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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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ferngesteuerte Raketen bauen, und sie verfügten sogar über Waffen wie den Kaskaskis-Effekt, den wir bisher noch nicht wieder neu entwickeln konnten. Die Dunklen Zeitalter waren nicht dunkel, weil die Menschen Technik oder Wissenschaft vergessen hatten. Sie waren dunkel, weil die Menschen den Menschen vergaßen. Es bedeutet harte Arbeit, menschlich zu sein, und es ist eine Arbeit, die fortgeführt werden muss, oder sie war ganz umsonst. Meine Herren, das Pferd richtet uns. Betrachten Sie einmal dieses Wort, meine Herren. ›Zivilisation‹ ist ein Frauenwort. Es gab weibliche Schriftsteller in einem Land, das man Frankreich nannte, und sie machten dieses Wort in dem dritten Jahrhundert vor der Weltraumfahrt populär. ›Zivilisiert‹ zu sein, bedeutete für die Menschen, sanft, freundlich, zahm zu sein. Wenn wir dieses Pferd töten, sind wir wild. Wenn wir das Pferd freundlich behandeln, sind wir sanft. Meine Herren, ich habe nur eine einzige Stimme dafür, und diese wird nur ein einziges Wort aussprechen. Dann sollten Sie abstimmen, frei abstimmen.«
    Nach diesen Worten ging ein Raunen durch die Anwesenden. Philip Vincent fand offensichtlich Vergnügen an der Aufregung, die er verursacht hatte. Er ließ sie eine oder zwei Minuten lang flüstern, bevor er sanft auf den Tisch klopfte und sagte: »Meine Herren, sind Sie bereit?«
    Zustimmendes Gemurmel ertönte. »Es ist noch immer eine Frage der öffentlichen Gelder!«, versuchte Bashnack einzuwenden, aber seine Nachbarn brachten ihn zum Schweigen. Es wurde still am Tisch. Alle Gesichter waren dem Erbdiktator zugewandt.
    »Meine Herren, die Erklärung. Geneviève, ist es so, wie du mir zu sagen auftrugst? Ist Zivilisation an erster Stelle die Wahl der Frau und erst später die des Mannes?«
    »Ja«, sagte Geneviève frohgemut und lächelte heiter.
    Die Versammlung endete mit Gelächter und Applaus.

V
    Einen Monat später saß Casher O’Neill in einer Kabine eines mittelgroßen Planoformschiffes. Pontoppidan lag weit hinter ihnen. Der Erbdiktator hatte seinen Entschluss nicht rückgängig gemacht und ihn mit grünen Strahlen niedergestreckt.
    Casher besaß seltsame Erinnerungen, keine schlechten für einen jungen Mann. Er erinnerte sich an Geneviève, daran, wie sie im Garten weinte.
    »Ich bin romantisch«, rief sie und trocknete ihre Augen an dem Ärmel seines Umhangs. »Rechtlich bin ich die Besitzerin dieses Planeten, reich, mächtig, frei. Aber ich kann nicht fort von hier. Ich bin zu wichtig. Mein Onkel kann nicht das tun, was er tun möchte – er ist der Erbdiktator, und er muss immer das tun, was der Rat nach wochenlangem Geschnatter beschließt. Ich kann Sie nicht lieben. Sie sind ein Prinz und ein Wanderer, und Reisen und Schlachten und Gerechtigkeit und seltsame Dinge erwarten Sie. Ich kann nicht gehen. Ich bin zu wichtig. Ich bin zu süß! Ich bin zu schön. Ich hasse, ja ich hasse mich manchmal. Bitte, Casher, können Sie nicht einen Flieger stehlen und mit mir in den Raum fliehen?«
    »Die Laser Ihres Onkels würden uns in Stücke schneiden, bevor wir außer Reichweite wären.« Casher hielt sie an der Hand und sah ihr freundlich ins Gesicht. In diesem Moment spürte er nicht die grimmige, aggressive, glückliche Glut, die ein tüchtiger junger Mann in der Gegenwart einer schönen und sanften jungen Frau fühlt. Er empfand etwas Seltsameres, Weicheres, Stilleres – ein Gefühl, das sehr süß für die Gedanken und erholsam für die Nerven war. Es war die einfache, klare Freundschaft eines Menschen zu einem anderen. Er ergriff eine Chance um ihretwillen, denn das »dunkle Wissen« war herrlich, aber sehr gefährlich, wenn es in die falschen Hände geriet.
    Er nahm ihre beiden schönen, kleinen Hände in seine, so dass sie zu ihm aufblickte und in seinen Augen erkennen musste, dass er sie nicht küssen wollte. Etwas an seiner Haltung ließ sie entdecken, dass ihr ein viel wertvolleres Geschenk angeboten wurde als ein romantischer Kuss unter freiem Himmel in einem Garten. Nebenbei bemerkt, hätte es auch nur das Berühren zweier Helme bedeutet.
    Mit ruhiger, freundlicher Stimme sagte er: »Sie erinnern sich an die Hundefrau, die sich um das Geschirr in dem Krankenhaus kümmerte?«
    »Natürlich. Sie war gut und leuchtete von innen heraus und war glücklich, und sie half uns allen.«
    »Arbeiten Sie mit ihr hin und wieder zusammen. Fragen Sie nichts – sagen Sie nichts. Arbeiten Sie nur mit ihr gemeinsam an ihren Maschinen. Sagen Sie ihr, ich hätte

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