, versprach Virginia. »Wann hat er das gesagt?«
    »Wer ist ›er‹?«, schrie ich sie an. »Um Gottes willen, worüber redet ihr überhaupt?«
    Macht blickte mich an und senkte seine Stimme, als er sprach. »Über den Abba-Dingo.« Zu Virginia sagte er: »Vorige Woche.«
    Sie wurde bleich. »Paul, Liebling, zu mir hat er nichts gesagt. Aber zu meiner Tante. Etwas, das ich nicht vergessen kann!«
    Ich drückte fest und zärtlich ihren Arm und versuchte ihr in die Augen zu blicken, aber sie sah zur Seite. »Was hat er gesagt?«, fragte ich.
    »Paul und Virginia.«
    »Paul und Virginia was?«
    Ich erkannte sie kaum wieder. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst. Sie war nicht wütend. Es war etwas anderes, etwas Schlimmes. Anspannung hatte sie gepackt. Etwas Ähnliches hatten wir seit Tausenden von Jahren nicht mehr erlebt. »Paul, halte dich an die einfache Tatsache, wenn dir das hilft. Die Maschine nannte dieser Frau unsere Namen  – aber sie nannte sie vor zwölf Jahren.«
    Macht stand so plötzlich auf, dass sein Stuhl umfiel und der Kellner herbeieilte. »Damit ist alles klar«, sagte er. »Wir werden zusammen dorthin zurückkehren.«
    »Wohin zurückkehren?«, wollte ich wissen.
    »Zum Abba-Dingo.«
    »Aber wieso jetzt?«, fragte ich.
    »Wird es denn funktionieren?«, fragte Virginia gleichzeitig.
    »Es funktioniert immer«, erwiderte Macht, »falls man sich ihm von der Nordseite her nähert.«
    »Und wie kommt man dorthin?«, erkundigte sich Virginia.
    Macht runzelte traurig die Stirn. »Es gibt nur einen Weg. Über den Alpha Ralpha Boulevard.«
    Virginia erhob sich. Und ich ebenfalls.
    Und als ich aufstand, da fiel es mir wieder ein. Der Alpha Ralpha Boulevard. Er war eine verfallene Straße, die am Himmel hing, blass wie ein Nebelstreifen. Er war einst eine Prozessionsstraße gewesen, über die die Eroberer herabstiegen und die Tribute hinaufgeschafft wurden. Aber jetzt war der Boulevard verfallen, in den Wolken verschwunden, und seit hundert Jahrhunderten der Menschheit nicht mehr zugänglich.
    »Ich kenne ihn«, sagte ich. »Er ist verfallen.«
    Macht entgegnete nichts, sondern starrte mich an, als sei ich ein Fremder …
    Virginia sagte mit stillem, blassem Gesicht: »Komm mit.«
    »Aber warum?«, fragte ich. »Warum?«
    »Du Narr«, fauchte sie. »Wenn wir schon keinen Gott haben, dann haben wir zumindest eine Maschine. Sie ist das einzige Ding auf oder außerhalb der Welt, das die Instrumentalität nicht versteht. Vielleicht kann sie die Zukunft voraussagen. Vielleicht ist sie eine Nicht-Maschine. Sicherlich stammt sie aus einer anderen Zeit. Kannst du das nicht begreifen, Liebling? Wenn sie sagt, dass wir wir sind, dann sind wir wir .«
    »Und wenn sie das nicht tut?«
    »Dann sind wir es eben nicht.« Ihr Gesicht war düster vor Gram.
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn wir nicht wir sind, dann sind wir Spielzeuge, Puppen, Marionetten, die von der Instrumentalität gelenkt werden. Dann bist du nicht du und ich bin nicht ich. Aber wenn der Abba-Dingo, der die Namen Paul und Virginia kannte, bevor alles geschah – wenn der Abba-Dingo sagt, dass wir wir sind, dann spielt es keine Rolle, ob er eine Weissagemaschine oder ein Gott oder ein Teufel oder sonst etwas ist. Es ist mir gleich. Ich will nur die Wahrheit erfahren.«
    Was hätte ich darauf schon antworten können? Macht ging voraus, sie folgte, und als Letzter kam ich. Wir ließen das Sonnenlicht der Fettigen Katze hinter uns; und als wir es hinter uns gelassen hatten, kam leichter Nieselregen auf. Der Kellner, der für einen Augenblick aussah wie der Roboter, der er war, blickte uns nach. Wir überquerten die Grenze zum Untergrund und begaben uns zur Düsenstraße hinunter.
     
    Als wir wieder herauskamen, befanden wir uns in einer Villengegend. Alle Häuser waren verfallen. Die Bäume hatten sich in die Villen gebohrt. Blumen überwucherten den Rasen, waren durch offene Türen eingedrungen und wuchsen in Zimmern ohne Dach. Wer brauchte schon ein Haus auf dem Land, wenn die Bevölkerungszahl der Erde so stark gefallen war, dass die Städte wohnlich und leer waren?
    Einmal glaubte ich eine Homunkuli-Familie mit Kindern zu sehen,

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