Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
starke Beruhigungsmittel gesetzt und versuchten nun, es mit einer Zuckerlösung zu füttern, die es auf intravenösem Weg erhielt. Geneviève erzählte Casher, dass das Pferd immer schwächer werde.
Der Weg zum Krankenhaus war mit Amethysten übersät.
Statt seines Raumanzugs trug Casher einen Helm, der die Atemluft mit Sauerstoff anreicherte. Seine Gastgeber hatten seine Befürchtungen über einen unkontrollierbaren Juckreiz, hervorgerufen durch den extrem niedrigen atmosphärischen Druck, ignoriert. Er sprach nicht weiter darüber, weil er noch immer hoffte, den grünen Rubin als Waffe in seinem privaten Befreiungskrieg gegen Colonel Wedders Herrschaft über die Zwölf Nile zu erhalten. Wann immer ihn der Juckreiz nicht so sehr quälte, erfreute er sich an dem Spaziergang und der Gesellschaft des schlanken, schönen Mädchens, das ihn über die Juwelenfelder zum Hospital führte. (In späteren Jahren fragte er sich manchmal, was alles hätte geschehen können. War der Juckreiz ein Teil seines Schicksals, das ihn errettet hatte, um die Freiheit der Stadt Kaheer und des Planeten Mizzer zu erkämpfen? Hätte ihn die unschuldige strahlende Lieblichkeit des Mädchens andernfalls dazu verführt, seiner Pflicht abzuschwören und für immer auf Pontoppidan zu bleiben?)
Das Mädchen trug für den Aufenthalt außerhalb der überkuppelten Stadt ein neues Make-up – ein freundliches pfirsichfarbenes Puder, welches das natürliche Rosa ihrer Wangen durchschimmern ließ. Ihre Augen, bemerkte er, waren von einem lebendigen, tiefen Grau; ihre Wimpern lang, ihr Lächeln unschuldig und so reizvoll, wie er es nicht für möglich gehalten hätte. Es war ein Wunder, dass der Erbdiktator nicht Duellen und Morden unter den jungen Männern Einhalt gebieten musste, die um ihre Gunst buhlten.
Schließlich erreichten sie das Krankenhaus, gerade als Casher glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, und Geneviève um Hilfe oder um einen Wagen bitten wollte, um wieder in die überdachte Stadt zurückzukehren und so dem schrecklichen Jucken zu entgehen.
Das Gebäude lag unter der Erde.
Der Eingang war prunkvoll. Diamanten und Rubine, so groß wie die Ziegelsteine von Mizzer, schmückten den Türrahmen, der offensichtlich aus emailliertem Stahl bestand. Kuraf hatte selbst in seiner generösesten Stimmung nie Geld für etwas wie diesen Türschmuck verschwendet.
Geneviève bemerkte Cashers Blick. »Es hat uns einen Haufen Credits gekostet«, sagte sie. »Wir mussten einen blinden Künstler von Olymp heranschaffen, der diese Emaillierarbeit für uns geschaffen hat. Der arme Mann. Er verbrachte den Großteil seiner Zeit damit, Edelsteine zu stehlen, obwohl er doch wissen musste, dass wir gerecht bezahlen und niemals jemanden mit Diebesgut entkommen lassen würden.«
»Was haben Sie mit ihm gemacht?«, fragte Casher.
»Wir bringen Diebe an den äußersten Rand des Weltraums und lassen sie dort von Lasern niedergestreckt zurück. Wir haben mehr bemannte Boote im Orbit kreisen als jeder andere mir bekannte Planet. Vielleicht verfügt Altnordaustralien über mehr Schiffe, aber niemand kommt nahe genug an Altnordaustralien heran, um lebend zurückzukehren und davon zu berichten.«
Mit diesen Worten betraten sie das Hospital.
Ein respektvoller Chefarzt bestand darauf, sie in seinem Büro festzuhalten und sie mit Tee und Konfekt zu bewirten, als sie um Erlaubnis für einen Besuch bei dem Pferd baten; die Höflichkeit verwehrte es ihnen, sich über die Einladung hinwegzusetzen. Schließlich hatten sie die Zeremonie hinter sich gebracht und gelangten in das Zimmer, in dem das Pferd lag.
Als sie direkt vor ihm standen, konnten sie sehen, wie sehr es gelitten hatte. Schnitte und Abschürfungen bedeckten den Großteil seines Körpers. Einer seiner Hufe war gesplittert – der Arzt erklärte ihnen, dass für die großen Mittelfingernägel, auf denen es ging, Huf die richtige Bezeichnung sei –, und der Arzt hatte eine Silber-Kadmium-Stange implantiert. Das Pferd hob den Kopf, als sie eintraten, aber als es sah, dass es nur noch mehr Menschen und keine Pferdemenschen waren, legte es resigniert den Kopf wieder hin.
»Wie sind die Aussichten, Doktor?«, fragte Casher und wandte sich von dem Tier an den Arzt.
»Kann ich Ihnen, Sir, zuerst eine dumme Frage stellen?«
Überrascht, konnte Casher nur zustimmend nicken.
»Sie sind ein O’Neill. Ihr Onkel ist Kuraf. Wie kommt es, dass man Sie Casher nennt?«
»Das lässt sich leicht
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