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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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ihn an. »Dass es so viele sind, heißt noch lange nicht, dass ich sie nicht kenne.«
    Alles Scherzhafte fiel von ihm ab. Sein Gesicht war ernst, seine Stimme gütig, als er sagte: »Ich wollte dir nicht wehtun, K’mell.«
    Er erfuhr niemals, dass nach seinem Fortgang K’mell wieder zurück in die Küche gegangen war und dort eine Weile geweint hatte. Denn es war Jestocost gewesen, den sie unglücklich geliebt hatte, seit sie vor vielen Jahren einmal Kameraden gewesen waren.
    Selbst nachdem sie gestorben war, im Alter von fünf mal zwanzig und drei Jahren, sah er sie immer noch in den Gängen und Schächten von Erdhafen. Viele ihrer Urenkelinnen sahen genauso aus wie sie, und viele von ihnen übten den Girlygirl-Beruf mit großem Erfolg aus.
    Sie waren keine Halbsklaven mehr. Sie waren Bürger (niedrigen Grades), und sie besaßen Bildausweise, die ihr Eigentum, ihre Identität und ihre Rechte schützten. Jestocost war ihr aller Pate; oft wurde er verlegen, wenn die wollüstigsten Wesen des Universums ihm spielerisch Kusshände zuwarfen. Alles, was er verlangte, war die Erfüllung seiner politischen Leidenschaft und nicht die seiner persönlichen Wünsche. Er war immer verliebt gewesen, bis zum Wahnsinn verliebt …
    In die Gerechtigkeit selbst.
     
    Dann schlug schließlich seine eigene Stunde, und er wusste, dass er im Sterben lag. Doch er war nicht traurig darüber. Er hatte eine Frau gehabt, vor Hunderten von Jahren, und er hatte sie sehr geliebt, und ihre Kinder waren in den späteren Generationen der Menschheit aufgegangen.
    Als das Ende kam, wollte er noch etwas wissen, und er rief den Namenlosen (oder seinen Nachfolger), der sich tief in der Erde befand. Er rief ihn mit seinem Geist, bis es ein Schrei war.
    Ich habe Ihrem Volk geholfen.
    »Ja«, ertönte ein fernes, feines Flüstern in seinem Kopf.
    Ich sterbe. Ich muss es wissen: Hat sie mich geliebt?
    »Sie lebte ohne Sie weiter, so sehr liebte sie Sie. Sie ließ Sie gehen, um Ihretwillen, nicht weil sie es so wollte. Sie hat Sie wirklich geliebt. Mehr als den Tod. Mehr als das Leben. Mehr als die Zeit. Ihr werdet niemals getrennt sein.«
    Niemals getrennt?
    »Nein, nicht in der Erinnerung der Menschheit«, sagte die Stimme, und dann trat Stille ein.
    Jestocost legte sich auf das Kissen zurück und wartete darauf, dass der Tag zu Ende ging.

Ein Planet namens Shayol

I
    Es war ein ungeheurer Unterschied zwischen der Behandlung, die Mercer auf dem Passagierschiff erfuhr, und der auf der Fähre.
    Auf dem Passagierschiff rissen die Wächter Witze über ihn, wenn sie ihm das Essen brachten. »Schreien Sie nur recht schön und laut«, riet ein rattengesichtiger Steward, »damit wir auch wissen, dass Sie es sind, wenn am Geburtstag des Imperators die Klagen der Sträflinge übertragen werden.« Ein anderer, dicker Steward fuhr sich mit seiner feuchten Zungenspitze über seine dicken, purpurfarbenen Lippen und sagte: »Klarer Fall, Mann. Wenn Sie ständig Schmerzen hätten, dann wäre von Ihnen und der ganzen anderen Bande bald nicht mehr viel übrig. Irgendetwas wirklich Bedeutendes muss passieren, außer dem … wasweißich . Vielleicht verwandeln Sie sich in eine Frau. Oder in zwei Menschen. Hören Sie zu, Freundchen, wenn es wirklich etwas Verrücktes ist, dann lassen Sie es mich wissen …« Mercer sagte nichts. Mercer hatte genug eigene Sorgen, um sich auch noch über die Tagträume irgendwelcher widerlicher Menschen Gedanken zu machen.
    Auf der Fähre war alles ganz anders. Der biopharmazeutische Stab war flink, unpersönlich, und ehe Mercer wusste, wie ihm geschah, hatte man ihm die Fesseln abgenommen. Sie nahmen ihm auch seine Sträflingskleidung weg und ließen sie auf dem Passagierschiff. Als er auf die Fähre übersetzte, nackt wie er war, musterten sie ihn wie eine seltene Pflanze oder wie einen Körper auf dem Operationstisch. Fast lag etwas wie distanzierte Freundlichkeit in der klinischen Flinkheit ihrer Berührungen. Sie behandelten ihn nicht als Kriminellen, sondern als Objekt. Die Männer und Frauen in ihren Arztkitteln sahen ihn an, als ob er bereits tot wäre.
    Er wollte etwas sagen. Einer der Männer, älter und mit mehr Autorität ausgestattet als die anderen, sagte fest und entschieden: »Lassen Sie das mit dem Sprechen sein. Ich werde in kurzer Zeit mit Ihnen reden. Was wir jetzt tun, sind die Präliminarien, um Ihren physischen Zustand zu bestimmen. Bitte, drehen Sie sich um.«
    Mercer drehte sich um. Ein Pfleger rieb seinen Rücken

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