Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
zerschnittene Fläche. Außerdem befanden sich auf der Karte über ein Dutzend heller Punkte. Gosigo betrachtete sie konzentriert.
    Die Karte flackerte, verschwand, löste sich in rotes Chaos auf.
    Gosigo drückte einen anderen Knopf, und sie konnten wieder durch die Windschutzscheibe sehen.
    »Was war das denn?«, fragte Casher.
    »Eine miniaturisierte Radarrakete. Ich habe sie in zwölf Kilometer Höhe geschickt, um mich zu orientieren. Sie hat das Bild dessen, was sie gesehen hat, übertragen, und ich habe es eben auf unseren Radarschirm gelegt. Die Wirbelstürme sind heftiger als gewöhnlich, aber ich glaube, wir schaffen es. Haben Sie auf den oberen rechten Teil der Karte geachtet?«
    »Den oberen rechten Teil?«
    »Ja, den oberen rechten Teil. Haben Sie gesehen, was sich dort befand?«
    »Wieso? Nichts. Dort befand sich nichts.«
    »Sie haben vollkommen Recht«, nickte Gosigo. »Was bedeutet das für uns?«
    »Ich verstehe Sie nicht«, erklärte Casher. »Ich glaube, es bedeutet, dass sich dort nichts befindet.«
    »Wieder richtig. Aber lassen Sie mich Ihnen etwas sagen. Dort befindet sich niemals etwas.«
    »Niemals etwas?«
    »Genau. An dieser Stelle befindet sich niemals etwas auf der Karte. Das ist der östliche Teil von Ambiloxi. Das ist Beauregard. Es erscheint nie auf der Karte. Dort geschieht nichts.«
    »Kein schlechtes Wetter – nie?«
    »Niemals.«
    »Warum nicht?«
    » Sie erlaubt es nicht«, sagte Gosigo ernst, als ob seine Worte einen Sinn ergäben.
    »Sie meinen, ihre Wettermaschinen arbeiten?«, erkundigte sich Casher, griff nach der einzig möglichen rationalen Erklärung.
    »Ja«, nickte Gosigo.
    »Warum?«
    »Sie bezahlt dafür.«
    »Wie kann sie das? Der ganze Planet Henriada ist bankrott.«
    »Ihr Teil nicht.«
    »Hören Sie auf, mich zu verwirren. Sagen Sie mir, wer sie ist und was das alles bedeutet.«
    »Legen Sie Ihren Kopf in das Netz. Ich spreche nicht in Rätseln, weil es mir gefällt. Man hat mir befohlen, nicht darüber zu reden.«
    »Weil Sie ein Vergessener sind?«
    »Was hat das damit zu tun! Sprechen Sie nicht auf diese Art mit mir. Denken Sie daran, ich bin kein Tier oder ein Untermensch. Ich mag für einige Stunden Ihr Diener sein, aber ich bin ein Mensch . Sie werden es noch früh genug herausfinden. Festhalten! «
    Der Bodengleiter wurde abrupt abgebremst, die Dornenzähne fraßen sich in den federnden festen Neoasphalt der Straße. In dem Moment, als sie zum Stehen kamen, begannen die Spiralen sich ihren Weg in den Boden zu fräsen. Die Plötzlichkeit des Abbremsmanövers ließ Cashers Augen hervorquellen; dann klammerte er sich an die Armlehnen des Sitzes, als der Wirbelsturm direkt nach ihrem Fahrzeug griff, immer und immer wieder daran zerrte. Die gewaltigen Spiralen hielten, und er fühlte, wie das Fahrzeug dem gigantischen Sog der Luft widerstand.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, rief Gosigo über den Lärm des Sturmes hinweg. »Die Düsen auf dem Dach pressen uns nach unten. Diese Fahrzeuge kommen nicht oft von der Straße ab.«
    Casher versuchte sich zu entspannen.
    Der Trichter des Wirbelsturmes, der fast wie ein lebendes Wesen wirkte, zerrte noch ein- oder zweimal an ihnen und glitt dann weiter.
    Diesmal hatte es keinen Hinweis auf die Luftwale gegeben, die auf den Stürmen ritten. Casher hatte nur Regen und Wind und Zerstörung gesehen.
    Der Wirbelsturm war binnen eines Augenblicks verschwunden. Geisterähnliche Gestalten folgten ihm mit gewaltigen, stampfenden Sprüngen.
    »Windmenschen«, erklärte Gosigo und blickte ihnen gelangweilt nach. »Wilde Menschen, die gelernt haben, auf Henriada zu leben. Sie sind nicht mehr als Tiere. Wir sind dem Gebiet der Lady sehr nahe. Sie wagen es nicht, uns hier anzugreifen.«
    Casher war zu betäubt, um Fragen zu stellen oder Einwände zu erheben.
    Und wieder richtete sich das Fahrzeug auf und kroch über die glatte, schmale, gewundene Neoasphaltstraße, und es schien, als sei die Maschine selbst froh darüber, zu funktionieren und gut zu funktionieren.

VI
    Casher konnte sich nie genau entsinnen, wann sie die heulende Wildnis Henriadas verlassen hatten und in die Ruhe und Schönheit der Gebiete von Murray Madigan eingekehrt waren. Er konnte sich an das Gefühl erinnern, nicht aber an die Ereignisse.
    Die Stadt Ambiloxi entzog sich ihm vollständig. Es war eine so normale Stadt, eine so gewöhnliche Stadt, dass er sich kaum ihr Bild vor Augen führen konnte. Alte Menschen saßen auf den hölzernen Bürgersteigen und

Weitere Kostenlose Bücher