Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
können. Wenn es sich nicht um privilegierte Gäste handelt, gehört es sogar zu den normalen Gepflogenheiten. Sie gehören nicht zu den Privilegierten. Sie sind vielleicht ein Spion, der plant, uns zu berauben. Woher sollte ich das wissen? Ich würde keinen Diamantensplitter auf Ihre Chancen setzen, die nächste Woche noch zu erleben. Was wollen Sie mit dem Pferd anstellen? Vielleicht stimmt es den Diktator dankbar – und Sie werden vielleicht weiterleben dürfen.«
    Casher war so verblüfft über die Mitteilung und das Vertrauen des Arztes, dass er in der Hocke blieb und über sich selbst statt über das Pferd nachsann. Das Pferd leckte seine Hand, schien zu spüren, dass er Trost brauchte.
    Der Arzt hatte eine Idee. »Pferde und Hunde sind doch aneinander gewöhnt, nicht wahr? Zumindest seit den alten Zeiten in der Menschenheimat, als alle Menschen noch auf dem Planeten Erde lebten?«
    »Natürlich«, bestätigte Casher. »Während der Jagden auf Mizzer sind sie noch immer zusammen, aber durch die neuen Gesetze der Instrumentalität sind uns die Untermenschen-Verbrecher für die Jagd ausgegangen.«
    »Ich besitze eine gute Hündin. Sie spricht ausgezeichnet, aber sie liebt die Patienten so sehr, dass sie sie mit ihrer Liebe völlig verstört. Ich beschäftige sie jetzt unten im zweiten Untergeschoss, wo sie die Maschine zur Sterilisation des Geschirrs bedient.«
    »Schaffen Sie sie her«, bat Casher flüsternd. Dann erinnerte er sich, dass er nicht zu flüstern brauchte. Worauf er aufstand und zu Geneviève sagte: »Sie haben einen guten Hunde-Telepathen gefunden, der vielleicht das Bewusstsein des Pferdes erreichen kann. Möglicherweise wird uns das weiterhelfen.«
    Freundlich legte Geneviève Casher die Hand auf den Unterarm, mit der noblen Geste einer Prinzessin. Ihre Finger drückten seinen Arm. Wünschte sie ihm Glück, um dem gewohnheitsmäßigen Verrat ihres Onkels zu entkommen, oder war es lediglich der Impuls eines netten jungen Mädchens, das nicht wusste, wie es in der Welt zuging?

IV
    Das Interview verlief ausgezeichnet.
    Die Hundefrau war fast vollkommen menschlich. Sie wirkte wie eine müde, freundliche, erschöpfte alte Frau, die nicht wertvoll genug war, um die lebensverlängernde Santaclara-Droge zu erhalten, die man Stroon nannte. Ihr Leben bestand aus Arbeit, und sie hatte reichlich davon gehabt.
    Casher O’Neill fühlte einen neidvollen Stich, als er erkannte, dass Glück auf den unbedeutenden Dingen des Lebens beruhte und nicht auf einem großen Schicksal. Diese Hundefrau mit ihrem verhärmten Gesicht und ihrem strähnigen grauen Haar hatte mehr Liebe, Glück und Sympathie erlebt als Kuraf mit seinen Ausschweifungen, Colonel Wedder mit seiner Macht oder er mit seinem Kreuzzug. Warum war das Leben so? Gab es denn keine Gerechtigkeit? Wie sollte eine erschöpfte, wertlose alte Hundefrau glücklich sein, wenn er es nicht war?
    »Sorgen Sie sich nicht deswegen«, riet sie. »Sie werden darüber hinwegkommen und dann glücklich sein.«
    »Über was?«, fragte Casher. »Ich habe nichts gesagt.«
    »Aber ich habe es gehört«, erwiderte sie und meinte damit, dass sie eine Telepathin war. »Sie sind Ihr eigener Gefangener. Eines Tages werden Sie in Bedeutungslosigkeit und Glück versinken. Sie sind ein guter Mensch. Sie versuchen, sich selbst zu helfen, aber Sie mögen dieses Pferd wirklich sehr.«
    »Natürlich«, bestätigte Casher. »Es ist ein mutiges altes Pferd, das es geschafft hat, aus einer solchen Hölle herauszuklettern und zu den Menschen zurückzukehren.«
    Als er das Wort Hölle aussprach, weiteten sich ihre Augen, aber sie sagte nichts. In seinem Inneren sah er das Zeichen eines Fisches in eine dunkle Mauer geritzt vor sich und spürte, wie sie ihm telepathisch übermittelte: So haben auch Sie ein wenig Kenntnis von dem »Dunklen Wundervollen Wissen«, das sich bis jetzt noch nicht der ganzen Menschheit offenbart hat!
    Er gab ihr in Gedanken ein Kreuz zurück und wandte sich dann wieder ausschließlich dem Pferd zu, aus Furcht, dass ihre telepathische Unterredung abgehört werden könnte und sie mit schrecklichen Strafen rechnen mussten.
    »Sollen wir beginnen?«, fragte sie laut.
    »Beginnen wir«, sagte er und nickte.
    Geneviève trat heran. Ihr feingeschnittenes, schönes, ausdrucksvolles Gesicht leuchtete vor Aufregung. »Kann ich … kann ich daran teilnehmen?«
    »Warum nicht?«, sagte die Hundefrau und blickte Casher an. Er nickte. Die drei ergriffen einander an den Händen,

Weitere Kostenlose Bücher