Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
müssen Sie mich schon selbst entscheiden lassen. Es handelt sich immerhin um mein Gewissen. Kontrollieren Sie mich im Auftrag des Administrators?«
»Diesem betrunkenen Narren? Ich habe nichts mit ihm zu schaffen, außer dass ich ein Vergessener bin und ihm gehöre. Nun befinden wir uns auf ihrem Territorium. Sie gehen und tun, was immer sie will. Sie haben den Befehl, sie zu töten. In Ordnung. Töten Sie sie.«
»Sie meinen – sie will ermordet werden?«
»Natürlich nicht!«, entfuhr es Gosigo mit dem Unwillen eines Erwachsenen, der einem wissbegierigen Kind zu viele Dinge erzählen muss.
»Wie kann ich sie dann töten, ohne zu erfahren, um was es eigentlich geht?«
»Sie weiß es. Sie kennt sich. Sie kennt ihren Gebieter. Sie kennt diesen Planeten. Sie kennt mich, und sie weiß einiges über Sie. Gehen Sie und töten Sie sie, denn das sind Ihre Befehle. Wenn sie sterben will, dann liegt es nicht an mir oder an Ihnen, darüber zu entscheiden. Es ist ihre Angelegenheit. Wenn sie nicht sterben möchte, werden Sie keinen Erfolg haben.«
»Ich würde gern die Person sehen, die mich bei einem schnellen Angriff mit dem Messer aufhalten kann. Haben Sie ihr gesagt, dass ich komme?«
»Ich habe ihr nichts gesagt, aber sie weiß, dass wir kommen, und warum man Sie zu ihr schickt. Denken Sie nicht darüber nach. Tun Sie nur, was man Ihnen gesagt hat. Springen Sie mit Ihrem Messer auf sie zu. Sie wird sich darum kümmern.«
»Aber …« »Stellen Sie jetzt keine Fragen mehr. Folgen Sie einfach Ihren Befehlen und denken Sie daran, dass sie sich um Sie kümmern wird. Sogar um Sie.« Gosigo setzte den Bodengleiter wieder in Bewegung.
Nach weniger als einem Kilometer hatten sie eine niedrige Hügelkette überquert, dann lag Beauregard vor ihnen – ein Gebäude an der Meeresküste, mit weiß leuchtenden Säulen, mit Laubengängen, die in der klaren Luft schimmerten, mit gepflegten Gärten, in denen Zwergpalmen blühten.
Casher O’Neill war ein mutiger Mann, aber er spürte, wie seine Handflächen feucht wurden, als ihm klarwurde, dass er in einer oder zwei Minuten einen Mord begehen würde.
VII
Der Bodengleiter verlor an Geschwindigkeit und blieb stehen. Ohne ein Wort öffnete Gosigo die Luke. Die Luft war mild, feucht, salzig und trotzdem frisch.
Casher sprang hinaus und lief auf die Tür zu. Er war überrascht, als er spürte, dass seine Beine zitterten, während er lief. Er hatte schon zuvor getötet, Wahre Menschen in richtigen Kämpfen. Warum sollte ihm dann ein simples Tier Sorgen machen?
Die Tür bremste seinen Lauf.
Ohne nachzudenken versuchte er, den Türknauf zu drehen. Er ließ sich nicht bewegen, und es existierte kein Hinweis auf einen automatischen Öffnungsmechanismus. Dies war in der Tat ein sehr antiquiertes Haus. Er schlug mit seinen Händen gegen die Tür. Die Schläge dröhnten. Er konnte nicht sagen, ob sie auch im Innern des Hauses zu vernehmen waren. Kein Geräusch und kein Echo drangen durch die Tür.
Er begann die Formel zu rezitieren: »Ich möchte den Herrn und Meister Madigan sprechen …«
Die Tür öffnete sich.
Vor ihm stand ein kleines Mädchen.
Er kannte sie. Er hatte sie immer gekannt. Sie war ihm das Liebste aus seiner Kindheit. Sie war die Schwester, die er nie gehabt hatte. Sie war seine Mutter, als sie noch jung gewesen war. Sie war in diesem wunderbaren Alter, zwischen zehn und dreizehn, in dem das Kind – wie die Redewendung lautete – »ein altes Kind und noch kein unreifer Erwachsener ist«. Sie war freundlich, sanft, intelligent, erwartungsvoll, still, einladend, furchtlos. Sie wirkte wie jemand, der nie aus seinem Leben entschwunden war, und dabei wusste er ganz genau, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Casher hörte seine Stimme sich nach dem Herrn und Meister Madigan erkundigen, während er sich im Hintergrund seines Bewusstseins fragte, wer das Mädchen wohl sein mochte. Madigans Tochter? Weder Rankin Meiklejohn noch sein Vertreter hatten irgendetwas von einer menschlichen Familie gesagt.
Das Kind sah ihn gleichmütig an.
Er musste aufgehört haben, ihr seine Frage zu stellen.
»Meister Madigan«, sagte das Kind, »empfängt heute niemanden, aber ich stehe zur Verfügung.« Sie blickte ihn gelassen und sanft an. In ihrem Ausdruck lag eine Spur von Humor und Furchtlosigkeit.
»Wer bist du?«, stieß Casher hervor.
»Ich bin die Verwalterin dieses Hauses.«
»Du?«, rief er, und wilder Alarm stieg in ihm hoch.
»Mein Name«, sagte sie, »ist
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