Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
richteten ihren Nachmittagsblick auf die Fremden, die an ihnen vorbeikamen. In einer geraden, langen Hauptstraße standen Pferde zwischen den parkenden Fahrzeugen. Es wirkte wie ein friedliches Bild aus alten Tagen.
Es gab weder einen Hinweis auf die Wirbelstürme noch auf die Beschädigungen und Verwüstungen, wie sie in der Umgebung des Hauses von Rankin Meiklejohn zu sehen waren. Hier und da tauchten einige Untermenschen und Roboter auf, aber sie waren so geschickt entworfen, dass sie fast genau wie Wahre Menschen aussahen. Selbst die Gebäude besaßen keine Befestigungen gegen die furchtbaren Stürme, die den blühenden Planeten Henriada in einen Zustand der Verwahrlosung und Verwüstung versetzt hatten.
Gosigo, der ein bemerkenswertes Geschick besaß, das Offensichtliche festzustellen, sagte tonlos: »Hier arbeiten die Wettermaschinen. Es gibt keinen Grund für besondere Vorsichtsmaßnahmen.«
Aber er hielt nicht in der Stadt, um eine Ruhepause einzulegen oder sie mit Erfrischungen, Gesprächen oder Treibstoff zu versorgen. Ernst und schnell fuhr er hindurch, der riesige bewaffnete Bodengleiter auf der Suche nach Lücken zwischen den friedlichen und schutzlosen Fahrzeugen. Er fuhr, als habe er dieselbe Route schon oft zuvor benutzt und kenne die Strecke sehr gut.
Hinter Ambiloxi erhöhte er die Geschwindigkeit, aber verglichen mit der rasenden Flucht vor den Stürmen im ersten Teil der Reise bewegten sie sich langsam und behäbig. Die Landschaft war erdähnlich – feucht – und der Großteil des Bodens war mit Pflanzen bedeckt.
Alte Radartürme, die der Raketenabwehr dienten, säumten die Straße. Casher konnte sich ihren möglichen Nutzen nicht vorstellen, zumal ihn ihr Anblick überzeugte, dass sie schon lange außer Betrieb waren.
»Wofür benötigen Sie Antiraketenradar?«, fragte er. Jetzt, da sich sein Kinn nicht mehr in dem Kopfnetz befand, konnte er bequem sprechen.
Gosigo drehte sich um und schenkte ihm einen schmerzlichen Blick, in den sich Qual und Verwirrung mischten. »Antiraketenradar? Antiraketenradar? Ich kenne dieses Wort nicht, obwohl mir scheint, dass ich es kennen müsste …«
»Radar ist das, was wir vorhin während des Sturmes benutzt haben, als die Sicht blockiert war.«
Gosigo wandte sich wieder dem Steuer zu, und sie glitten scharf an einem Baum vorbei. »Das? Das sind nur künstliche Bilder. Warum verwenden Sie das Wort ›Antiraketenradar‹? Solche Geräte gibt es hier nur in dieser Maschine, obwohl die Herrin uns vielleicht beobachtet, falls sie ihre Anlage eingeschaltet hat.«
»Diese Türme. Sie sehen aus wie Antiraketentürme aus den alten Zeiten.«
»Türme? Hier gibt es keine Türme.«
»Sehen Sie«, rief Casher. »Dort stehen zwei von ihnen.«
»Kein Mensch hat sie erbaut. Es sind keine Gebäude. Es sind nur Luftkorallen. Einige von den Korallen, die die Menschen von der Erde mitbrachten, sind mutiert und können in der Luft leben. Die Menschen hatten sie als Windschutz angepflanzt, bevor sie dann doch beschlossen, Henriada aufzugeben und auszuwandern. Sie haben jetzt nicht mehr viel Nutzen, aber sie sind hübsch anzuschauen.«
Sie fuhren einige Minuten lang schweigend weiter. Floridamoos hatte die großen Bäume überzogen. Sie befanden sich in Meeresnähe. Kleine Sümpfe tauchten rechts und links der Straße auf; hier, wo es die endlosen Wirbelstürme nicht gab, erinnerte alles an einen Park. Das Gebiet von Beauregard unterschied sich von allen anderen Landstrichen auf Henriada – ein Gebiet friedlicher Wildnis in einer Welt, die überall sonst in Verwüstung und Zerfall dahindämmerte. Selbst Gosigo schien entspannter, fröhlicher, während er den Bodengleiter über die sanft ansteigende Straße steuerte.
Gosigo seufzte, beugte sich nach vorn, betätigte die Schalthebel und brachte das Fahrzeug zum Stehen. Dann wandte er sich Casher zu und blickte ihn offen an. »Sie haben Ihr Messer?«
Automatisch griff Casher danach. Es war noch dort, ruhte sicher in seinem Stiefelschaft. Er nickte nur.
»Sie haben Ihre Befehle?«
»Sie meinen, das Mädchen zu töten?«
»Ja«, bestätigte Gosigo, »das Mädchen zu töten.«
»Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Sie hätten das Fahrzeug nicht anzuhalten brauchen, nur um es mir noch einmal zu sagen.«
»Ich sage Ihnen nun«, erklärte Gosigo, und sein weises Hindugesicht zeigte weder Humor noch Abscheu, »tun Sie es.«
»Sie meinen, sie zu töten? Sofort?«
»Tun Sie es. Sie haben Ihre Befehle.«
»Das
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