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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Reiters auf seinem Rücken. Verschwommen, wie in einer Halluzination, konnte Casher auch das kleine Orbitschiff sehen, in dem das alte Pferd, einen vergnügten Kadetten auf dem Rücken, schwebte und galoppierte.
    Dort oben, in der Schwerelosigkeit, würde das alte, abgenutzte Herz des Pferdes noch viele, viele Jahre lang seinen Dienst tun.
    Dann sah er wieder das Paradies des Pferdes. Das Donnern der anderen Hufe versuchte ihn zu überholen, aber es gelang ihm, alles hinter sich zu lassen. Und am Ende der Strecke erwarteten ihn ein Stall, ein Junge, der ihn abrieb, zerkleinertes, saftiges Grünfutter und im Morgengrauen der Blick einer Stute.
    Das Pferd von Pontoppidan fühlte sich weise. Es hatte Menschen vertraut – Menschen, die Quelle aller Freundlichkeit, aller Grausamkeit, aller Macht zwischen den Sternen. Und die Menschen waren gut zu ihm gewesen. Das Pferd fühlte sich wieder sehr wie ein Pferd. Casher O’Neill spürte, wie der alte Körper am Flussufer entlanglief, wie ein Traum der Macht, wie die Vollendung des Dienstes, wie die endgültige Erfüllung der Freundschaft.

Planet der Stürme

I
    »Morgen früh um zwei Uhr fünfundsiebzig«, sagte der Administrator zu Casher O’Neill, »werden Sie dieses Mädchen mit einem Messer töten. Um zwei Uhr siebenundsiebzig wird Sie ein schneller Bodengleiter aufnehmen und hierher zurückbringen. Dann wird der Schnellkreuzer Ihnen gehören. Ist das ein Angebot?«
    Er streckte seine Hand aus, als ob er wollte, dass Casher sie schütteln sollte, vermutlich als eine Art Schwur oder Vertrag.
    Casher wollte den Mann nicht beleidigen, griff nach seinem Glas und sagte: »Lassen Sie uns zuerst auf das Geschäft anstoßen!«
    Die schnellen, ruhelosen, hin und her schießenden Augen des Administrators musterten Casher misstrauisch von oben bis unten. Warme, feuchte Seeluft wehte durch den Raum. Der Administrator schien kriegerisch, argwöhnisch, wachsam zu sein, aber unter der dünnen Maske aus Feindseligkeit verbarg sich ein anderes Gefühl, von dem Casher nur einen Hauch wahrnehmen konnte. Müdigkeit, wurzelnd in abgrundtiefer Verzweiflung; Verzweiflung, deren Ursprung allumfassende Müdigkeit war.
    Dieses andere Gefühl, das Casher wie ein Schemen erschien, war tatsächlich sehr ungewöhnlich. Auf all seinen Reisen von einer besiedelten Welt zur anderen war Casher vielen merkwürdigen Männern und Frauen begegnet. Aber noch nie war er auf jemanden wie diesen Administrator gestoßen – brillant, verschroben, überheblich. Seine Anrede lautete »Commissioner«, und er war ein Exlord der Instrumentalität, der auf dem Planeten Henriada lebte, dessen Bevölkerung von sechshundert Millionen Menschen auf vierzigtausend gesunken war. Die lokale Regierung existierte nicht mehr, und dieser seltsame Mann mit dem Titel eines »Administrators« war die einzige Autorität, die dieser Planet kannte.
    Er würde jedenfalls Casher O’Neill einen seiner Großkreuzer zur Verfügung stellen, und dieser war fest entschlossen, mit dessen Hilfe nach Hause zu seinem Heimatplaneten zu segeln und Colonel Wedder, den Usurpator von Mizzer, abzusetzen.
    Der Administrator blickte Casher scharf und wachsam an, dann hob er ebenfalls sein Glas. Das grüne Zwielicht färbte den Likör und ließ ihn wie ein fremdartiges Gift erscheinen. Es war nur irdischer Byegarr, und trotzdem ein wenig stark.
    Nach einem Schlückchen, einem einzigen Schlückchen, entspannte sich der ältere von beiden ein wenig. »Sie wollen mich vielleicht betrügen, junger Mann. Sie denken vielleicht, ich sei ein alter Narr, der auf einem fast verlassenen Planeten herumläuft. Vielleicht glauben Sie sogar, dass der Tod dieses Mädchens eine Art Verbrechen ist. Aber es ist keineswegs ein Verbrechen. Ich bin der Administrator von Henriada, und ich habe in jedem der letzten achtzig Jahre befohlen, das Mädchen zu töten. Sie ist ja noch nicht einmal ein richtiges Mädchen, kein Wahrer Mensch. Nur ein Untermensch. Ein Tierabkömmling, der in einen Diener umgewandelt wurde. Ich kann Sie auch zu einem Hilfspolizisten ernennen, wenn Ihnen das Ihren Auftrag leichter macht. Oder zum Chef der Polizei. Vielleicht ist das sogar noch besser. Ich habe seit über hundert Jahren keinen Polizeichef mehr gehabt. Sie sind mein Polizeichef. Sie werden morgen mit Ihrer Arbeit beginnen. Das Haus ist leicht zu finden. Es ist das größte und schönste aller auf diesem Planeten noch verbliebenen Häuser. Gehen Sie morgen früh dorthin. Fragen Sie nach

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