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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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schon jemand für die Beseitigung gekennzeichnet.«
    Die Glocke und die Bank überprüften mit hoher Geschwindigkeit alle Beseitigungsanlagen. Jestocost spürte, wie er am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand. Kein menschliches Wesen hätte sich die vielen tausend Muster merken können, die zu schnell für das menschliche Auge über die Glocke blitzten, aber das Gehirn, das die Glocke durch seine Augen beobachtete, war nicht menschlich. Es war vielleicht sogar selbst an einen Computer angeschlossen. Es war, dachte Jestocost, unter der Würde eines Lords der Instrumentalität, als menschliches Fernglas benutzt zu werden.
    Die Maschine schaltete sich ab.
    »Du bist eine Lügnerin«, rief Lord Issan. »Es gibt keinen Beweis.«
    »Vielleicht hat es der Außenweltler nur versucht«, sagte Lady Johanna.
    »Beschattet ihn«, forderte Lord William. »Wenn er schon antike Münzen stiehlt, dann stiehlt er auch andere Dinge.«
    Lady Johanna wandte sich an K’mell. »Du bist ein dummes Ding. Du hast unsere Zeit verschwendet und uns von ernsten Interwelt-Angelegenheiten abgehalten.«
    »Es ist reine interweltliche Angelegenheit«, weinte K’mell. Sie löste ihre Hand von Jestocosts Schulter, wo sie sich die ganze Zeit über befunden hatte. Der Körper-zu-Körper-Kontakt brach ab und damit auch die telepathische Verbindung.
    »Wir sollten ein Urteil fällen«, sagte Lord Issan.
    »Du hättest dafür bestraft werden können, K’mell«, erklärte Lady Johanna.
    Lord Jestocost hatte geschwiegen, aber ein Hauch Glück hatte ihn erfasst. Falls E’telekeli nur halb so gut war, wie es schien, dann besaßen die Untermenschen nun eine Aufstellung der Kontrollpunkte und Fluchtwege, die es ihnen erleichtern würde, sich der willkürlichen Verurteilung zu einem schmerzlosen Tod zu entziehen, der von den menschlichen Behörden verhängt wurde.

V
    In dieser Nacht erfüllte Gesang die Korridore.
    Ohne ersichtlichen Grund brachen die Untermenschen in Jubel aus.
    K’mell tanzte einen wilden Katzentanz für den nächsten Kunden, der noch am selben Abend von einer außerweltlichen Station zu ihr gekommen war. Als sie dann zu Hause war und zu Bett ging, kniete sie vor dem Bild ihres Vaters K’mackintosh nieder und dankte E’telekeli für das, was Jestocost getan hatte.
    Die Geschichte wurde erst einige Generationen später bekannt, als Lord Jestocost Verehrung durch die Untermenschen zuteil wurde und die Behörden, die noch immer nichts von E’telekeli wussten, die gewählten Vertreter der Untermenschen als Verhandlungspartner bei den Beratungen über bessere Lebensbedingungen anerkannten.
    K’mell war da schon seit langer Zeit gestorben.
    Doch hatte sie ein schönes, langes Leben gehabt.
    Sie wurde Küchenchefin, als sie zu alt war, um noch als Girlygirl zu arbeiten. Ihre Gerichte waren berühmt. Einmal besuchte Jestocost sie. Am Ende des Essens fragte er sie: »Unter den Untermenschen geht ein alberner Vers um. Außer mir kennt ihn kein menschliches Wesen.«
    »Ich kümmere mich nicht um Verse«, erwiderte sie.
    »Er heißt ›Das Was-sie-tat‹.«
    K’mell errötete bis zum Ausschnitt ihrer tief dekolletierten Bluse. Mit den Jahren war sie recht mollig geworden. Die Führung des Restaurants hatte dazu beigetragen. »Oh, dieser Vers«, sagte sie. »Er ist wirklich albern.«
    »In ihm steht, dass du dich in einen Hominiden verliebt hast.«
    »Nein«, sagte sie. »Das stimmt nicht.« Ihre grünen Augen, die so schön waren wie eh und je, blickten tief in seine. Jestocost fühlte sich unwohl. Die Sache nahm persönliche Züge an. Er mochte eher politische Beziehungen; persönliche Dinge verunsicherten ihn.
    Das Licht in dem Raum wechselte, und K’mells Katzenaugen funkelten ihn an, und sie sah aus wie das zauberhafte, feuerhaarige Mädchen, das er einmal gekannt hatte. »Ich war nicht verliebt. So kann man das nicht nennen …« Ihr Herz rief laut: Du warst es, du warst es, du warst es.
    »Aber der Vers«, beharrte Jestocost, »spricht von einem Hominiden. Es war nicht der Prins van de Schemering?«
    »Wer war denn das?«, fragte K’mell leise, während ihre Gefühle riefen: Oh, mein Liebster, wirst du es denn nie, nie erfahren?
    »Der starke Mann.«
    »Oh, der. Den hatte ich völlig vergessen.«
    Jestocost erhob sich vom Tisch. »Du hast ein gutes Leben gehabt, K’mell. Du bist Bürgerin, Komiteemitglied, eine führende Persönlichkeit. Und weißt du überhaupt, wie viele Kinder du bekommen hast?«
    »Dreiundsiebzig«, fauchte sie

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